Eine Nachricht, die viele Kundinnen und Kunden eigentlich längst herbeigesehnt haben: Die Sparkassen erklären jetzt erstmals öffentlich, dass sie mit Apple in Verhandlungen stehen und einen Go-Live von Apple Pay für das Jahr 2019 anstreben.
Erste Signale bereits zum US-Start im Herbst 2014
Zu einer Zeit, als die DK in Deutschland noch mit NFC auf GeldKarte-Basis herumexperimentierte („girogo“), startete der Bezahldienst von Apple in den USA. Als eine der ersten Bankengruppen signalisierten die Sparkassen bereits damals Interesse. Dies tat die SFG in gewohnt selbstsicherer Art und Weise.
Unwürdiges Schauspiel vor und kurz nach dem Deutschlandstart
Im Sommer 2018 zeichnete sich ab, dass Apple Pay „later this year“ auch nach Deutschland kommen sollte. Unter den kolportieren Launchpartnern suchte man aber vergebens nach dem roten „S“. Stattdessen stellte man sich auf die Position, Apple möge doch bitte die NFC-Schnittstelle endlich öffnen und somit die, kurz zuvor unter Android gestartete App, „Mobiles Bezahlen“ auch auf iOS ermöglichen.
Mal ganz abgesehen davon, dass weltweit schon mehr als nur ein Kreditinstitut und mehr als nur ein Marktwächter, erfolglos versucht haben, Apple zum Einlenken zu bewegen, muss man schon ziemlich weltfremd sein, um ernsthaft glauben zu können, dass ein Apple-Nutzer den Hinweis auf die Android-App als zufriedenstellende Antwort ansehen würde.
Erfolgreicher Start in Deutschland – bei den Anderen
Der Launch von Apple Pay in Deutschland war – laut Branchenbeobachtern und den beteiligten Banken – ein voller Erfolg. Neben den üblichen Verdächtigen wie bspw. N26, boon. und VIMpay stach besonders die Deutsche Bank aus der Gruppe hervor.
Ausgerechnet ein Institut, dass in den letzten 30 Jahren wohl alles unternommen hat, um sich der lästigen Retailkunden zu entledigen, prescht mit einem Schnupperangebot inkl. Instant Issueing nach Vorne.
Innerhalb einer Woche konnten die Aktivierungszahlen der eigenen Android-Lösung eingeholt werden. Auch konnte die Deutsche die Zahl der Mastercard-Kreditkarten um 7% steigern – und das ausgerechnet in Deutschland.
Kehrtwende bei den Sparkassen
Wie man auch schon in vielen anderen Märkten beobachten konnte, bröckelte die Mauer des Widerstands zusehends. In den letzten Tagen kündigte nun auch die SFG an, mit Apple in Verhandlungen zu stehen und den Dienst noch 2019 bereitzustellen.
Die girocard
Angesichts einer übergroßen Anzahl von Kunden, die lediglich eine girocard besitzen, stellt sich natürlich die Frage, ob die Sparkassen für Apple Pay ergänzend Debit Mastercard einführen werden oder man doch die girocard fit machen wird.
Aktuell bietet die niederländische Fintech-Bank bunq als Einzige eine Maestro-Karte für Apple Pay auf dem deutschen Markt an. Die Nutzung des Co-Badges für Apple Pay wäre sicherlich ein gangbarer Weg, auch wenn der ebenfalls nicht ohne nennenswerte Aufwände auskommen dürfte.
Da Sparkassen, aber auch Volks- und Raiffeisenbanken, die girocard als strategisches Produkt (und heilige Kuh) ansehen, dürfte die Marschrichtung aber klar sein: Die girocard muss Apple Pay-fähig werden. Ob man dann seinen Kundinnen und Kunden ein kontaktloses Co-Badge für Auslandsreisen spendiert, steht auf einem anderen Blatt. Technisch ist „AppSelect“ in der Apple Wallet möglich und befindet sich bspw. in Australien im Einsatz.
Im Gegensatz zu vielen anderen Payment-Nerds fände ich diesen Schritt richtig und wichtig. Es ist nun einmal so, dass viele Händler, Gastronomen und öffentliche Einrichtungen lediglich die girocard akzeptieren. In Verbindung mit dem Co-Badge (Maestro oder V-Pay) genießen Kundinnen und Kunden nahezu weltweite Akzeptanz ihrer Karte. So erklärt sich auch, dass lediglich ein Drittel der Kundenbasis der Sparkassen auch über eine Kreditkarte verfügen.
Mein persönliches Fazit
Als Sparkassenkunde begrüße ich die recht zeitnahe Einsicht und freue mich darauf, hoffentlich bald girocard und Mastercard meiner Hausbank mit meinem iPhone verwenden zu können und damit die eine oder andere virtuelle Karte obsolet zu machen.