11. Oktober 2024

Polnische Commerzbank-Tochter mBank ermöglicht Karteninhabern Sperre gegen DCC-Betrug

Wer hat es noch nicht erlebt: Eines der größten Aufregerthemen in Sachen Kartenzahlung ist wohl die häufig ungefragte Umrechnung von Bezahlungen in lokaler Währung in Euro. Was vor einigen Jahren mit heute eher moderat klingenden Aufschlägen von rund 3,5% begann und eigentlich den Wettbewerb zwischen Hausbanken und Zahlungsdienstleistern fördern sollte, hat inzwischen nicht selten die Schallmauer von 10% durchbrochen. Leider, und das war zu erwarten, hat dieser Wettbewerb zu keiner einzigen Sekunde den Karteninhaberinnen und Karteninhabern genutzt. Es ging alleinig darum, zusätzlichen Profit auf dubiose Weise zu generieren. Die Rede ist von DCC oder ausgeschrieben Dynamic Currency Conversion.

Auch ich habe hier schon häufiger über dieses Thema berichtet. Insbesondere, wie Zahlungsdienstleister ihren angeschlossenen Händlern dabei helfen, ahnungslose Urlauberinnen und Urlauber hinter die Fichte zu führen. Während wir inzwischen weitestgehend vor der tödlichen Gefahr, die von falsch vorbelegten Cookie-Einstellungen ausgeht, geschützt sind, scheinen zig tausende von Beschwerden nach jeder Urlaubssaison einfach an den Verbraucherschützern in Brüssel abzuprallen.

Problem dabei ist nicht das System DCC an sich, sondern die Art und Weise wie es implementiert wird. Offiziell, um kein zweites Tappen der Karte oder des Smartphones zu erfordern (Erster Tap: Ermittlung Kartentyp & Heimatwährung, zweiter Tap: Bestätigung der Zahlung, ggf. mit PIN/Biometrie), erfolgt die Auswahl erst nach Freigabe der Zahlung. An einem SB -Terminal oder dort, wo Kartenterminals fest zum Kunden ausgerichtet sind, ist dies selten ein Problem. In der Gastronomie sieht es häufig so aus: Der Kunde bestätigt nichtsahnend die Zahlung über einen Betrag in Fremdwährung, das Terminal autorisiert auffällig lange (2-3 Sekunden) und wandert in der Zeit zurück zum Kellner, der dann ungefragt die teure Umrechnung wählt.

Kartenherausgeber sind machtlos?

Dagegen lässt sich nichts ausrichten? Falsch! In einem ersten Schritt hat zumindest Mastercard als Scheme vor einiger Zeit damit begonnen, bei Beträgen unterhalb der CVM-Grenze (50€ bzw. in Polen 100PLN) keine Umrechnung am POS zuzulassen.

Aber nicht nur die Kartenschemes haben hier Möglichkeiten. Auch Kartenherausgeber haben einen Einfluss darauf, welche Art von Zahlungen sie technisch erlauben oder blockieren. Anstelle einer rechtlich noch auf wackeligen Füßen stehenden, generellen Blockade von DCC erlaubt die polnische mBank ihren Kundinnen und Kunden einfach, eine entsprechende Option in der Banking-App zu setzen:

Karteneinstellungen mit der Möglichkeit, DCC zu deaktivieren
Karteneinstellungen mit der Möglichkeit, DCC zu deaktivieren

 

Spannend ist auch die Möglichkeit, sich gegen Surcharging zu schützen. Geldautomaten erheben nämlich oft eine Betreibergebühr für den Fall, dass der Kunde die Anwendung von DCC ablehnt.

So einfach kann man seine Kundinnen und Kunden vor unliebsamen Überraschungen nach dem Urlaub schützen. Wann liebe deutsche Banken zieht ihr nach? Es wäre wirklich an der Zeit!

Marc-Oliver Schaake

Lotus / IBM / HCL Notes Professional Mag Reisen mit dem Zug, insbesondere mit Nachtzügen Kartenzahler seit 1987

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