19. März 2024

Angetestet: bunq, das Konto aus den Niederlanden (aktualisiert)

Das niederländische Fintech bunq (niederländisch ausgesprochen: „Bünck“) ist schon eine Weile mit seinem Smartphone-Konto auf dem deutschen Markt aktiv. Frei nach dem Motto: „Es ist schon alles gesagt, aber noch nicht von Jedem“, möchte ich hier meine Erfahrungen mit bunq aus einem sehr speziellen Blickwinkel schildern.

In den Niederlanden gibt es, anders als in Deutschland, aktuell keine kostenlosen Girokonten. In sofern verwundert es auch nicht, dass bunq nur mit dem kostenpflichtigen Kontomodell „Premium“ für die meisten Menschen sinnvoll nutzbar ist.

iDEAL

In den Niederlanden wird online fast ausschließlich mit iDEAL bezahlt. Das System funktioniert wie eine Mischung aus SOFORT-Überweisung und Paydirekt. Auf der Webseite wählt man das teilnehmende Kreditinstitut aus und trägt seine IBAN ein. In der bunq-App erscheint dann ein Freigabedialog, der auch das Abfotografieren eines QR-Codes vom Bildschirm beinhalten kann.

iDEAL unterstützt neben Einzelüberweisungen auch wiederkehrende Belastungen. Prominentes Beispiel ist das automatische Aufladen der OV-chipkaart oder Reisen auf Rechnung mit NS-Flex.

Wer sich also den Streß mit dem ständigen Aufladen seiner OV-chipkaart sparen möchte, sollte sich unbedingt bunq anschauen, zumal dieses Feature bereits im kostenlosen Kontomodell enthalten ist.

Apple Pay mit Maestro

Wer schon einmal in den Niederlanden unterwegs war, wird sicherlich festgestellt haben, dass man beinahe überall und jeden noch so kleinen Betrag mit Karte bezahlen kann. Inzwischen natürlich auch kontaktlos. Leider bezieht sich „Pinnen, ja graag!“ nur auf Debitkarten von Maestro und V-Pay.

Selbst große Supermarktketten wie Albert Heijn akzeptieren in vielen Filialen lediglich diese Debitkarten. Weiterhin gibt es auch Geschäfte, die darüber hinaus kein Bargeld mehr akzeptieren.

Wer nun Apple Pay (oder Google Pay) auf seinem Trip durch unser Nachbarland nutzen möchte, kommt zwangsweise an Maestro nicht vorbei. Während Revolut seine Maestro für Google Pay anbietet, tut N26 dies leider bei keinem der beiden Wallet-Anbieter.

bunq ist somit aktuell der einzige Anbieter, der eine Maestro-Karte für Apple Pay explizit auch für den deutschen Markt anbietet. Klar gibt es noch französische und italienische Institute, aber die lasse ich mal Außen vor.

Aufladen des Kontos

Gerade, wenn man ein Konto nur als Zweitkonto (für den Zahlungsverkehr) nutzt, stellt sich natürlich die Frage, wie man am schnellsten und einfachsten Geld auf dieses Konto bekommt.

bunq bietet folgende Optionen an:

  • SEPA-Überweisung (Standard / Instant)
  • SOFORT-Überweisung (einmalig)
  • iDEAL
  • Regelmäßige Lastschrift bis 100€/Woche

Bei der regelmäßigen Lastschrift ist eine Besonderheit zu Beachten. Bei Aktivierung wird eine Überweisung i.H.v. 0,01€ auf das zu verwendende Bankkonto mit einem Code im Betreff getätigt. Die Bestätigung dieses Codes geht nur aus der „Ereignisse“-Ansicht heraus. Aktiviert man die Funktion nicht unmittelbar nach Eingang des Cents, so muss man u.U. ziemlich lange scrollen, da die Suchfunktion diesen Eintrag nicht findet. Bei Klicken auf „Automatische Auffüllung“ hingegen, wird der Prozess mit der 0,01€-Überweisung erneut angestossen. Das ist ziemlich suboptimal gelöst.

Weiterhin gibt es aktuell Probleme mit Instant-Überweisungen von/zu deutschen Sparkassen. Die Funktion ist, je nach Sparkasse, in eine der oder beiden Richtungen gesperrt.

Das Fehlen der Möglichkeit zur Aufladung per Debit- oder Kreditkarte ist schade, zumal Klarna seinen Dienst SOFORT-Überweisung sicherlich nicht kostenlos anbietet.

Beantragungsprozess

Der Beantragungsprozess funktioniert komplett über die bunq-App. Hierzu trägt man seine persönlichen Daten ein und fotografiert Personalausweis, Reisepass oder Führerschein ab. Weiterhin muss man seine Steuer-ID eingeben.

Hier warteten dann gleich zwei Fallen auf mich, die jeweils zu einer Sperrung des Kontos geführt haben. Das Feld mit der Steuer-ID wird nicht auf Plausibilität geprüft. Ich habe, da ich zugegebenermaßen nicht genau hingeschaut habe, meine Steuernummer (die mit den „/“) eingetragen. Das ging auch so durch, jedoch wurde das Konto wenige Stunden später ohne Grund gesperrt.

Da die Kontoeröffnung am Wochenende stattgefunden hat, dauerte es bis Montag, bis mir jemand eine genaue Auskunft mit dem Grund geben konnte. Die Supporter in der Zwischenzeit waren zwar schnell zur Stelle am Wochenende, konnten aber letztenendes nichts unternehmen.

Nach der Freischaltung des Kontos lief ein weiterer Counter bzgl. der Fotos vom Ausweis. Die waren angeblich nicht zufriedenstellend. Es seien zu viele Reflexionen sichtbar. Da man keine gespeicherten Dateien in diesen Prozess hochladen konnte, habe ich nach vielen Fehlversuchen, endlich zwei vernünftige Aufnahmen in den Supportchat hochladen können.

Der Mitarbeiter versicherte mir auch, dass die Dateien intern weitergeleitet werden und ich den Counter („Noch zwei Tage für die Aktualisierung der Fotos“) ignorieren könne.

Ihr könnt Euch denken, was nach Ablauf der zwei Tage passiert ist, oder?

An der Stelle ist noch Luft im Prozess. Aber immerhin gab es hier konkrete Infos seitens bunq, was denn nun genau nicht stimmt.

Neukunden erhalten den ersten Monat bunq „Premium“ kostenlos. Wer über einen Empfehlungslink eines bunq-Kunden sein Konto beantragt hat, erhält eine 10€ Gutschrift bei der ersten Zahlung. Weitere 10€ erhält der Werbende für seine Empfehlung.

bunq Karten und Apple Pay / Google Pay

Bereits im kostenlosen Testmonat lassen sich insgesamt drei Karten bestellen. Sinn macht das Doppel aus Maestro und Debit Mastercard. Die dritte freie Karte lässt sich bspw. als virtuelle Karte für Onlinezahlungen nutzen.

Die Aktivierung von Apple Pay ist sehr einfach und funktioniert u.a. aus der bunq-App heraus.

Für Android-User gab/gibt es eine eigene Tap&Pay-Lösung, die inzwischen um Google Pay ergänzt wurde.

Die beiden Wallets stehen Nutzerinnen und Nutzern in den Ländern zur Verfügung, in denen Google bzw. Apple ihren Dienst offiziell anbieten. Für alle Anderen, gibt es Umweglösungen, auf die ich hier nicht näher eingehen möchte.

zeroFX verwirrend gelöst

Inzwischen bietet bunq, ähnlich wie viele andere Neo-Banken, auch den kostenlosen Einsatz ihrer Karten in Fremdwährung an. Bei bunq wurde das allerdings etwas unübersichtlich gelöst. Mit Genehmigung der Zahlung wird zum aktuellen Mastercard-Kurs umgerechnet. Zum Zeitpunkt der endgültigen Buchung wird diese Buchungszeile negiert und mit dem dann aktuellen Kurs in einer dritten Buchung abgerechnet. Der war, zumindest an diesem Wochenende, schlechter als der Kurs aus der ersten Buchung. Nach einiger Zeit verschwinden die beiden ersten Buchungszeilen.

Ich frage mich an der Stelle schon, ob hier nicht eine Anzeige in der Originalwährung bis zur endgültigen Buchung sinnvoller wäre. Ein Zuviel an Transparenz verwirrt häufig.

Entwicklertools & Multibanking-Apps

bunq bietet den Zugriff auf das Konto mit einer API an. Damit lassen sich, gerade für den geschäftlichen Einsatz, eine Integration in eigene Software realisieren. Für die meisten Nutzerinnen und Nutzer dürfte es lediglich interessant sein, dass über diesen Weg der Zugriff bspw. durch die App Outbank möglich ist. Dafür benötigt man ebenfalls die kostenpflichtige Variante des Kontos.

Weitere Features

In der Kürze der Zeit konnte ich nicht alles ausprobieren. bunq bietet aber u.a. folgende Features an:

  • Aufteilen von Zahlungen unter mehreren bunq-Usern
  • Zahlungslinks versenden
  • Unterkonten für Sparziele, gemeinsame Ausgaben (bspw. WG-Konto) etc.
  • Support-Chat und Community-Chat in der App
  • Dual-PIN zur Steuerung der Belastung aus Kartenzahlungen zwischen zwei Konten

Monatliche Kosten und Rabattmodell „bunq PACK“

Neben dem sehr eingeschränkten Kontomodell „Free“, besteht für Privatuser das Modell „Premium“ für aktuell 7,99€ pro Monat. Günstiger wird es, wenn sich bis zu vier Benutzer zusammenschließen. Für 20€ im Monat lasen sich bis zu vier Konten führen. Die Monatsgebühr wird dem PACK-Inhaber in Rechnung gestellt.

Aktuell finden sich recht schnell interessierte Teilnehmer an einem PACK. Man muss dann lediglich darauf vertrauen, dass „Wildfremde“ gewillt sind, ihren monatlichen Beitrag an den PACK-Inhaber zu leisten.

Inzwischen gibt es mit bunq Joint ein weiteres Kontomodell. Für 9,99€/Monat teilen sich zwei User maximal vier Karten und 25 Konten. Damit ist es natürlich ideal für Paare.

Das geschäftliche Kontomodell habe ich nicht getestet.

Abgrenzung zu Revolut, N26 & Co.

Im direkten Vergleich ist bunq eher mit N26 zu vergleichen, auch wenn deren kostenlose Kontomodelle dem User zweifelsohne mehr bieten.

Revolut ist immer dann zu empfehlen, wenn man nicht nur ohne Aufschlag in Fremdwährung bezahlen möchte, sondern auch fremde Währungen halten möchte bzw. Überweisungsverkehr in Fremdwährung tätigen muss.

Fazit

Das kostenlose Kontomodell dient max. als Workaround um in den Genuss von iDEAL zu gelangen. Wer Apple Pay in den Niederlanden (mit Maestro) verwenden möchte, kommt um das kostenpflichtige Konto nicht herum.

Der Rest ist ziemlich Special Interessent und in Teilen auch bei Revolut, N26 und Co. zu finden. Etwas nervig finde ich, dass die Beiträge in der Community wohl automatisch in die Sprache des Kunden übersetzt wird. Dabei kommen so einige Stilblüten heraus. Glücklicherweise kann man diese Funktion auch abschalten, wie mir ein Leser verraten hat.

Stellt sich die Frage: Werde ich das kostenpflichtige Konto behalten, nachdem Revolut mit Apple Pay und (hoffentlich) Maestro-Support gestartet ist? Ich glaube nicht.

Marc-Oliver Schaake

Lotus / IBM / HCL Notes Professional Mag Reisen mit dem Zug, insbesondere mit Nachtzügen Kartenzahler seit 1987

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