27. April 2024
Maesto-Karte von Revolut in Apple Wallet

Maestro-Aus: Thanks for the fish und wie es jetzt weitergeht

Ende Aus. Das wars. Heute endet nach rund 32 Jahren offiziell die Ära einer der bekanntesten Debitkarten in Europa, der Maestro-Karte. Deutsche Bankkundinnen und Bankkunden kennen das Logo mit dem roten und blauen Kreis hauptsächlich von ihrer „EC-Karte“. Es ziert nämlich viele Bankkarten als sog. Co-Badge zur girocard. Maestro sorgte hauptsächlich dafür, dass man mit der Bankkarte im Ausland bezahlen konnte. Auch im Inland gibt es eine Reihe von Terminals, die keine girocard-Akzeptanz besitzen und an denen Maestro zum Einsatz kommt, so z.B. mPOS-Terminals wie Sumup oder auch bei internationalen Handelsketten, die ihre Kartenakzeptanz zentral abwickeln.

Als Mastercard, das Unternehmen welches das Maestro-Netzwerk betreibt, im vorletzten Jahr ankündigte, ab 01.07.2023 die Ausgabe von Maestro-Karten durch europäische Banken nicht mehr zu unterstützen, gab es über Wochen und Monate regelmäßig teilweise wirklich schlecht recherchierte Artikel in den Publikumsmedien. Immer wieder war vom „Ende der EC-Karte wie wir sie kennen“ die Rede und welche Probleme Konsumentinnen und Konsumenten demnächst bekommen werden. Das ist natürlich alles großer Quatsch. Typischer Clickbait-„Journalismus“. Aber der Reihe nach:

Warum endet die Maestro-Ära?

Die Maestro-Karte war ursprünglich für den Einsatz im Laden vor Ort gedacht. Es gibt einige wenige Länder, in denen es auch eine nennenswerte Anzahl von Maestro-Karten mit der Möglichkeit, diese in Webshops einzusetzen gab und entsprechend online die Akzeptanz vorhanden war. Deutsche Bankkarten gehörten nicht dazu. Hierzulande war das einzige einigermaßen bekannte Maestro-Produkt mit den notwendigen Merkmalen (CVC-Code auf der Kartenrückseite, Implementierte Zwei-Faktor-Authentifizierung 3DS) die vor Jahren eingestellte Payback Maestro-Karte.

Selbst im Maestro-Land schlechthin, den Niederlanden, hat sich im Online-Shopping ein alternatives System namens iDEAL durchgesetzt und dort eine ähnlich marktbeherrschende Stellung errungen, wie in Deutschland PayPal. Nur mit dem Unterschied, dass iDEAL ein Produkt der niederländischen Banken ist und die Erlöse quasi in der Familie bleiben.

Maestro wird NICHT abgeschaltet

Jeder, der über eine gültige Maestro-Karte verfügt, egal ob es sich dabei um eine girocard mit Co-Badge oder eine „echte“ Maestro-Karte wie die von N26, bunq oder Revolut handelt, kann diese bis zum Ablaufdatum ganz normal weiter einsetzen. Bankkarten sind in der Regel drei bis vier Jahre gültig, wobei die girocards immer zum 31.12. eines Jahres ablaufen. Das bedeutet also, dass sich mindestens bis zum 31.12.2027 erst einmal nichts an der Akzeptanz ändern wird.

Je näher dieses Datum rückt, desto wahrscheinlicher dürfte es allerdings sein, dass neu in Betrieb genommene Kartenterminals nicht mehr unbedingt Maestro unterstützen werden.

Wessen Karte nach dem 1. Juli abläuft oder wer eine Austauschkarte erhält, wird in aller Regel ab heute keine Karte mit Maestro erhalten. Ist das ein Problem? In der Regel nicht, denn es gibt eine ganze Reihe von besseren Alternativen. Mastercard hat allerdings wohl einigen Banken einen kleinen Aufschub gewährt, die nicht rechtzeitig mit der Implementierung einer Nachfolgelösung fertig werden konnten.

Welche Optionen gibt es und was machen die deutschen Banken?

Banken haben für die „Zeit nach Maestro“ eine ganze Reihe von Optionen:

  • Debit Mastercard (DMC) als direktes Nachfolgerprodukt aus dem Hause Mastercard
  • Visa Debit, die von den großen deutschen Direktbanken präferierte Lösung
  • V Pay, das „Maestro von Visa“
  • „girocard-light“ ohne Co-Badge

Bei den Direktbanken wie bspw. der DKB und der comdirect ist die Lage recht eindeutig: Die Debitkarte von Visa ist das sog. „Top of Wallet“-Produkt. Um die girocard und deren Co-Badge kümmert man sich nicht mehr wirklich. Wer unbedingt eine girocard haben möchte, der zahlt monatlich rund einen Euro extra. Die girocard der comdirect kommt aktuell ohne Co-Badge. Bei der DKB ist das weiterhin verfügbare V Pay Co-Badge auf der girocard noch vorhanden (und im Übrigen auch auf der Visa Debitkarte!)

Die Sparkassen haben sich schon weit vor der Verkündung des Maestro-Aus darauf vorbereitet, in Zukunft girocards mit sowohl Debit Mastercard als auch Visa Debit als Co-Badge auszugeben. In der Vergangenheit sind bereits gute zwei Dutzend Sparkassen mit dem neuen Produkt live gegangen und seit dem 20.06.2023 rollt die erste große Welle. Mit der Unterstützung von Apple Pay/Mobiles Bezahlen für sowohl girocard als auch dem Co-Badge sind diese Karten wirklich Multitalente.

Obwohl man über ein solch innovatives Produkt verfügt, wären die Sparkassen nicht die Sparkasse wenn es nicht auch einige Abweichler geben würde. So verkündete bspw. die Weser-Elbe-Sparkasse den Wechsel zu V Pay. Die Stadtsparkasse Düsseldorf möchte sich das Mehr an Leistung extra bezahlen lassen. Dabei scheut man auch nicht davor zurück, nicht zahlungswilligen Kunden eine girocard-light ohne Co-Badge andrehen zu wollen. Eine Karte also, die nicht einmal mehr in Deutschland an allen Terminals funktionieren wird. Ich hoffe wirklich, dass man derartigen Unsinn schnell korrigieren wird. In Zeiten von Online- und Mobile Banking stehen auch Sparkassen untereinander im Wettbewerb, gerade in Regionen mit vielen starken Instituten in der unmittelbaren Nachbarschaft.

Bei den Banken des genossenschaftlichen Sektors haben schon mehrere Institute angekündigt, zu V Pay zu wechseln. Darüber hinaus werden sowohl Debit Mastercard als auch Visa Debit als Co-Badge anzutreffen sein. Wer mit Apple Pay bezahlen möchte, wird aber weiterhin auf die VR Direct Card angewiesen sein. Angesichts der Tatsache, dass man beim BVR in den letzten Jahren recht wenig Ehrgeiz in Sachen Mobile Payment gezeigt hat, würde ich auch erst einmal nicht damit rechnen, dass man daran etwas ändern wird.

Kunden der Sparda-Banken können sich je nach Institut auf eine vorzeitige Erneuerung der Maestro-Karten mit dem Ziel Zeit zu gewinnen freuen (Sparda Hessen) oder erhalten eine Debit Mastercard (Sparda Baden-Württemberg) als Ersatz. Wer das Pech hat, sein Konto bei der Sparda West zu führen, der sollte sich schon einmal daran gewöhnen in Zukunft häufiger nicht mehr bargeldlos bezahlen zu können. Dort wird man nämlich auf die girocard-light setzen.

Da wären dann noch die Privatbanken. Auch hier ist davon auszugehen, dass es auf Co-Badge-Karten mit Debit Mastercard oder Visa Debit hinauslaufen wird. Da der Kölner Bank Verlag inzwischen für die National Bank die girocard in Apple Pay realisiert hat, würde es mich auch nicht wundern, wenn da bald jemand technisch zur Lösung der Sparkassen aufschließen würde. Für die Degussa-Bank hat man in Köln ja bereits eine girocard mit Debit Mastercard Co-Badge als Plastic realisiert.

Ausnahmeregelungen

Wenn man die Meldungen der letzten Tage Revue passieren lässt, scheint es aber so zu sein, dass das, was eigentlich als absolute Ausnahme gelten sollte, doch häufiger eintreten wird: Fristverlängerung für den Wechsel von Maestro auf Debit Mastercard. Schauen wir mal, wie viele Fristverlängerungen es noch geben wird. Dass Deadlines häufig flexibel sind, kennt man noch von einem Klassiker der Kartenterminals in Deutschland, dem Artema Hybrid.

 

Das ewige Artema Hybrid Terminal
Das ewige Artema Hybrid Terminal

 

Man liest lauter Horror-Geschichten. Was ändert sich nun wirklich für mich?

Wessen girocard mit Maestro durch ein Exemplar mit V Pay ausgetauscht wird, für den ändert sich nichts. Allerdings entgehen einem dadurch viele Möglichkeiten, für die man bislang eine separate Karte benötigt hat und dies auch weiter benötigen wird.

Sollte Eure Bank euch eine girocard-light andrehen wollen, so kann ich nur empfehlen schleunigst das Institut zu wechseln, da damit zu rechnen ist, dass man einfach weniger Leistung für das gleiche Geld verkaufen will und euch zu einer kostenpflichtigen Kreditkarte rät. Natürlich gibt es bspw. mit der Hanseatic oder Barclays Visa durchaus noch attraktive kostenlose Visa-Kreditkarten aber man sollte bedenken dass bspw. in den Niederlanden Visa Debit-Karten, aber nicht unbedingt in allen Geschäften Kreditkarten akzeptiert werden!

Mit einer neuen Co-Badge Karte mit Visa Debit oder Debit Mastercard neben der girocard-Funktion ist man hingegen sowohl im Inland, als auch im Euro-Ausland gut aufgestellt. Außerhalb der Eurozone sollte man jedoch beachten, dass häufig irrwitzige Gebühren aufgerufen werden. Hier unbedingt das Preis- und Leistungsverzeichnis checken oder besser gleich zu einer Kreditkarte ohne Fremdwährungsgebühren greifen.

Für Deutschland gilt: Die neuen Co-Badge-Karten werden überall dort funktionieren, wo man heute leider nur mit girocard bezahlen kann. Demnach ändert sich aus Kundensicht erst einmal nichts.

Kautionen für Mietwagen und Hotels

Im Rahmen der Berichterstattung über die Einführung von Visa Debit-Karten bei den Direktbanken kam auch immer wieder das Thema Akzeptanz dieser Karten hoch. Erst einmal vorweg: Wo man mit der „EC-Karte“ bislang ein Auto oder ein Hotelzimmer anmieten konnte, wird das auch mit einer Debit Mastercard oder Visa Debit möglich sein. Darüber hinaus sind sowohl Debit Mastercard als auch Visa Debit nahezu überall bei Hotels und Autoverleihern anerkannt und gerade im Ausland häufiger dafür einsetzbar, als es Maestro je war.

Ehrlicherweise muss man aber auch dazu sagen, dass es durchaus Unternehmen gibt, die bislang Kautionen ausschließlich über Kreditkarten abwickeln. Es kann auch passieren, dass obwohl das Kartenterminal damit kein Problem hätte, das Personal eine solche Karte zurückweist weil bspw. die typische „Hochprägung“ fehlt.

Das ist zwar bitter für Kundinnen und Kunden bspw. der DKB, die sich die monatlichen 2,49€ für die Kreditkarte sparen wollten und dachten, mit der Debitkarte alles abdecken zu können, aber auch hier wieder der Hinweis, dass es noch kostenlose Visa-Kreditkarten gibt.

Marc-Oliver Schaake

Lotus / IBM / HCL Notes Professional Mag Reisen mit dem Zug, insbesondere mit Nachtzügen Kartenzahler seit 1987

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