Während es mit Neuigkeiten rund um Apple Pay in Deutschland eher etwas ruhiger geworden ist, da fast alle wesentlichen Banken inzwischen ihren Kunden diesen Dienst bieten, erfreut sich das System unter den Bankkundinnen und Bankkunden stets steigender Beliebtheit. Kein Wunder, wer einmal mit dem iPhone oder der Apple Watch bezahlt hat, lässt immer häufiger das Portemonnaie zuhause oder nimmt allenfalls noch eine Notfall-Karte in Plastikform mit.
Für uns alte Hasen im Kartenzahler-Club ist eine Notfall-Karte meist eine girocard, die man inzwischen auch in Deutschland nur noch in wirklichen Ausnahmefällen benötigt. Visa Debit und Debit Mastercard kommen inzwischen auf eine ähnliche Akzeptanz und sind bei den meisten Banken die einzige Möglichkeit, mit dem Smartphone zu bezahlen.
Für nicht wenige Bankkundinnen und Bankkunden ist die girocard aber weiterhin der „Daily Driver“ und „Top of Wallet“, wie es so schön heißt. Laut einem Bericht des wie immer sehr gut informierten Portals finanz-szene.de, soll es nach ersten Gerüchten Anfang des Jahres, bei der commerzbank dann doch bald soweit sein. Nach den Debit- und Kreditkarten der beiden internationalen Schemes sollen die Kunden dann ihre girocard digitalisieren können. Ob neben der girocard-Funktion, wie bei vielen Sparkassen, auch ein digitales Co-Badge zur Verfügung stehen wird, ist bislang nicht bekannt. Der Bankverlag als zuständiger Dienstleister hat in seiner ersten girocard-Implementierung für die Essener NATIONAL-BANK jedenfalls auf eine reine girocard-Implementierung gesetzt. Apropos NATIONAL-BANK…
Wie gewonnen, so zerronnen heißt es 2025 bei der NATIONAL-BANK
Im Frühjahr 2023 bot die NATIONAL-BANK ihren Kundinnen und Kunden erstmals Apple Pay an. Und zwar ausschließlich mit der girocard. Dabei blieb es auch bis jetzt. Inzwischen hat man sich in Essen dazu entschlossen, auf das Kernbankensystem der Atruvia zu wechseln. Wie bei den Volks- und Raiffeisenbanken heißt dann aber auch: Apple Pay nicht mit der girocard. Die Kundschaft wird in einem Informationsprospekt ab Seite 18 darüber informiert, dass ab der Umstellung kein Apple Pay mehr zur Verfügung steht und man stattdessen ab 2025 auf die eigene Payment-App der genossenschaftlichen Banken setzen wird.
Auch wenn ich nicht unbedingt davon ausgehe, dass bei der NATIONAL-BANK die Mobile Payment-Nerds die Mehrheit der Kundschaft ausmachen, aber Kunden ein beliebtes System wieder wegnehmen, auf das man immerhin viereinhalb Jahre gewartet hat, ist jetzt eher uncool.
Zur National-Bank: Ernsthaft, jetzt? Wer will den schon mit einer Bank-eigenen Payment App bezahlen? Besonders, wenn man vorher schon die Apple Pay Integration hatte. Das ist schon mehr als nur „eher uncool“ – Herr Lange, Sechs, setzen!
Ich sag mal so: Aus Sicht einer kleinen Bank wie der NATIONAL-BANK ist es natürlich sinnvoll, sich Gedanken darüber zu machen ob man sich technisch nicht einem großen Verbund anschließt, der die stets steigenden Anforderungen an Regulatorik und Technologie abbilden kann und dessen Mitglieder teilweise in vergleichbaren Größenordnungen wie man selbst unterwegs ist. Man sieht aber auch, dass bei solchen Überlegungen dann am Ende einzelne Kundenbedürfnisse nicht so schwer wiegen. So richtig verwunderlich ist das am Ende dann aber nicht.
Schon klar, dass eine Entscheidung über das Kernbankensystem deutlich schwerer wiegt als die Unterstützung der Girocard in der Apple Wallet, die wahrscheinlich nur von einer eher im (niedrigen) 3-stelligen Bereich liegenden Kundenzahl genutzt wird.
Aber eine Entscheidung über das Kernbankensystem hat ja auch einen mehrjährigen Vorlauf und gefühlt hat doch die National-Bank ihre Girocard gerade erst vor kurzem Apple Pay fähig gemacht. Irgendwie scheint da bei der Planung und Umsetzung Links nicht gewusst zu haben, was Rechts gerade macht. Sonst erspart man sich doch solche Peinlichkeiten. Die Atruvia Lösung über die Einbindung der Girocard in die eigene App für’s mobile Bezahlen ist doch eine unglaublich nutzer-unfreundliche Lösung. Ich würde es eine Krücke nennen.