19. März 2024

BackWerk Bezahlkarte: Ernsthaft?

Eine der am Schnellsten wachsenden Franchiseketten in Deutschland ist BackWerk aus Essen. Viele der SB-Bäckereien findet man in 1a Lagen wie Einkaufsstraßen und Bahnhöfen. Genau wie bei ALDI Süd und Lidl legt in man letzter Zeit mehr Wert auf ein modernes Erscheinungsbild und gesteigerte Aufenthaltsqualität wie bspw. im Bremer Hauptbahnhof.

Die BackWerk-Franchisebetriebe akzeptieren in Deutschland fast ausschließlich, wie so viele ihrer Wettbewerber, lediglich Barzahlung. Eine Ketten weite Payment-Strategie gab es bislang leider nicht. Dass es durchaus Nachfrage nach einer unbaren Bezahlmethode gibt, zeigen nicht nur einzelne Franchisenehmer die Karten akzeptieren, sondern auch viele Filialen in denen mehr Schildchen mit „No card payment“ hängen als es dort Brötchen zu kaufen gibt.

Für Stammkunden, die sich auf dem Weg zur Arbeit regelmäßig einen Kaffee und ein belegtes Brötchen holen kommen so schnell werktäglich 4€ zusammen. Macht in einem durchschnittlichen Arbeitsmonat also 88€ Bargeldbedarf. Was liegt also näher, als dem Kunden hier das Leben zu erleichtern.

Das dachten sich wohl auch die Verantwortlichen in der Essener Franchisezentrale. Ich kann mich noch gut an ein Gespräch mit einer Vertreterin des Unternehmens vor zwei Jahren auf einem unserer Kundentage erinnern, wo ich damals deutlich darauf hingewiesen habe, dass die Zukunft den kontaktlosen Verfahren mit gängigen Bank- und Kreditkarten gehört.

Vor einigen Tagen veröffentlichte BackWerk auf seiner Facebook-Seite eine News über die neue BackWerk-Karte. Eine NFC-basierte Kundenkarte die sowohl Loyalty-Funktionen besitzt (anstelle der Stempelkarte die einem den jeweils elften Kaffee gratis gewährt) und zur Bezahlung in den Bäckereien dienen soll. Für Android-Nutzer gibt es das ganze auch als App.

Die Sache hat nur einen Haken: Man kann online zwar seinen Konto- & Punktestand einsehen aber das war es dann auch. Das Aufladen der Karte funktioniert ausschließlich gegen Bargeld in den teilnehmenden BackWerk-Filiallen.

Zur Erinnerung: Wir schreiben das Jahr 2017. Das Jahr, indem nicht nur der NFC-Rollout bei den großen Handelsketten (mit Ausnahme von EDEKA, aber das ist eine andere Geschichte) abgeschlossen ist, sondern kompatible Terminals in Cafés, Gaststätten, Zeitungsläden und sogar an den Bahnhofstoiletten finden sind. 2017 ist auch das Jahr, indem die Sparkassen ihre Kreditkarten mit NFC ausstatten werden. Und selbst für den Otto-Normalverbraucher hat sich etwas getan: Des Deutschen liebste Karte, die girocard, ist kontaktlos. Genossenschaftsbanken und Sparkassen planen schon die Einführung der girocard als App für Android Smartphones.

Das Thema NFC nimmt langsam Fahrt auf. Ich sehe täglich stets mehr Leute kontaktlos auch für kleinere Beträge bezahlen. Vor einem Jahr war ich noch der Exot der partout seine Karte (oder das Smartphone) nicht aus der Hand geben wollte. Das ändert sich gerade schlagartig.

So richtig kann das mit der Closed-Loop-Karte also nicht Euer Ernst sein, oder? Klar, ihr sagt auf Eurer Facebook-Seite dass das bargeldlose (haha) Bezahlen nur ein Nebenaspekt sei. Aber mal im Ernst: Dieses ganze Stempelkartengedöns ist doch sowas von 1978. Wenn ich im Bahnhof stehe und die Schlange bei BackWerk zwei Mal länger ist, als bei Le Crobag, dann hole ich dort meinen Kaffee.

Ihr werdet jetzt sagen: Aber Starbucks macht doch auch so etwas. Ja, aber zum Einen ist BackWerk nicht Starbucks und zum anderen bietet deren Kundenkarte das Aufladen per Kreditkarte im Web oder im Store an und es gibt dazu dauerhafte Anreize wie den Extrashot Espresso im Gegenwert von 80 Cent. Pro Kaffee versteht sich.

Nun gut, der Kaffee ist bei Starbucks auch etwas teurer als bei Euch. Aber dennoch versucht man es dem Kunden in Sachen Payment gleich auf mehrere Arten leichter zu machen. Starbucks hat mit Ausnahme einiger von SSP betriebenen Stores seit Jahren kontaktlose Kartenterminals und das ohne einen Mindestumsatz. Ich zahle dort regelmäßig auch einen einfachen Espresso mit MasterCard.

Beruhigend finde ich übrigens, dass sich neben mir noch eine Vielzahl anderer User auf Facebook fragen, wieso man nicht auf kreditwirtschaftliche Standards gesetzt hat.

Da kann man nur sagen: Zeichen der Zeit nicht erkannt!

Marc-Oliver Schaake

Lotus / IBM / HCL Notes Professional Mag Reisen mit dem Zug, insbesondere mit Nachtzügen Kartenzahler seit 1987

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