17. Februar 2025

1822direkt – Die „Direktsparkasse“ im Schnelltest (Update 04.02.2025)

In meinem letzten Blogpost ging es um die Frage, ob man im Jahr 2025 überhaupt noch eine girocard benötigt. Wer diese Frage für sich mit „Ja“ beantwortet, steht natürlich häufig vor der Frage, ob es statt eines „Notfall-Plastiks“ nicht doch eine girocard in Apple Pay sein soll.

Die Direktbank-Tochter der Frankfurter Sparkasse ist hier eine der ersten Anlaufstellen, bietet sie doch seit Jahren faire Konditionen bundesweit an. Eine aktuelle Aktion, dazu später mehr, war für mich dann der Anlass mal wieder ein Girokonto-Produkt für euch zu testen.

Die Kontomodelle

Inzwischen wurden die alten Kontomodelle durch das neue „GiroDirekt“ ersetzt. Die Konditionen in aller Kürze:

  • 0€ pro Monat bei mind. 700€ monatlichem Geldeingang, sonst 4,90€ pro Monat,  girocard mit V Pay im Preis inbegriffen, Barabehbungen mit girocard kostenlos an Sparkassen-Automaten, mit optionaler Visa-Karte kostenlos in Deutschland und Europa. Preisübersicht hier

Was leider negativ auffällt: Die Konditionen für Zahlungen in Fremdwährung sowie die Kosten für die optionale Kreditkarte wurden noch mal schlechter.

Die 1822direkt bietet zwei Girokonto-Modelle an. Das „Girokonto Klassik“  und  „1822mobile“. Das „mobile“-Konto war einst für eine junge Zielgruppe gedacht und sollte ursprünglich ähnlich yomo (die älteren erinnern sich) ausschließlich über eine Smartphone-App genutzt werden können. Davon hat man sich inzwischen wieder verabschiedet und die „mobile“-Nutzer in die normale App und das bekannte Web-Banking übertragen.

Bei den Konditionen wird es hingegen noch einmal spannend. Abgesehen von irgendwelchen Dingen, die tief in den Fußnoten des PLV’s versteckt sein dürften, gilt nämlich:

  • Girokonto Klassik: 0€ pro Monat bei mind. 700€ monatlichem Geldeingang, sonst 3,90€ pro Monat, 6 kostenlose Barabhebungen/Monat an Sparkassen-Geldautomaten, girocard 6€ p.a., Preisübersicht hier
  • 1822mobile; 0€ pro Monat bei mind. 0,01€ monatlichem Geldeingang, sonst 1,90€ pro Monat, 4 kostenlose Barabhebungen/Monat an Sparkassen-Geldautomaten, girocard 6€ p.a., Preisübersicht hier

Angesichts der Preisstruktur hat sich nicht nur der Vorstand gefragt, wieso man eigentlich das Girokonto Klassik nehmen sollte und hat kurzerhand 1822mobile aus der aktiven Vermarktung von der Webseite genommen.

Das heißt jetzt aber nicht, dass sich 1822mobile nicht mehr neu abschließen lässt.

Die Kontoeröffnung

Ein Tipp hatte mich auf die Idee gebracht, doch mal zu schauen ob man nicht doch noch ein 1822mobile abschließen kann. Die 1822direkt vermarktet ihre Produkte über diverse Portale im Netz. Während man über Payback nur noch das Girokonto Klassik abschließen kann, lässt sich bspw. über Shoop.de das 1822mobile angeblich noch wählen. Dafür erhielte man die gleichen 15€ Cashback wie für das Girokonto Klassik:

Nun klickt man auf den Link bei Shoop und staunt: Das Produkt 1822mobile ist lediglich noch im Preisverzeichnis aufgeführt, lässt sich aber nicht neu beantragen. Aber wir geben ja bekanntermaßen nicht so schnell auf. Also mal die Suchfunktion der 1822direkt-Webseite bemüht und siehe da: Wir landen auf einer Aktionsseite (Link hier):

Die Online-Kontoeröffnung ist in wenigen Minuten erledigt. Abschließend wird man zu WebID für eine Video-Identifizierung weitergeleitet. Es empfiehlt sich, den Schritt mit dem Video-Ident am Smartphone durchzuführen, da dort einfach die Kameras besser geeignet sind, um Aufnahmen vom Personalausweis anzufertigen.

Bei WebID habe ich abends gegen 18:00 angerufen. Nach rund 30 Minuten Wartezeit und dem zwischenzeitlichen Angebot, doch am nächsten Morgen zurückgerufen zu werden, habe ich dann mit einer sympathischen Mitarbeiterin sprechen können, die die Identifizierung innerhalb von drei bis vier Minuten hat.

Kurz danach erhielt ich bereits die ersten Mails mit Zugangsinformationen von der 1822direkt. Online-Banking, App und TAN-App waren wiederum innerhalb fünf Minuten eingerichtet. Danach ließ sich sofort eine virtuelle girocard in Apple Pay generieren. Diese war auch wenige später bereits bei Lidl einsetzbar.

Eine Woche nach Kontoeröffnung kamen erst die Telefonbanking-PIN gefolgt von der PIN zur girocard. Mit dem Girokonto wurde über den von mir verwendeten Link übrigens gleich ein Tagesgeld-Konto mit eröffnet. Dort gibt es auf vier Monate befristet 2,75% p.a. Guthabenzinsen.

Das Kartenspiel

Standardmäßig gehört zum Konto eine girocard. Leider hat die 1822direkt im Jahr 2023 von Maestro zu V Pay als Co-Badge gewechselt. Somit erhält man zwar eine Plastikkarte, die selbst an uralten niederländischen Tankautomaten noch funktioniert, hat aber in Apple Pay lediglich die girocard zur Verfügung. Während das genau der Sinn der Aktion für mich war (siehe oben), muss man sich auf der Suche nach einer neuer Hauptbank-Verbindung schon fragen, ob das noch zeitgemäß ist.

Android-Benutzer gehen ebenfalls leer aus. Die girocard lässt sich nämlich nicht in der App „Mobiles Bezahlen“ der Sparkassen digitalisieren.

Alternativ bleibt eine Visa-Kreditkarte mit monatlicher Abrechnung, die neben Apple Pay auch Google Pay unterstützt und damit den Sparkassen an der Stelle etwas voraus hat. Mit 29,95€ Jahresgebühr (0€ im ersten Jahr) bleibt der Preis im Rahmen. Nachteilig sind die recht hohen 1,75% Fremdwährungsgebühren. Offiziell gibt es die Visa-Karte übrigens nur in Verbindung mit dem Girokonto Klassik. Ob dies bei aktiven Nutzern das letzte Wort sein dürfte, bleibt dahingestellt. Habt ihr Erfahrungen damit machen können? Wenn ja, bitte kommentieren oder mich per Mail anschreiben.

Hier sollte die 1822direkt dringend nachbessern und ihren Kundinnen und Kunden eine kombinierte girocard mit Visa Co-Badge ausstellen. Wenn die Technologie schon im Hause verfügbar ist, dann sollte man diesen Wettbewerbsvorteil bspw. zur ING auch nutzen!

Ein kleines Aha-Erlebnis

Der ganze Prozess der Kontoeröffnung bis hin zum Instand-Issueing einer Debitkarte verlief wirklich top. Eine Kleinigkeit hat mich dann aber doch verwundert. Als Kunde erhält man eine IBAN aus dem Nummernkreis der Frankfurter Sparkasse. Es deutet also darauf hin, dass die eigenständige App und das nicht gruppenkonforme Web-Banking ein abweichendes Frontend für ein normales Sparkassen-Konto darstellen.

Meine ersten Tests mit dem Konto bestanden darin, etwas Geld per Echtzeitüberweisungen auf das Konto zu transferieren und mit der girocard im Laden zu bezahlen. Beide Geschäftsvorfälle sollten binnen weniger Sekunden zum Eingang des Geldes bzw. einem Vormerkposten auf dem Konto führen. Tatsächlich aber werden sowohl Gutschriften als auch Vormerkungen erst mit einer Verzögerung von rund 15 Minuten angezeigt.

Da wird noch nicht irgendeiner einen Batch-Lauf programmiert haben, der die Daten aus dem Kernbanken-System der Frankfurter Sparkasse viertelstündlich in einen Schattenmandanten kopiert?

Fazit

Wer nur eine digitale girocard im iPhone nutzen möchte und dafür nicht die inzwischen häufig recht hohen Kontoführungsgebühren einer Sparkasse aufbringen möchte, ist mit beiden Kontomodellen sehr gut bedient. Als Hauptbank-Verbindung kommt m.E. nur das Girokonto Klassik mit einer Visa-Kreditkarte in Frage. Natürlich kann man sich die Visa-Kreditkarte auch von anderen Anbietern holen. Mit der Hanseatic Bank und Barclays gibt es immer noch kontounabhängige Anbieter, die ihre Karten kostenlos und ohne Fremdwährungsgebühren ausgeben.

Wer eines der beiden Kontomodelle noch bis zum 03.02.2025 eröffnet, dem erlässt die Bank auch die 6€ p.a. Gebühren für das Ausstellen der girocard.

 

Marc-Oliver Schaake

Lotus / IBM / HCL Notes Professional Mag Reisen mit dem Zug, insbesondere mit Nachtzügen Kartenzahler seit 1987

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2 Gedanken zu “1822direkt – Die „Direktsparkasse“ im Schnelltest (Update 04.02.2025)

  1. Vor Kurzem habe ich mich intensiv mit kostenlosen Girokonten beschäftigt, da meine derzeitige Bank, die Sparkasse Karlsruhe, ab April auch für Bestandskunden Gebühren einführen wird. In die engere Wahl kamen die Commerzbank, die ING und die 1822direkt.

    Gegen die 1822direkt habe ich mich entschieden, da sie weiterhin auf die Girocard mit V Pay statt auf die Girocard mit Mastercard oder VISA setzen. Die Commerzbank bietet zwar die Möglichkeit die Girocard mit Apple Pay zu nutzen, jedoch habe ich mich gegen die Commerzbank entschieden, da sie derzeit stark von italienischen Investoren aufgekauft wird, nicht auf wero setzt und bisher nie als Innovationstreiber galt.

    Die ING hingegen hat zwar den Nachteil, dass sie Gebühren für die Girocard verlangt, aber insgesamt erschien sie mir von den dreien als die beste Option. Sollte die ING demnächst sowieso wero und Echtzeitüberweisungen einführen, wäre sie für mich derzeit die beste Alternative zur Sparkasse Karlsruhe.

    1. Es ist halt immer die Frage, was man genau will. Mir war wichtig, dass ich für die „drei Mal im Jahr“, die ich eine girocard benötige, diese in Apple Pay zur Verfügung steht. Damit kam eigentlich nur die 1822direkt in Frage. Für’s Bezahlen im Alltag nutze ich eh eine andere Karte, da gerade die Auslandskonditionen bei der 1822direkt abschreckend sind.

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