Aktuell scheint es so, als ob bei den bargeldlosen Zahlungssystemen der Wurm drin ist. Neben dem mehrere Stunden anhaltenden Ausfall bei VISA in Europa am 1. Juni, gab es in den letzten Wochen und Monaten mehrere Störungen beim Card Processor GPS von denen Kunden vieler Fintech-Firmen, wie Revolut, Curve & Co. betroffen waren. Am gestrigen Donnerstag hat es dann kurzzeitig auch Mastercard erwischt. Kunden weltweit erlebten Zahlungsabbrüche mit Mastercard und Maestro-Karten.
We are aware there may have been some issues in processing a limited number of transactions earlier. The situation has been resolved and those transactions are now working as normal.
— Mastercard News (@MastercardNews) 12. Juli 2018
Im Fall der Niederlande, wo rund 90% aller Bankkarten das Debit-System Maestro von Mastercard nutzen, kann man also von einem signifikanten Problem sprechen. Schließlich bezahlen unsere Nachbarn doch inzwischen jeden noch so kleinen Betrag kontaktlos und einige Geschäfte nehmen gar kein Bargeld mehr an. Teilweise ist es auch nur an einzelnen wenigen Kassen möglich, mit Münzen und Banknoten zu bezahlen.
Solche Störungen sind natürlich Wasser auf die Mühlen der Kritiker bargeldlosen Bezahlens. Mögliche Ausfälle von IT-Systemen, Netzanbindungen und Energieversorgung werden mantramäßig als Hauptargumente für das vermeintlich sichere Bargeld angeführt.
Insofern täten natürlich alle Beteiligten gut daran, diese Vorfälle aufzuarbeiten und ihre Systeme noch ausfallsicherer zu gestalten. Aber letztenendes wird es keine 100%ige Sicherheit geben, wenn jede noch so kleine Zahlung eine Genehmigung über eine Online-Verbindung erfordert.
Es ist nicht so, dass die in Deutschland gängigen Systeme girocard, Mastercard und VISA nicht in der Lage wären, bis zu bestimmten Grenzen auch offline zu arbeiten. Ganz im Gegenteil: Die entsprechenden Konfigurationsmöglichkeiten der Karten sind vorhanden.
In der Praxis sieht es aber so aus, dass nicht alle Banken ihre im Konto integrierte girocard mit dem möglichen Offline-Limit von 500€ pro Woche ausstatten. Häufig möchten auch Kreditkarten, trotz eines hohen Verfügungsrahmens, selbst den Kauf eines Kaffees online genehmigen lassen.
Viele im Handel aufgestellte Terminals haben darüber hinaus Probleme bei Störung der Netzanbindung richtig zu reagieren. Während ein völliger Abbruch der Verbindung gerne einmal im Notbetrieb mit reiner Lastschriftverarbeitung via girocard endet, alle anderen Zahlungsarten aber abgelehnt werden (u.a. REWE) kann es bei per GPRS angebundenen mobilen Terminals bei schlechter Empfangssituation zu sich endlos wiederholenden Timeouts kommen ohne dass hier mögliche Fallback-Szenarien zum Einsatz kommen.
Neben den kartenherausgebenden Banken sind hier natürlich auch die Netzbetreiber/Akquirer gefordert, die von ihnen verwalteten Terminals auf solche Probleme vorzubereiten und in Absprache mit den Händlern entsprechende Backup-Verfahren zu implementieren.
Was können Kundinnen und Kunden tun?
Gerade auf Reisen ist es ratsam, mehr als eine Karte mitzuführen. Diese sollten nicht nur von unterschiedlichen Kartenunternehmen wie Mastercard oder VISA stammen. Der Kunde ist darüber hinaus gut beraten darauf zu achten, dass das jeweilige Processor-Unternehmen sich unterscheidet. Bspw. nützt eine VISA-Card einer süddeutschen Sparkasse in Verbindung mit der Lufthansa Miles&More Mastercard der DKB wenig, wenn beim gemeinsamen Dienstleister Bayern Card Service der Bär steppt.
Auf Deutsch: Die lange Zeit sehr beliebten Kartendoppel aus Mastercard und VISA dienen hauptsächlich dazu, im seltenen Fall dass nur eine der beiden Marken akzeptiert wird, für entsprechende Zahlungsfähigkeit zu sorgen, helfen bei Störungen der Autorisierungssysteme hingegen nur bedingt.
Die in letzter Zeit immer beliebter werdenden Karten von Fintechs wie Revolut sind eine sehr gute Ergänzung um auf Reisen Fremdwährungsgebühren zu sparen. Als alleiniges Zahlungsmittel sollte man sich jedoch nicht auf diese Anbieter verlassen, da es sich um Prepaid-Karten handelt die fast immer eine Onlineverbindung zur Autorisierung verlangen und darüber hinaus auch von einzelnen Akzeptanzstellen zurückgewiesen werden können.
Fazit
Wir Kundinnen und Kunden können uns durch das Mitführen verschiedener Karten bedingt bei Problemen der Zahlungsanbieter behelfen. Wenn es aber das erklärte Ziel von Banken und Handel ist, mehr und mehr Zahlungen bargeldlos abzuwickeln, so müssen alle kaufmännisch und technisch beteiligten Unternehmen sicherstellen, dass im Falle der Nichtverfügbarkeit von Netzanbindung und Autorisierungsystemen, Zahlungen sicher durchgeführt werden können. Ansonsten darf man sich über Skepsis bei Konsumentinnen und Konsumenten nicht wundern.