17. Februar 2025

Braucht man überhaupt noch eine girocard? (2025 Edition)

Zugegeben: Wer sein Konto bei einer Sparkasse, Volksbank oder einer der großen Filialbanken in Deutschland führt, wird sich die Frage wohl erst stellen, wenn mal wieder eine Erhöhung der Kontoführungsgebühren ansteht und man überlegt, doch zu einer der großen Direktbanken oder gar Playern wie N26 & Co. zu wechseln.

Wer heute Kunde bspw. von DKB oder ING ist, dem stellt sich die Frage allerdings schon eher. Muss ich wirklich noch monatlich zwischen 1€ und 1,50€ für eine Karte ausgeben, die von meiner Bank seit Langem als Auslaufmodell klassifiziert wird und die meiste Zeit über ungenutzt im Portemonnaie Platz einnimmt? Und das auch nur, weil die Direktbanken keinerlei Anzeichen senden, dass sie die girocard irgendwann in die Wallets von Apple und Google integrieren wollen?

Da ich immer mal wieder nach meiner Meinung zu dem Thema gefragt werde, hier einmal ein Versuch einer möglichst objektiven Einordnung.

Generelle Akzeptanzsituation von Visa und Mastercard

Als es im Februar 2024 hieß, dass erstmals mehr Terminals in Deutschland Visa-Karten als (native) girocard-Akzeptanz böten, war das natürlich eine kleine Sensation. Neben dem allgemeinen Trend zum Bezahlen mit dem Smartphone dürften auch die rund 14 Millionen Visa Debitkarten im Markt gesorgt haben. Was vor der Pandemie noch an der Tagesordnung war, findet man heutzutage zwar immer noch, aber immer seltener: Ausschließliche Akzeptanz der girocard.

Wer sich als Geschäftsinhaber in den letzten Jahren erstmals für Kartenakzeptanz entschieden hat, wird in der Regel einen Vertrag abgeschlossen haben, der auch Visa und Mastercard umfasst. Die anderen dürften es irgendwann leid geworden sein, mehr und mehr Kunden zum Geldautomaten zu schicken.

Problemfeld #1: Wohnort und persönliche Shopping-Präferenzen

Natürlich nutzt einem ein statistischer Wert recht wenig, wenn man in einem Ort wohnt, wo bspw. die lokale Sparkasse noch fleißig Terminal-Verträge ohne Visa/Mastercard-Akzeptanz vertreibt. Während hier bei uns im Rheinland gegenüber jeder Bäckerei, die „EC-Karte ab 5€/10€“ ausschildert, der nächste Wettbewerber sein Geschäft betreibt und bis auf Amex alles an Karten ab dem ersten Brötchen akzeptiert, kann es andernorts natürlich anders aussehen.

Wer abgesehen vom Supermarkteinkauf sein Geld hauptsächlich in kleinen, inhabergeführten, Geschäften lässt, wird auch häufiger auf Probleme stoßen als die „Generation amazon“. Hier bietet sich aber häufig das direkte Gespräch mit den Inhaberinnen und Inhabern an. (Achtung unbezahlte Werbung) Ich verweise dann gerne auf die von meiner Firma betriebene Vergleichsplattform payved, auf der mittlerweile eine recht stattliche Anzahl von Anbietern Konditionen speziell für kleinere und mittlere Betriebe eingestellt hat.

Problemfeld #2: Bargeldbezug

Immer mehr Banken verlassen sich in Punkto Bargeldauszahlung auf den Handel. Der Service wird inzwischen von den Kundinnen und Kunden äußerst gerne genutzt, erspart er doch unnötige Wege. Wer mal aufmerksam die Kommentarblöcke unter den Artikeln zum Thema „Neue Debitkarten“ verfolgt hat, dem wird aufgefallen sein, dass ein recht großer Anteil der Nutzer sich darüber beschwert, dass die Bargeldauszahlung im Handel nicht funktioniert.

Dazu muss man wissen, dass Lidl und REWE diesen Service wirklich nur mit der girocard anbieten. Aber bei den anderen Handelsketten, inkl. den großen Drogeriemärkten, lässt sich problemlos Bargeld mit Visa und Mastercard abheben. Mehr Infos findet ihr hier.

Eine Sache, die leider immer wieder negativ auffällt: Diverse Sparkassen und Volksbanken sperren ihre Geldautomaten für Visa-Karten der großen Direktbanken wie der DKB. Aber kein Problem: Irgendeinen Geldautomaten findet man immer und mit einer Visa-Karte einer Direktbank ist der Bargeldbezug i.d.R. immer kostenlos.

Problemfeld #3: Hartnäckige Ketten, öffentliche Verwaltung

Mit der Deutschen Post AG, die längst alle eigenen und von Partnern betriebenen Filialen umgerüstet haben wollte (Oktober 2023) und dem Agenturgeschäft der Landeslotteriegesellschaften gibt es gleich zwei hartnäckige Fälle. Allerdings: Briefmarken kann man genauso gut online kaufen (und gleich ausdrucken), wie es inzwischen eine ganze Reihe von Online-Anbieter für Lotto, Toto und sonstiges Wettgeschäft gibt. Bei Letzterem solltet Ihr nur darauf achten, dass euer Kartenherausgeber keine Gebühren auf Lotterieumsätze erhebt und ggf. lieber mit Lastschrift bezahlen.

Im Bereich der öffentlichen Verwaltung hat sich inzwischen recht viel getan, dennoch gibt es immer noch Städte die nicht für alle Dienstleistungen auch Mastercard und Visa akzeptieren. Bspw. bei der Abfallentsorgung. Hier sollte man sich die Frage stellen, wie häufig man einen neuen Personalausweis braucht, oder ob man jedes zweite Wochenende irgendwelche Kellerfunde kostenpflichtig entsorgen muss.

Wie sollte ich vorgehen?

Das hängt natürlich auch ganz von den Präferenzen ab. Wer einfach nur um Gebühren zu sparen, weg von seiner Hausbank will, der kann natürlich einfach das Konto wechseln und schauen, wie sich die Sache entwickelt. Wer sich noch nicht so ganz sicher ist, sollte seine Kontoauszüge des letzten Jahres prüfen und überlegen, ob dort nennenswert Umsätze in Geschäften auftauchen, die nur die girocard akzeptieren und dann entscheiden.

Alternativ kann man aber auch einfach mal für ein paar Monate primär eine  Visa oder Mastercard nutzen, dabei ist es in Deutschland egal ob es sich dabei um eine Debit- oder Kreditkarte handelt, und schauen wie weit man damit kommt.

Und was, wenn ich doch eine girocard brauche?

Hier gibt es gleich eine ganze Reihe möglicher Alternativen. Zum Einen kann man natürlich die 1€ bis 1,50€ monatlich für die girocard seiner neuen Direktbank in die Hand nehmen. Alternativ bietet bspw. die C24-Bank (Tochter von Check24) selbst im kostenlosen Kontomodell auch eine kostenlose girocard an. Bislang habe ich von allen, die dort Kunde sind, nur Gutes gehört.

Als Sparkassen-Kunde ist man zugegebenermaßen recht verwöhnt, gibt es die girocard dort seit 2020 auch virtuell in Apple Pay. Wer darauf nicht verzichten möchte, sollte sich mal die 1822direkt anschauen. Dabei handelt es sich um die Direktbank der Frankfurter Sparkasse. Das Konto dort ist ab einem monatlichen Mindesteingang von 700€ kostenfrei (sonst 3,90€ pro Monat). Die girocard ist mit 6€ pro Jahr recht fair bepreist und wer schnell ist, kann sich aktuell auch diese 6€ sparen!

Persönliches Fazit

Wenn ich mal die Zahlungen der letzten zwölf Monate Revue passieren lasse, so sind mir zwei Orte aufgefallen, die ausschließlich girocard akzeptieren. Stelle ich die jährlich aufzuwendenden Gebühren für die Karte (15€) und die Kontoführungsgebühren meiner Sparkasse (114€) dagegen, so steht das natürlich in keinem Verhältnis wenn man mal rein das Thema girocard oder nicht losgelöst von anderen Dingen betrachtet.

Daher: Im Jahre 2025 ist meiner Meinung nach eine girocard verzichtbar und man sollte sich bei der Wahl seiner Bank nicht davon abhängig machen, ob diese eine girocard zum Konto herausgibt oder nicht. Zur Not gibt es immer noch ein paar Fallback-Optionen.

Marc-Oliver Schaake

Lotus / IBM / HCL Notes Professional Mag Reisen mit dem Zug, insbesondere mit Nachtzügen Kartenzahler seit 1987

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