Die Schweizer Mobilitäts-App FairTIQ habe ich an dieser Stelle ja schon gelegentlich vorgestellt. Die Nutzung basiert auf dem Check-In/Check-Out-Prinzip. Als Fahrgast muss man lediglich einen kleinen Schieber zum Ein- oder Auschecken betätigen. Um den Rest kümmern sich App und Backend. Gerade diese Einfachheit ist es, mit der FairTIQ in immer mehr Regionen Fahrgäste und Verkehrsbetriebe überzeugt.
Bei einem früheren Besuch in Magdeburg, habe ich bereits über FairTIQ das Prinzip des FareCap berichtet, d.h. der Fahrgast bezahlt stets den günstigsten Tarif. Inzwischen ist die App nicht nur innerhalb des Stadtgebiets nutzbar, sondern im gesamten MAREGO-Verbund. Bei der Umstellung von Tageskarten zu 24h-Tickets, wurde dann gleich noch ein Schmankerl mit rollierendem Cap berücksichtigt:
Wie das Ganze in der Praxis funktioniert: Am Freitag den 07.10. wurde für die erste Fahrt der Preis eines Einzeltickets berechnet. Kurz nach Mitternacht ein weiteres Ticket für ebenfalls 2,50€. Die Summe wurde nachts bereits der hinterlegten Visa-Karte belastet. Daraufhin kostete die erste Fahrt am Morgen lediglich 1€ und alle weiteren bis 18:30 waren umsonst. Hier wurde also beim Preis der 24h-Karte gekappt. Die Fahrt um 20:20 am Samstag kostete also wieder ganz normal 2,50€, da ein neuer 24h-Zeitraum angebrochen ist. Ich hätte erwartet, dass daher die Fahrt um 23:00 auch wieder berechnet worden wäre. Das tat das System aber nicht. Stattdessen wurde die Fahrt vom Freitag separiert, so dass sich der 24h-Zeitraum automatisch auf Sonntag 8:57 erweitert hat und ich weitere Sonntagsfahrten bis gegen 9 Uhr kostenfrei hätte tätigen können.
Für den Fahrgast ist das natürlich ultra fair. In anderen Städten rechnet man stets, ob sich eine Tageskarte lohnen könnte. In Köln muss man inzwischen vier Einzelfahrten der Preisstufe 2b tätigen, damit sich das 24h-Ticket rechnet. Häufig weiß man aber nicht vorher, wie viele Fahrten es am Ende werden.
In NRW wurde FairTIQ ebenfalls eingeführt. Hier gibt es die Besonderheit, dass neben der bekannten App der Schweizer, die notwendigen Komponenten in eine Vielzahl von Apps verschiedener Verbünde und Firmen integriert wurde. Der aktuelle Stand liegt, inkl. FairTIQ selbst bei sage und schreibe 25 verschiedenen Apps.
In NRW nutzt man zur Berechnung einen Luftlinientarif. Startpreis, km-Preis und Tageskappung legt jeder Verbund selbst für sich fest. Wer jetzt denkt, dass man FairTIQ immer den besten Preis erhält, der täuscht sich. Man spart bei mittleren Strecken innerorts und häufig bei mittleren Strecken mit dem Regionalverkehr. Hier hilft also nur Rechnen. Dafür gibt es einen Tarifrechner.
Somit reiht sich der Luftlinientarif ein in eine ganze Riege von Tarifen: Verbundtarif, NRW-Tarif, Übergangstarife, DB-Tarif mit Bahncard-Anerkennung und ggf. städtespezifische Sondertarife. Den Kunden tut man damit jedenfalls keinen Gefallen.
Der 24h-Höchstpreis von 25€ (innerhalb VRS) bzw. 30€ (landesweit) orientiert sich dann auch eher an längeren Fahrten mit dem RegionalExpress.
Mein Wunsch an die Verantwortlichen in den NRW-Verbünden ist eindeutig: Bitte hört damit auf, alles noch komplizierter und teurer zu machen und arbeitet mit dem Hersteller von FairTIQ daran, zusätzlich zum Luftlinientarif, die normalen Verbund- und NRW-Tarife so zu integrieren, dass Fahrgäste nicht draufzahlen, wenn sie nicht vor jeder Reise erst einmal im Netz recherchieren wollen. Wie das geht, zeigen genug Beispiele in anderen Regionen.