20. April 2024

Der Tag nach dem Unwetter – Spaß mit der Bahn

Liebe Freunde von der DB,

heute war kein guter Tag für uns. Dass nach einem Unwetter erst einmal aufgeräumt werden muss: Geschenkt. Zugverspätungen weil eingleisige Streckenführung: Auch geschenkt. Aber dass trotz heftigster Kritik und wiederkehrenden Versprechungen des Bahnvorstands eine solche Betriebssituation zu völligem Informationschaos führt, darf einfach nicht mehr passieren. Aber der Reihe nach:

Der ICE 640/650 von Berlin nach Köln wurde bis kurz vor Abfahrt auf dem Berliner Hauptbahnhof mit +10 (Verzögerung aus vorheriger Fahrt angezeigt). Angezeigt? Na ja: Ausgerechnet die am zentralsten gelegene Zuganzeigetafel stellte nur Pixelmüll dar. Die Lautsprecherdurchsagen? Von der Blechelse gesprochenen Texte waren kaum zu hören, weil zu leise.

Zu dem Zeitpunkt, wo der Zug hätte eintreffen sollen (und den Ostbahnhof längst hätte verlassen müssen) wurden dann erst 40 und später 55 Minuten Verspätung wegen einer Streckenstörung angezeigt. Da andere Züge fuhren, konnte diese Störung eigentlich nicht auf der Stadtbahn vorgelegen haben. Oder doch? Eine Info wäre mal nett gewesen.

Als Nächstes blieb der Zug dann auf der Verbindungskurve in Lehrte stehen. Eingleisige Streckenführung als Folge des Unwetters. Verbindungskurve? Ja richtig: Die Strecke nach Braunschweig. Auch diese Information wurde bis kurz vor Braunschweig Hauptbahnhof nicht gegeben. Ist ja für den Fahrgast auch nicht wichtig dass mindestens noch mal 30 weitere Minuten hinzukommen.

Nächste Zwangspause: Bielefeld Hauptbahnhof. Weitere 20 Minuten sollten hinzukommen, weil der Ersatz für den Lokführer nicht rechtzeitig eingetroffen ist. Nun gut: Gesetzlich vorgegebene Lenkzeiten sind einzuhalten.

Nächste Station: Nächster Spaß. Offensichtlich wurde in Hamm nicht rechtzeitig ein zweiter Lokführer gefunden. Also keine Zugteilung in Hamm. Irgendwann zwischen Hamm und Dortmund erreichte uns dann die Durchsage, dass der Zug wahrscheinlich in Duisburg enden würde. Duisburg? Aber eigentlich saß ich doch im Zugteil via Hagen und Wuppertal. Die ersten Fahrgäste machten sich auf in Richtung Dienstabteil. Dann kam die Durchsage, dass diese Info nur für den vorderen Zugteil gelte und man in Dortmund bitte in einen IC am gleichen Bahnsteig wechseln solle. Wohlgemerkt: Ca. drei Minuten vor Eintreffen in Dortmund!

Statt des erwarteten IC 2229 fuhr aber der nachfolgende ICE der Linie 10 aus Berlin ein. Auch sehr gut gefüllt. Keine Minute später dann der IC 2229 an einem anderen Bahnsteig. Vom Bahnsteigsprecher keine Info, ob die Leute aus dem 650er stattdessen den ICE nehmen sollten. Also wieder einmal rennen mit 25kg Koffer.

Auch wenn bei der DB Fahrzeugmangel herrscht, eine Situation die sie sich größtenteils selbst zuzuschreiben hat, einfach einen Zug irgendwo enden zu lassen ist ein No-Go. Sicherlich ist Dortmund jetzt kein Kaff und genügend Anschlüsse vorhanden, aber: Der durchschnittliche Reisende ist mit einer solchen Situation völlig überfordert. Wenn dann auch noch die Reisendenbetreuung am Bahnsteig fehlt ist es nicht weit zur völligen Panik.

Ich durfte von Berlin bis Dortmund umzingelnd von nörgelnden und überforderten Passagieren sitzen. Keine Freude. Ein paar der Mitreisenden waren lange Zeit keine Bahn mehr gefahren. Nach heute werden sie das auch garantiert nicht mehr machen.

Mir tun die Mitarbeiter in den Zügen leid, die die sich ändernden Informationen auch nur scheibchenweise erhalten und das weitergeben, was ihnen vorliegt. Das muss besser und vor Allem weitsichtiger gehen.

Marc-Oliver Schaake

Lotus / IBM / HCL Notes Professional Mag Reisen mit dem Zug, insbesondere mit Nachtzügen Kartenzahler seit 1987

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