25. April 2024
Gamla Stan - Altstadt

Eine Woche Stockholm mit dem Zug

Schweden im Allgemeinen und Stockholm im Besonderen, werden seit Jahren als Beispiel bemüht, wenn es um das Thema Leben ohne Bargeld geht. Heerscharen von Journalist*innen diverser deutscher Publikumsmedien haben sich in der Vergangenheit mit einem Bündel Schwedischer Kronen aufgemacht, um dann davon zu berichten, wie wenig man dieses bedruckte Papier im Alltag dort noch mag und dass „man dort selbst einen Kaffee“ mit Karte bezahlt.

Auch wenn sich in Deutschland immer noch einige Unternehmen hartnäckig weigern, ihren Kund*innen die Möglichkeit zum bargeldlosen Bezahlen zu bieten, so sind inzwischen weder die Nutzung einer öffentlichen Toilette (Sanifair), der Kauf eines Bustickets oder das Bezahlen von zwei Brötchen mit Apple Pay wirklich etwas Ungewöhnliches.  In sofern hat sich natürlich der Effekt des Exotischen arg abgenutzt.

Damit haben sich auch die ganzen Berichte erübrigt, die stets aus einer Warte „wie von einem anderen Stern“ geschrieben wurden. Dennoch entschloss ich mich am 31.12.2019, an der Hotelbar eines ibis in Barcelona sitzend, zur Buchung von sechs Übernachtungen in Stockholm. Dazu setzte ich einen verbliebenen Gutschein aus dem Priceless-Specials Programm von Mastercard i.H.v. 500€ ein. Ich hatte Gutscheine im Gegenwert von insgesamt 1.200€ nur durch das Bezahlen von Alltagsausgaben mit Karte gesammelt. Das nur am Rande.

Kurz nach der Buchung über TUI liefen dann in der Tagesschau die ersten Berichte über mysteriöse Erkrankungen in Wuhan.

Nach ziemlich viel Stress mit TUI, die mir erst einmal den vollständigen Reisepreis von meiner Kreditkarte abgebucht haben, sich Monate für Kunden unsichtbar gemacht haben, wenig hilfreichem Support der Bayern Card Service in Sachen Chargeback und der Weigerung, die Übernachtungen auf einen späteren Zeitpunkt zu verlegen, kam am Ende doch noch alles gut.

TUI überwies plötzlich die Differenz zurück und das von mir direkt kontaktierte Hotel, hatte im Gegensatz zu TUI kein Problem damit, die Übernachtungen ins Jahr 2021 zu verschieben.

Irgendwann im Juli 2021 fiel mir auf, dass ich bis Ende August die Übernachtungen wahrnehmen müsste und so machte ich mich daran, die Reise zu planen. Eines war natürlich vorab klar: Genau wie Lissabon, Rom und Barcelona sollte es mit dem Zug nach Stockholm gehen.

Anreise mit der Bahn

Für die Anreise mit der Bahn gibt es aktuell zwei gängige Möglichkeiten. Tagsüber verkehren ab Hamburg Intercity-Züge nach Kopenhagen. Dort muss man einmal in den alle 20 Minuten verkehrenden Öresund-Zug nach Malmö wechseln und kann dort einen Intercity nach Stockholm besteigen. Alternativ verkehrt saisonal ein privater Nachtzug ab Berlin über Hamburg. Dieser führt Sitz- und Liegewagen, die ab Malmö an einen Tageszug gekoppelt werden, welcher auch ein Bistro mit sich führt.

Nachteil der Nachtzugverbindung ist, dass es keine Schlafwagen gibt und man aktuell ein ganzes 6er-Abteil im Liegewagen buchen muss, um etwas Privatsphäre zu haben, was aufgrund der anhaltenden Pandemie auch gar nicht anders geht.

Die Preise für ein solches Abteil liegen aktuell zwischen 300€ und 400€ für eine einfache Fahrt. Angesichts der doch etwas rustikalen Komfortklasse war mir das eindeutig zu teuer. Wer hingegen mit Freunden oder Familie reist, für den ist das Angebot durchaus interessant. Fahrplan und Tickets für den Snälltåget gibt es hier.

Tickets für die Tagesverbindung

Grundsätzlich lässt sich die Verbindung von Deutschland bis Stockholm komplett bei der DB in einem Ticket buchen. Allerdings mit einer kleinen, aber doch bedeutenden Einschränkung: Den Sparpreis Europa gibt es für Schweden nur in der 2. Klasse. Aber gerade auf so einer langen Strecke weiß man irgendwann das Mehr an Beinfreiheit und Sitzkomfort in der 1. Klasse zu schätzen. Bei der DB muss man aber hierfür mit einem Flexpreis ziemlich tief in die Tasche greifen, hat dafür aber natürlich die vollen Fahrgastrechte, falls es unterwegs zu Anschlussverlusten kommen sollten.

Also entschloss ich mich dazu, die Tickets in Malmö zu splitten. Bis dahin kommt man mit Sparpreis und Super-Sparpreis Europa der DB. Den Rest der Strecke bucht man über die Webseite der schwedischen Bahn SJ.

Gerade das DB-Ticket von/nach Malmö sollte man frühzeitig buchen. Mit BahnCard habe ich für einen stornierbaren Sparpreis 1. Klasse hin (ab Dresden) 106,15€ und zurück (nach Köln) 97,15€ gezahlt. Ab Köln gibt es mit mehreren Wochen Vorlauf Preise ab 69,05€ unter Berücksichtigung der 25% einer BahnCard.

Preise für Verbindung Köln-Malmö mit BahnCard
Preise für Verbindung Köln-Malmö mit BahnCard

 

Genau wie bei der Deutschen Bahn, bietet die Schwedische Bahngesellschaft SJ auch verschiedene Tarifmodelle an: Nicht stornierbar, gegen kleine Gebühr vor Abfahrt umbuchbar und flexibel. Die Preise variieren dabei zwischen rund 20€ (2. Klasse) und rund 120€ (1. Klasse) je nach Wochentag und Tageszeit. Ich habe mich jeweils für einen umbuchbaren Tarif entschieden. Tendenziell ist die Verbindung zwischen Hamburg und Kopenhagen die am meisten ausgelastete, so dass sich hier die 1. Klasse auf jeden Fall lohnt.

Kosten für Zugfahrkarten (1. Klasse, BahnCard 25/50)

Dresden - Malmö DB 106,15 €
Malmö - Stockholm SJ 64,21 €
Stockholm - Malmö SJ 73,03 €
Malmö - Köln DB 97,15 €
Gesamt 340,54 €

Wie immer, wenn man mit gesplitteten Tickets reist: Im Falle eines Anschlussverlusts sind erst einmal die Fahrgastrechte zumindest für einen Teil der Strecke futsch. Daher sollte immer genug Zeit zum Umsteigen eingeplant werden.

Das Prequel: Dresden-Hamburg

In der Woche vor meinem Stockholm-Aufenthalt war ich noch eine Woche dienstlich bei einem langjährigen Kunden in Dresden. Am Freitag habe ich dort gegen 12:15 den Laptop zugeklappt und habe mich auf den Weg zum Bahnhof gemacht. Für den ersten Teil der Strecke nutzte ich einen tschechischen EuroCity-Zug. Dieser verfügt über ein wunderbares Zugrestaurant, wo es zu mehr als fairen Konditionen, eine reichhaltige Auswahl an Speisen und tschechischem Bier vom Fass gibt. Hier ein paar Eindrücke:

Grundsätzlich ist das Bezahlen mit internationalen Karten (girocard nur über Co-Badge Maestro oder V Pay) im tschechischen Speisewagen möglich. Es wird allerdings in tschechischen Kronen abgerechnet, was bei vielen Banken extra kostet. Leider hapert es entlang der Strecke Dresden-Berlin-Hamburg an der Mobilfunkverbindung, so dass die Kellner meist darauf hinweisen, dass Kartenzahlung frühestens fünf Minuten vor einem großen Bahnhof sicher funktioniert. Auf der Hinfahrt passte das noch. Auf der Rückfahrt ging funktechnisch so wenig, dass meine bis Berlin mitreisende Kollegin etwas Bargeld aus der Tasche zog und ich ihr meinen Anteil per PayPal erstattet habe. Die Versorgung unserer Bahnlinien mit Mobilfunk ist auch 2021, und damit 29 Jahre nach Einführung des Mobilfunkstandard GSM, in vielen Regionen noch immer ein Trauerspiel.

Da ich mich gegen den Nachtzug nach Stockholm entschieden habe, ging es nun erst einmal in Hamburg ins Hotel. Ein Tip für Bahnreisende ist das ibis Hamburg Alster Centrum, welches sich nur wenige Gehminuten vom Bahnhof entfernt im Stadtteil St. Georg direkt gegenüber dem legendären Hotel Atlantic befindet.

Hamburg-Kopenhagen im dänischen Intercity (IC3)

Pünktlich ging es um 08:55 in Hamburg mit einem IC3 der Dänischen Staatsbahn los. Dabei handelt es sich, obwohl die Strecke vollständig elektrifiziert ist, um Dieseltriebzüge. Diese lassen sich relativ flexibel zu längeren Einheiten kuppeln. Die Führerstände sind wegklappbar und schaffen so Platz für einen Durchgang zwischen den einzelnen Einheiten. Die Gummilippen wiederum halten Zugluft und Geräusche draußen.

Ein Bordbistro gibt es nicht. In der Mitte des Zuges befindet sich ein Snackautomat (nur Kartenzahlung möglich), der Kaltgetränke und Schokoriegel verkauft. Ab Padborg, dem ersten Halt hinter der dänischen Grenze gab es teilweise einen kleinen Bordverkauf mit Kaffee und Schokoriegeln. In der ersten Klasse wurden Kannen mit heißem Wasser und Kaffeebecher mit integrierter Kapsel für Instant-Kaffee, sowie verschiedene Teebeutel und Mineralwasser aufgestellt.

Das ist soweit schon ganz OK. Was leider gar nicht OK war: Der Zug verkehrte am Hamburg, wo er die Nacht verbrachte, komplett ohne WC-Papier. Da gleichzeitig auch keine Papierhandtücher vorhanden waren, konnten die vielen Reisenden des nahezu ausgebuchten Zuges glücklicherweise auch nicht damit die ansonsten sauberen Toiletten verstopfen. Wenn ich eines auf dem Open’er-Festival gelernt habe, dann: „Bring your own paper“ für den Fall der Fälle.

Apropos Toiletten im IC3: Aufgrund der Anordnung der Toiletten und der Bauform des Zuges hat man keinen wirklich guten Überblick über den Besetzt-Zustand, so dass eigentlich ständig Leute hin- und her auf der Suche nach einem „stillen Örtchen“ durch den Zug laufen und sich vor den einzelnen WC-Kabinen Schlangen bilden. Verschärft wird das noch dadurch, dass die 2. Klasse häufig sehr voll ist und man sich seinen Weg durch Koffer und Rucksäcke bahnen muss.

Ich hoffe, dass die für diese Strecke geplanten Talgo-Züge hier für etwas Entspannung sorgen werden.

Das WiFi funktioniert so gut, wie es Draußen Mobilfunk gab. Ab der dänischen Grenze ganz passabel. Davor gab es doch größere Lücken.

Grenzkontrollen (Personalausweis und Sichtprüfung des COVID-Impfzertifikat) gab es in Padborg. Während die Grenzbeamten noch medizinische Masken trugen, arbeitete das dänische Zugteam „Oben ohne“.

Highlights der Strecke waren die Hochbrücke in Rendsburg, sowie – natürlich – das Überqueren und Unterqueren des großen Belts.

Mit fünf Minuten Verspätung erreichten wir dann um 13:37 den Kopenhagener Bahnhof auf einem Außenbahnsteig. Zum Bahnsteig des Öresund-Zugs musste man baustellenbedingt einmal eine Treppe hoch und eine Straße überqueren und am anderen Ende wieder runter auf einen Bahnsteig.

Der Öresund-Zug von Kopenhagen nach Malmö

Da die Zugbindung des deutschen Tickets nur bis Flensburg (Gr.) bestand, hätte ich einen x-beliebigen Zug nach Malmö wählen können. Genug Puffer zum Intercity nach Stockholm war eingeplant, jedoch entschloss ich mich dazu, den Rundgang im Bahnhof auf die Rückfahrt zu verschieben und lieber schnell nach Malmö zu gelangen.

Via Kopenhagen Flughafen und der Öresund-Brücke ging es in 39 Minuten weiter zum Hauptbahnhof von Malmö. Die Züge sind sehr modern und in der ersten Klasse für einen Regionalzug äußerst komfortabel. Die für den Grenzbahnhof Malmö-Hyllie angekündigten Grenzkontrollen sind irgendwie ausgefallen. Der Bahnsteig dort ist jedenfalls durch Gitter vom Rest des Bahnhofs abgetrennt, so wie man es bspw. von Brussel-Zuid kennt.

Der Bahnhof Malmö verfügt über vier unterirdische Durchfahrtgleise, auf denen auch der Öresund-Zug verkehrt und einen oberirdischen Kopfbahnhof, der in einer geschlossenen Halle endet, von wo aus die Intercity-Züge nach Stockholm verkehren.

Intercity von Malmö nach Stockholm

Der Intercity vom Typ X2000 fährt mit bis zu 200km/h die Strecke nach Stockholm in knapp 4,5 Stunden. Landschaftlich ist die Tour jetzt nicht so spannend. Wälder wechseln sich mit Feldern und gelegentlich mal einem kleineren See ab.

Auch hier gibt es Gratis-Kaffee und Tee. Auf der Rückfahrt sollte dann noch ein kostenloses Frühstück im Fahrpreis enthalten sein.

Öffentlicher Nahverkehr in Stockholm

Der Nahverkehr ist in Schwedens Hauptstadt sehr gut ausgebaut. Die Stationen der U-Bahn („Tunnelbana“) sind sehr sauber. Züge verkehren meist in dichtem Takt, wobei man darauf achten muss, dass mehrere teils parallel verlaufende Linien die gleiche Farbe, aber unterschiedliche Liniennummern besitzen. Das finde ich persönlich aber einfacher als in London, wo in den Außenästen Linien sich in verschiedene Richtungen teilen.

Ergänzt wird das Netz durch Busse, und einige Straßenbahnlinien sowie Fähren und Vorort-Züge.

Der Erwerb von Fahrscheinen ist inzwischen ein Kinderspiel. Wer wirklich nur einzelne Fahrten unternimmt, kann einfach seine kontaktlose Bank- oder Kreditkarte an den Zugangssperren der Metro oder am Check-In-Terminal beim Busfahrer verwenden. Ab zwei täglicher Fahrten lohnen sich aber Zeitfahrausweise. Diese gibt es inzwischen als Handy-Ticket in der App des Betreibers SL. Eine spezielle Trägerkarte für Tickets ist nicht mehr erforderlich.

An einigen größeren Haltestellen steht auch Personal, welches sowohl Tickets kontrolliert als auch verkauft.

Wer es klassisch mag, kann jedoch noch nach Automaten Ausschau halten. Aber auch diese nehmen kein Bargeld an. Wer unbedingt meint, mit Bargeld ein Ticket kaufen zu müssen, kann dafür bspw. bei einem der vielen Kioske in den Metro-Stationen vorbeischauen. Aber bitte nicht wundern, wenn die dort tätigen Mitarbeiter*innen nicht begeistert schauen werden.

Kommt man in Stockholm wirklich komplett ohne Bargeld aus?

Die Kurzfassung lautet „Ja“. Da wir inzwischen in Deutschland ja auch ein ganzes Stück aufgeholt haben, sei vielleicht eine positive Sache vermerkt, wo wir noch Nachholbedarf haben: Öffentliche WC-Häuschen. Mal ganz abgesehen davon, dass wir davon viel zu wenige haben, sind bei uns selbst die neuesten Modelle meist noch Groschengräber. In Stockholm prangen überall die bekannten gelben Nayax-Terminals an den Türen der meist auf belebten Plätzen aufgestellten Häuschen.

Eines gilt es allerdings zu beachten. Von „früher“ ist es bspw. im Supermarkt so üblich, dass zu Beginn des Kassiervorgangs die Karte gesteckt und die PIN eingegeben wird. Nach Abschluss wird der Betrag am Terminal mit OK bestätigt. Bei der Supermarktkette ICA nutzt man zwar die gleichen Yomani-Terminals wie bspw. ALDI Süd und NFC ist auch „irgendwie“ aktiv, jedoch wollte bei mir keine Zahlung durchgehen. Die einzige physische Karte, die ich zum Einkauf dabei hatte, war die Barclaycard VISA. Da dieses Kärtchen in der CVM-List die Unterschrift als präferiertes Merkmal abfragt, mochte das Terminal ebenfalls die Zahlung nicht abschließen. Das Ende vom Lied: Der Einkauf blieb dort und ich bin einen Supermarkt weiter zu coop, wo Apple Pay problemlos funktionierte.

Ansonsten muss ich an der Stelle, das auch häufig von mir gescholtene Revolut loben. Die Zahlungen gehen alle flott durch und DCC habe ich auch noch nicht angeboten bekommen.

Betteln in Stockholm

In der Vergangenheit wurden ja immer wieder die Verkäufer*innen der Obdachlosenzeitschriften als Beispiel angeführt, wenn es um die bargeldlose Gesellschaft ging. Mal ganz abgesehen davon, dass man inzwischen auch in Düsseldorf mit mPOS-Terminals experimentiert, ist das natürlich nur ein Teil der Wahrheit.

Wenn auch in geringerer Anzahl, als bspw. in Berlin, finden sich natürlich auch in Stockholm unterschiedlichste Menschen, die einfach mit einem Becher in der Hand um Spenden bitten. Während meine Spendenbereitschaft für Mitglieder der organisierten Bettelbanden bei Null liegt, so gibt es selbstverständlich immer wieder Menschen, denen ich am Bahnhof gerne mal etwas Restbargeld zustecke. Die haben in Stockholm natürlich ganz schlechte Karten und sind entweder auf Touristen oder eher Ältere angewiesen, die überhaupt noch etwas Bargeld in der Tasche haben.

Hier sind auch Banken und Kreditkartenfirmen gefragt, praktikable Lösungen zur finanziellen Inklusion zu schaffen, die ohne Hürden nicht nur den Transfer zwischen Privatpersonen erlauben, sondern auch den Zugriff auf das Guthaben ohne zwingend den Besitz eines Smartphones vorauszusetzen.

Das Hotel: Aparthotel Telefonplan

In meinem Hotel (Aparthotel Telefonplan) liegt der Listenpreis für das kleinste Zimmer bei rund 99€. Allerdings warf eine Anfrage mit 4 Wochen Vorlauf, einen Gesamtpreis von 480€ für sechs Nächste zzgl. 8,50€ Frühstück pro Tag ausgab. Das ist mehr als fair.

Das Hotel liegt wenige Minuten Fußwerg von zwei Metro-Haltestellen (Telefonplan L14  oder besser Aspudden L13) entfernt. In rund 10 Minuten ist man dann in der Altstadt. Wer den ganzen Tag eh unterwegs ist, den stören die zusätzlichen Minuten sicherlich nicht. Wer häufiger mal eine kleine Pause, Mittagsschläfchen und/oder sonst was im eigenen Hotel einlegen möchte, hat natürlich zusätzliche Zeitverluste, die berücksichtigt werden wollen.

Die Zimmer im Aparthotel besitzen verschiedene Größen, haben aber eines gemein: Neben kleinem Schreibtisch, Steh-/Esstisch gibt es eine Mikrowelle und einen Kühlschrank mit ***-Fach. Dazu Wasserkocher und Spülmaschine. Ergänzt wird das Ganze durch große Schränke, so dass man auch bei einem längeren Aufenthalt „nicht aus dem Koffer“ leben muss.

Schwedische Supermärkte bieten recht vernünftige, gekühlte Mikrowellengerichte an, so dass man durchaus mal diese Option ziehen kann. Brot und etwas Aufschnitt und Getränke lassen sich so selbstverständlich natürlich auch entsprechend lagern.

Preisniveau

Stockholm gilt allgemein als teure Stadt. Das gilt insbesondere auch für alkoholische Getränke in der Gastronomie. Dabei ist das Bild gar nicht mal so einheitlich. Restaurants sind im Vergleich zu Deutschland allgemein etwas teurer, aber auch nicht aberwitzig teuer.

Je hipper der Laden, je besser die Lage, desto höher die Preise. Das kennt man aber eigentlich von überall. Da hilft nur Preise vergleichen und im Zweifelsfall eher mal auf Foursquare oder Google Places schauen, als einfach nur auf das schicke Äußere eines Ladens und dessen Gäste achten.

Interessant fand ich, dass die Preise bei Burger King teilweise sogar unter denen in Deutschland liegen. Wie immer, gilt auch hier: Kann man mal machen, sollte aber im Urlaub (und auch sonst) sicherlich nicht die Hauptnahrungsquelle sein.

Im Hotel kostete ein Kaffee umgerechnet knapp 1,50€ sowie ein Bier vom Fass (gefühlt 45cl, kein Eichstrich) erträgliche 4,80€, also auch bezahlbar. Da habe ich vor Jahren in Amsterdam ganz andere Beträge gelassen.

Die staatlichen Museen bieten i.d.R. für die permanente Ausstellung kostenlosen Eintritt an. Temporäre Ausstellungen oder einige Highlights müssen dann getrennt bezahlt werden, was ich persönlich OK finde. Kunst und Geschichte gehören zu den Gütern, die der breiten Masse der Menschen zugänglich gemacht werden muss und es sollte keine Frage des Geldbeutels sein, etwas über unsere Vergangenheit zu erfahren.

Bei anderen musealen Highlights sieht es da ganz anders aus: 17€ für die Fotografiska oder 25€ für das Abba-Museum sind kein Pappenstiel. Wer da mit einer ganzen Familie ein paar verregnete Tage im Museum verbringen muss/möchte, wird da u.U. ganz schön tief in die Tasche greifen müssen.

Eine spontane Suche auf HRS nach Hotelzimmern mit einem Monat Vorlauf (6 Nächte) ergaben Preise ab knapp 70€ für eine Nacht bei guter Bewertung. Die Masse bewegt sich irgendwo zwischen 95€ und 130€, was für eine solche Stadt aber durchaus normal und mit Hamburg vergleichbar ist.

Corona in Schweden

Über den „Schwedischen Sonderweg“, der größtenteils nichts Anderes bedeutete, als die Infektionen einfach laufen zu lassen, wurde ja hinlänglich berichtet. Sowohl in den schwedischen Zügen, als auch im Nahverkehr oder Geschäften sieht man kaum noch Masken. Wenn, dann die einfachen medizinische Masken. Die Empfehlung, Masken im Nahverkehr zu tragen, ist auch zum 1. Juli bereits gefallen. Im Berufsverkehr hat die Frequenz der Maskenträger gegenüber dem Wochenende leicht zugenommen.

Die Verhaltenshinweise zu Corona sieht man an allen Ecken und Enden. Sie geben aber den Erkenntnisstand von März 2020 wieder, also: Abstand halten, in den Ellenbogen niessen und häufiges Händewaschen. Aerosole? FFP2-Masken? Fehlanzeige. Lediglich in den Museen hängen Empfehlungen, wie viele Leute maximal einen Raum betreten sollten.

Da die Berichte über Durchbruchsinfektionen mit der Delta-Variante zunehmen, finde ich diesen lockeren und gleichgültigen Umgang etwas befremdlich, zumal das Tragen einer FFP2-Maske für 20 Minuten in der U-Bahn oder dem Supermark für die meisten allerhöchstens ein psychologisches Problem darstellen dürfte.

Die Rückfahrt

Habe ich auf der Hinfahrt jobbedingt noch eine Zwischenübernachtung in Hamburg einlegen müssen, so war der Plan für die Rückfahrt, diese in einem Rutsch zu erledigen. Da ich vor der Buchung so überhaupt keine Vorstellung von der Pünktlichkeit und den einzelnen Teilabschnitten hatte, habe ich extra so gebucht, dass zwischen Malmö und Kopenhagen eigentlich nichts schief gehen kann.

Los ging es um 8:21 ab Stockholm Hbf. Alternativ hätte es auch der Zug um 09:21 getan. Mit zwei Minuten Verfrühung fuhr der X2000 dann um 12:46 in den Bahnhof von Malmö ein. Da mein Zug ab Kopenhagen nach Hamburg erst für 15:24 auf dem Plan stand, konnte ich noch in Ruhe eine Kleinigkeit in Malmö im Bahnhof essen und mich dann ins Untergeschoss begeben.

Die rund anderthalb Stunden bis zur Abfahrt des IC nach Hamburg habe ich auf dem Bahnsteig an der frischen Luft und ohne FFP2-Maske verbracht.

Im IC nach Hamburg wurde es wieder recht voll, so dass das Nutzen der 2. Klasse für mich absolut keine Option darstellt. Grenzkontrollen gab es nicht. Der Zug hielt zwischen Padborg und Hamburg auch nicht mehr wie auf der Hinfahrt in Schleswig. Kurz hinter der Grenze wies das inzwischen von der DB gestellte Zugteam auf die Maskenpflicht hin, so dass die anderen Reisenden nach zweieinhalb Stunden Fahrt „ohne“, ganz hektisch nach ihren vorbereiteten medizinischen Masken griffen.

Mit rund 15 Minuten Verspätung erreichte der IC3 dann den Hamburger Hbf. Ich wurde dort von Andreas (@slx13) zu einen kleinen Plausch erwartet.

Eine halbe Stunde später ging es dann mit dem „Lumpensammler“ ICE919 weiter nach Köln. Eigentlich sollte das BordBistro bis Münster bewirtschaftet sein und ich hatte mich schon auf ein Abendessen dort gefreut. Wie so häufig machte mir die Technik einen Strich durch die Rechnung. In der Bistro-Küche gab es keinen Strom. Irgendwas ist bei der DB Bordgastronomie ja immer. Dass man bei einem Zug, der sicherlich nicht erst um 20:15 erstmals eingesetzt wird, nicht hinbekommt, solche „Komfortstörungen“ rechtzeitig in die Kundeninfo-Tabelle des RIS einzupflegen, ist mir ein Rätsel.

Mit einer Verspätung von 40 Minuten erreichte der Zug dann um 01:49 den Kölner Hbf.

Fazit

Stockholm ist immer eine Reise wert. Natürlich dauert es mit dem Zug etwas länger als mit dem Flugzeug, aber dafür sieht man auch wesentlich mehr. Gerade die wechselnden Landschaften, Brücken, Häuser sind es doch, die eine Bahnreise interessant machen. Und wen das alles nicht interessiert, kann immer noch in Ruhe lesen oder am Notebook arbeiten. In der 1. Klasse ist der Komfort dazu um Längen höher als in irgendeinem Billigflieger.

Ich muss allerdings sagen, dass ich auf der Rückreise in Hamburg eigentlich „genug“ hatte, zumal das dauerhafte Tragen einer FFP2-Maske eine zusätzliche Belastung darstellte. Die letzten Stunden nach Köln haben sich einfach endlos gezogen. Von daher ist es schon empfehlenswert, auf einer solchen Distanz eine Zwischenübernachtung einzuplanen.

Richtig bequem wird es, sobald die von der schwedischen Regierung geplanten, täglichen Nachtzüge zwischen Brüssel, Köln und Malmö, sowie zwischen Hamburg und Stockholm verkehren werden. Dann verbringt man den größten Teil der Reise im Schlaf.

Marc-Oliver Schaake

Lotus / IBM / HCL Notes Professional Mag Reisen mit dem Zug, insbesondere mit Nachtzügen Kartenzahler seit 1987

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