Aus einer Laune heraus habe ich mein schönes, Diesel-betriebenes, PEUGEOT 308CC-Cabrio gegen einen Kleinwagen vom Typ PEUGEOT e-208 getauscht. Der alte Wagen war nach fast neun Jahren und fast 130.000 Kilometern immer noch in einem Top-Zustand und hatte bis dato keine einzige Reparatur nötig. Respekt an den Hersteller nach alldem, was man immer wieder über französische Autos lesen darf.
Platzangebot im Kleinwagen
Auch wenn man es von einem Cabrio nicht unbedingt vermuten mag, so zeichnete sich dieses über einen, bei geschlossenem Dach, riesigen Kofferraum aus und über das geöffnete Dach ließen sich selbst Regalbauteile bequem vom Möbelmarkt nach Hause transportieren. Mit dem e-208 muss man da trotz umklappbarer Rückbank einiges an Abstriche machen. Der erste IKEA-Einkauf endete dann beinahe auch mit einem Fiasko.
Dennoch können vier Erwachsene mit „Normstatur“ und leichtem Gepäck bequem mit dem e-208 reisen.
Ausstattung und Verarbeitungsqualität
Ich habe mich für das GT-Modell mit „GT Pack“ entschieden. Das Fahrzeug hat also quasi Vollausstattung. Dazu gehören ein Navigationssystem auf Basis der TomTom-Software mit 3D-Display im Tacho und einem 10″ Display auf der Mittelkonsole. Da das Entertainmentsystem auch Apples CarPlay und Android Auto unterstützt, kann man sich alternativ mit einer Vielzahl von Apps zum Ziel führen lassen.
Besonders praktisch finde ich die myPEUGEOT-App die nach anfänglichen Zickereien inzwischen recht stabil funktioniert. Man kann ein Ziel in der App suchen und zum Navigationssystem übertragen. Das funktioniert in einigen Apps auch über die bekannte „Teilen“-Funktion. So verbindet man die Flexibilität des Smartphones mit der integrierten Navigation im Cockpit.
Zum Paket gehören auch eine ganze Reihe von Fahr- und Komfortassistenten wie ACC, Spurhalteassistent, Kurvenlicht, Fern- und Nebelscheinwerfer-Automatik. Manchmal zweifele ich jedoch, ob die zusätzliche Sicherheit nicht dadurch wieder einkassiert wird, weil man dazu verleitet wird, sich mehr mit anderen Dingen als dem Lenken des Fahrzeugs zu beschäftigen.
Die Verarbeitung der Sitze, der Türverkleidungen und Ablageflächen ist für ein Fahrzeug dieser Klasse hervorragend. Die Carbon-Optik versprüht einen Hauch von Hochwertigkeit, während der Klavierlack an anderen Stellen eher für Diskussionen sorgen dürfte.
Akku und Reichweite
Ich habe mir den e-208 hauptsächlich für Fahrten in der Region um Köln angeschafft und weniger, um damit regelmäßig nach Süditalien zu reisen. Mit einem 50kWh-Akku, der maximal mit 11kW (Wechselstrom) und 100kW (Gleichstrom) geladen werden kann, ist man für Fahrten im Nahbereich und bis zu 400km gut gerüstet.
Man sollte aber nicht verschweigen, dass sich im Winter die Reichweite schon deutlich reduzieren kann. Neben Außentemperaturen und Art der Bereifung hat aber auch der Fahrstil einen großen Einfluss auf den Verbrauch. Alles, was über Tempo 120 geht, kostet. Den minimalen Geschwindigkeitsvorteil kompensiert man meist mit einem zusätzlichen Zwischenhalt an der nächsten Ladesäule.
Bei einstelligen Außentemperaturen und mit Winterreifen liegt der Verbrauch auf der Autobahn zwischen 18 kWh bei Tempo 100-110 und 22kWh bei Tempo 120-130 pro 100km. Bergige Strecken wie auf der A3 zwischen Köln und Frankfurt sorgen ebenfalls für höheren Verbrauch.
Die Strecke von Köln nach Rastatt, die ich häufiger mal fahre, kann man mit einem Zwischenstop in Medenbach-West hinbekommen, wenn man mit vollem Akku losfährt und an der Raststätte auf ca. 90% auflädt. Dafür benötigte das Fahrzeug rund 35 Minuten. OK, wenn die Raststätte geöffnet hat…
Wenn man also nicht gerade wöchentlich so eine Tour unternimmt, reicht auch der e-208 für eine solche Strecke. Dank der bequemen Sitze kommt man auch ausgeruht am Ziel an, wenn nicht gerade Hochbetrieb auf der A3 herrscht.
Die WLTP-Reichweite von 340km erreicht das Fahrzeug wirklich nur unter Optimalbedingungen. Die Empfehlung, den Akku in einem Bereich von 20% bis 80% zu fahren und zu laden, sorgen so für reale Autobahnreichweiten zwischen 150km und 200km im Sommer ohne Ladestress.
Ladesäulen und Raststätten
Zugegebenermaßen hat mich damals als Dieselfahrer die Verfügbarkeit und Qualität von Raststätten nicht wirklich interessiert. Meistens musste ich unterwegs nicht einmal zum Tanken anhalten. Und wenn, dann meistens an einem der Autohöfe wo es neben günstigerem Benzin auch noch spät geöffnete Fast-Food-Tempel gibt.
Mit dem E-Auto sieht das schon etwas Anders aus. Hier muss man öfters mal raus und verbringt auch mehr Zeit an einer Raststätte. Zumindest entlang meinen Strecken sind die Autohöfe keine Alternative, da es dort keine Ladesäulen gibt oder nur Supercharger von und für Tesla.
Inzwischen werden Ladesäulen häufig direkt vor den Eingängen der Raststätten platziert. Das war leider nicht immer so. Es gibt noch immer Schnelllader, die in der hintersten Ecke zu finden sind und wohin man sich durch kreuz und quer geparkte LKW erst einmal seinen Weg bahnen muss. Vielfach fehlt hier sogar die notwendige Beleuchtung, um die Säule vernünftig bedienen zu können. Mit einer RFID-Ladekarte geht das noch ganz gut, aber spätestens wenn man den QR-Code mit der App scannen muss, sinkt die Laune.
Zur Belohnung steht dann auch noch ein langer Fußmarsch zum Raststätten-Gebäude an, die ab 20:00 inzwischen auch meist geschlossen haben, so dass es meist nicht zu mehr als einem überteuerten Tankstellenkaffee (inzwischen kostet der häufig 3,90€) reicht.
Gerade die inzwischen drastisch reduzierten Öffnungszeiten der Raststätten sorgen für Frust. Eine halbe Stunde Ladezeit ließe sich super mit einem Abendessen und einem Kaffee im Warmen überbrücken. So verbringt man die Zeit meist nutzlos im Fahrzeug oder in Nähe der Ladesäule.
Hier sollte schleunigst gegengesteuert werden. Raststätten sollten mindestens bis 24 Uhr geöffnet bleiben und Toilettenanlagen rund um die Uhr verfügbar sein. Darüberhinaus gehören Ladesäulen weder an verlassene Parkplatzanlagen noch in dunkle Ecken in Waldnähe. Es scheint, als ob hier E-Mobilität mal wieder ausschließlich aus der männlichen Perspektive gedacht und geplant wurde.
Laden in der Stadt und an der heimischen Steckdose
In Köln sind wir auf der rechten Rheinseite mit Ladesäulen von Rheinenergie sehr gut versorgt. In vier bis fünf Stunden bekommt man den Wagen immer wieder vollgeladen, wobei man aus Kostengründen (Blockiergebühr) tunlichst nicht länger als vier Stunden laden sollte.
Die nächste Ladesäule ist ca. 80 Meter von meinem Wohnhaus entfernt und die Verfügbarkeit gut.
An einer regulären Steckdose, wie wir sie in der Garage unseres Büros in Bühl haben, kann man an einem Achtstundentag ca. 30% der Akkukapazität aufladen.
Fazit
Würde ich mir wieder ein E-Auto zulegen? Auf jeden Fall ja. Der e-208 macht endlos viel Spaß und ist für Fahrten im Regionalbereich hervorragend geeignet. Ab und an längere Strecken funktionieren ebenfalls. Bei regelmäßigem Einsatz auf längeren Entfernungen würde es aber definitiv ein Auto mit größerem Akku und geringerem Verbrauch werden. Man merkt dem Wagen halt schon an, dass es sich hierbei nicht um eine reine BEV-Plattform handelt.