29. März 2024

Ein Wochenende in Wrocław ohne Bargeld. Na ja fast.

Wer meine Tweets oder diesen Blog verfolgt, der weiß, dass in Polen Bargeld eigentlich nahezu überflüssig ist und man getrost auch ohne mehr als gut zurecht kommt.

Für diejenigen, für die das Neuland ist oder sich das nicht so richtig vorstellen können folgt hier ein kleiner Bericht von meiner Reise mit Torsten und Max.

Zunächst einmal muss man wissen, dass in Polen mit maestro, V-Pay, MasterCard und VISA die wichtigsten Karten flächendeckend in Handel und Gastronomie auch für Kleinstbeträge akzeptiert werden. Mit American Express sieht es eher mau aus. Fast alle Terminals sind weiterhin kontaktlos.

Torsten und ich haben uns in der Grenzstadt Görlitz in Niederschlesien (Neusprech: „Ost-Sachsen“) getroffen und sind gemeinsam mit der Koleje Dolnośląskie nach Breslau gefahren. Die Tickets hierfür habe ich über die Applikation SkyCash per Handy bezogen. SkyCash dient hauptsächlich zum Bezug von Nah- und Fernverkehrstickets sowie dem Lösen von Parkscheinen. Es kann mit vorhandenem Guthaben oder hinterlegter MasterCard oder VISA bezahlt werden. Ein Einzug von einem polnischen Bankkonto ist ebenfalls möglich. (Kosten pro Person für 165km 27,10 PLN = 6,30€)

In Breslau angekommen haben wir uns erst einmal Fahrkarten für den ÖPNV geholt. Ich habe wieder SkyCash genutzt und Torsten hat in der Tram mit seiner kontaktlosen MasterCard zugeschlagen. Kosten für 48h Fahrspaß ohne Betriebspause: 20 PLN = 4,65€.

Die erste kostenpflichtige Besichtigung führte uns hoch hinauf auf den Skytower, dem aktuell höchsten Wohn- und Geschäftsgebäude Polens. Im 49. Stock befindet sich eine rund um verglaste Aussichtsplattform, von der aus man einen herrlichen Blick über die ganze Stadt hat. Die 11 PLN für das Ticket ließen sich nur bar begleichen kontaktlos bezahlen. Max war so nett und hat am Tag zuvor für uns zugeschlagen. Die Erstattung der ca. 2,59€ haben wir per PayPal vorgenommen.

Das Abendessen im polnischen Restaurant Kurna Chata ließ sich selbstverständlich kontaktlos bezahlen. Da ich an dem Morgen um 2:45 aufgestanden bin, war dann der erste Abend für mich auch hiermit beendet.

Am Samstag starteten wir mit einem, angesichts der Temperaturen von bis zu 31C, recht sportlichen Rundgang. Hala Targowa und Ostrów Tumski standen zuerst auf dem Programm. Danach ging es zur Basisstation der Seilbahn „Polinka“, deren anderes Ende sich auf einem riesigen Hochschulcampus befindet. Für die recht kurze Überfahrt verlangt der Betreiber 3 PLN, die sich natürlich mit Karte bezahlen lassen. Wenn nicht, wie am Wochenende, an beiden Endstellen die Automaten gestört gewesen wären. Also doch der Griff zum Bargeld. Ärgerlich, zumal sich die Tickets auch nicht via Skycash buchen lassen.

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Weiter ging es zur Jahrhunderthalle. Auf dem sehr weitläufigen Gelände mit See und Liegewiese stehen eine Reihe von Streedfood-Trucks. Mit einer Ausnahme nehmen alle, wie in Polen selbstverständlich, Karten ohne Mindestumsatz an. Als alter Ruhri habe ich mir Pommes mit Currywurst gegönnt. Die 10 PLN / 2,34€ konnte ich ohne Probleme kontaktlos mit der MasterCard bezahlen.

 

Am frühen Abend haben wir noch einen Abstecher zu Barbara gemacht. Dahinter verbirgt sich der Anlaufpunkt für Fragen zum Kulturhauptstadtjahr inkl. angeschlossenem Bistro. Sowohl den Kaffee (7,50 PLN = 1,74€) als auch das T-Shirt konnte man mit Karte bezahlen.

Der Aufstieg zur „Büßerinnenbrücke“ hoch oben zwischen den Türmen der Maria-Magdalenenkirche, kostete 5 PLN. Obwohl in der Kirche überall dafür geworben wurde, deren Fanpage auf Facebook zu liken, liebte man es dort in Sachen Bezahlung eher klassisch. Sobald die Münze im Kasten klingt, die Seele aus dem Feuer springt.

Wie nicht anders zu erwarten ließen sich das Abendessen sowie der Absacker in einer Bar am Rynek wieder bargeldlos bezahlen.

Sonntag sollte es zurück ins Drittweltland Deutschland gehen. Das benötigte Zugticket am Bahnhof ließ sich genauso problemlos mit Karte bezahlen, wie der Kaffee im Starbucks. Aber das ist ja auch selbst in Deutschland mittlerweile möglich.

Zum Abschied mussten noch einmal 2,50 PLN in bar her. Der Betreiber der Bahnhofstoiletten (sehr sauber und gepflegt) hat noch nicht umgerüstet. In Krakau, Warschau und Posen lässt sich das Geschäft längst kontaktlos verrichten.

Max und Torsten haben kulinarisch noch ein wenig mehr zugeschlagen. Egal ob Knysna, Zapikanka oder Schlemmereien im Café. Auch dort blieb der Bargeldvorrat unangetastet.

Wie ihr seht ist das im Ausland alles längst selbstverständlich. Nur in Deutschland diskutieren rückständige Händler und Gastronomen, sowie vom Stockholm-Syndrom befallene Verbraucher, über Kosten, technische Probleme bei der Akzeptanz oder Überwachung durch Banken, Staat und Krankenkassen.

Mein nächster Zwischenstop führte mich nach Berlin. Dort traf ich dann auf einer Tagung zwei Schweden. Die hatten zum ersten Mal seit zwei Jahren wieder Scheine und Münzen in der Hand und konnte nicht verstehen, wie wir Kunden uns das in Deutschland gefallen lassen.

Das alles bestärkt mich in meiner Absicht, in Zukunft noch stärker Cash-Only Geschäfte zu boykottieren.

Marc-Oliver Schaake

Lotus / IBM / HCL Notes Professional Mag Reisen mit dem Zug, insbesondere mit Nachtzügen Kartenzahler seit 1987

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