7. Dezember 2024

Servicewüste TAXI

Ich glaube diese Situation hat jeder von uns schon einmal erlebt: Man kommt in einer fremden Stadt am Bahnhof oder Flughafen an, schwer bepackt mit Koffern und Notebook-Tasche, es regnet in Strömen und hat nur noch einen Wunsch: Auf dem schnellsten Weg ins Hotel.

Nichts einfacher als das denkt man sich. Schließlich gibt es dafür doch Taxen. Diese sind in Deutschland Bestandteil des öffentlichen Nahverkehrs und als solche von der kommunalen Taxiordnung reguliert. Darin werden neben den Tarifen auch Serviceleistungen wie die Akzeptanz von Kredit- und Debitkarten geregelt.

In Berlin schert man sich wenig

Berlin bspw. schreibt seinen Taxiunternehmen vor, dass ein funktionsfähiges Kartenterminal vorgehalten werden muss und mindestens drei gängige Kartentypen akzeptiert werden sollen. Andernfalls dürfen keine Passagiere befördert werden. Gelegentlich wird dies auch von der Berliner Polizei kontrolliert. Ein Novum. Als Entschädigung müssen Taxifahrer einen Zuschlag von 1,50€ erheben. Dass diese Form des Surchargings weit oberhalb der Kosten für die eigentliche Transaktion eigentlich gegen EU-Recht verstößt, scheint das Land Berlin nicht zu interessieren.

Dennoch wurde mir in der Hauptstadt mehrfach offen ins Gesicht gesagt, dass man sich um die Akzepztanzpflicht einen Kehricht schert.

Kleinkrieg der Kölner Taxizentrale mit mytaxi wichtiger als der Fahrgast

Die Kölner Taxiruf e.G. wiederum bietet seit einiger Zeit offiziell die Bezahlung mit Karten sowie der TAXI.EU-App an. Damit wollte man Fahrgästen und angeschlossenen Unternehmen ein Gegenangebot zur Hamburger mytaxi-App unterbreiten.

In der Praxis sieht es leider immer noch so aus, dass man am Hauptbahnhof oder Bahnhof Messe/Deutz fünf oder mehr Fahrer förmlich um Kartenzahlung anbetteln muss. Letztes Mal wurde ich tatsächlich gefragt, ob ich nicht zum Geldautomaten gehen könne. Geht´s noch?

Anstatt sich um die Fahrgäste zu kümmern, führt Taxiruf einen mehr als skurril anmutenden Kleinkrieg mit mytaxi. Das äußert sich dann auch darin, dass man schon wegen einer kritischen Nachfrage auf der Facebook-Seite gesperrt wird, während sich die Moderatoren und die dort aktiven Taxifahrer in einer Form äußern, die am gesunden Menschenverstand der beteiligten Personen zweifeln lässt.

Weiße Flecken

Während man sich in einer Großstadt immer noch neben einen Taxistand stellen und per mytaxi einen Wagen bestellen kann und für sich somit sicherstellt, dass die Bezahlung per App kein Problem darstellt, gibt es in unserem Land immer noch viele kleine und mittlere Städte, wo weder die Bestellung noch die Bezahlung per App möglich ist.

Das ist in sofern völlig befremdlich, als dass ich in München oder Frankfurt meistens auch problemlos den ÖPNV nutzen kann, aber gerade in kleineren Orten keine wirkliche Alternative zum Taxi besteht und vielfach die Wege länger – und somit teurer – sind.

Regulierungsaufgabe

Da die Aufgabenträger schon meistens mit der Qualitätskontrolle der kommunalen Verkehrsbetriebe überfordert sind und gerade bei den Taxikonzessionen Vetternwirtschaft nicht zu selten vorkommt, muss auch das Thema Payment endlich von der EU im Rahmen der Vorschriften zur Barrierefreiheit reguliert werden. Die Anforderung Bargeld, ggf. in passender Stückelung oder eine bestimmte, nur national verfügbare Bezahlkarte mit sich zu führen, stellt ein Nutzungshindernis dar und benachteiligt Bürger aus anderen EU-Ländern.

Hier ist Brüssel gefragt!

Marc-Oliver Schaake

Lotus / IBM / HCL Notes Professional Mag Reisen mit dem Zug, insbesondere mit Nachtzügen Kartenzahler seit 1987

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