Nach ersten Hinweisen am Vorabend auf finanz-szene.de war es am Dienstagmorgen wirklich soweit: Volks- und Raiffeisenbanken starteten den Apple Pay-Dienst für ihre Kundinnen und Kunden.
Unterstützte Karten
Unterstützt werden zunächst Mastercard und VISA-Karten. Wer zu seinem Konto lediglich über eine VR Bankcard (girocard) verfügt, erhält bei manchen Instituten eine virtuelle Debit Mastercard zur Verwendung in der Apple Wallet um direkt mit Apple Pay starten zu können.
Aktivierung
Die Aktivierung bestehender Kreditkarten lässt sich sowohl über die Wallet App von Apple durch Abfotografieren der Karte bzw. manuelle Eingabe der Kartendaten vornehmen, als auch durch ein Menü in der VR Banking-App:
Vergleichbar zu Lösung der Sparkassen erhält man nun eine Übersicht der zur Verfügung stehenden Karten. Diese kann man über den Button „zu Apple Wallet hinzufügen“ aktivieren. Alternativ lässt sich auch eine Debit Mastercard als virtuelle Karte ordern.
Besonderheiten der virtuellen Debit Mastercard
Bei der Implementierung der Debitkarte hat man es sich anscheinend leicht gemacht und ein seit Jahren auch bei den Sparkassen verfügbares System abgeschaut. Die Karte wird mit einem virtuellen Kreditrahmen (i.d.R. 500€ pro Tag und 500€ pro Zahlung) ausgestattet. Die Prüfung von Zahlungen erfolgt gegen diesen Rahmen. Belastungen aus Bezahlvorgängen werden als Einzelposten vom verbundenen Girokonto abgebucht.
Im Gegensatz zu einer „echten“ Debit Mastercard bringt das den Nachteil mit sich, dass eben nicht das gesamte Guthaben bzw. der zur Verfügung stehende Dispo für Zahlungen ausgenutzt werden kann. Bei größeren Einkäufen greift man also besser gleich zur Kreditkarte oder zur klassischen girocard aus Plastik.
Von einigen Nutzerinnen und Nutzern habe ich darüber hinaus gehört, dass die Debit Mastercard teilweise als Kreditkarte mit 500€ Kreditrahmen der Schufa gemeldet werden soll.
Beim Bezahlen mit der virtuellen Debit Mastercard sollte man auch das Preis- und Leistungsverzeichnis der Bank beachten. Viele Banken nehmen gerade in den günstigen Kontomodellen Gebühren für Zahlungen mit Debitkarten.
Die Bombe platzt auf Twitter: Keine girocard Implementierung in Sicht
Die girocard ist zwar das Gemeinschaftsprojekt und Produkt der deutschen Kreditwirtschaft, als wesentliche Fürsprecher nimmt man in der Öffentlichkeit allerdings meist nur die Sparkassen und genossenschaftlichen Banken wahr.
In sofern schien es logisch, dass beide Bankengruppen ein Interesse an der Implementierung der girocard in Apple Pay besaßen. Gerade die Genossen mit ihrem Tochterunternehmen VR Payment vermarkten auch heute noch aktiv Kartenakzeptanzverträge an KMU, die lediglich die Abwicklung von Zahlungen im girocard-System abdecken. Von den vielen kleinen kaufmännischen Netzbetreibern ganz zu schweigen.
Ich persönlich bin zwar ein Befürworter einer breiten Kartenakzeptanz in Handel und Gastronomie und erachte die Inselakzeptanz bspw. in Bezug auf den europäischen Binnenmarkt als großes Ärgernis, sehe aber durchaus den Nutzen nationaler – und im Idealfall europäischer Alternativen – zu den großen Anbietern aus den USA. Von daher wäre es natürlich wünschenswert, wenn die Karte mit dem größten Marktanteil in Deutschland auch auf iPhone und Apple Watch digital zur Verfügung stünde.
Und dann kam dieser Tweet:
Hallo, da müssen wir kurz ergänzen. Derzeit werden keine Gespräche zur Einführung der girocard für Apple Pay geführt. Dafür haben wir nun die virtuelle Mastercard Debitkarte im Angebot für Apple Pay User. Klärende Grüße, /lu
— BVR (@BVRPresse) April 22, 2020
Ist es nun Pragmatismus, dass man auf die Debitkarte eines langjährigen Kooperationspartners setzt und wie verhält sich das mit den Volks- und Raiffeisenbanken die VISA als präferierten Partner gewählt haben, oder hat man sich auf halbem Wege von der Implementierung der girocard verabschiedet, weil sich technische Anforderungen nicht in der gegebenen Zeit umsetzen ließen? Man bedenke ja auch, dass der Launch (mit Kreditkarten) kurz vor Weihnachten 2019 stattfinden sollte und kurzfristig abgesagt wurde.
Oder waren politische Gründe ausschlaggebend? Schließlich diskutiert man seit Ewigkeiten darüber, wie man die girocard eCommerce-fähig machen könnte.
Nachdem sowohl VISA als auch Mastercard ihre Debitkarten bereits bei „Neo-Banken“ erfolgreich vermarkten, die Sparkassen ihr girocard Co-Badge von Maestro auf Debit Mastercard umstellen werden und sicherlich bald auch die ersten Banken mit nennenswerten Kundenzahlen vor der Entscheidung „girocard+Co-Badge neu“ oder VISA Debit resp. Debit Mastercard als „Hauptkarte“ stehen werden, könnte auch jemand ganz einfach die Sinnfrage gestellt haben.
Das erinnert schon ein wenig an die Aktion mit der GeldKarte und girogo: BVR und DSGV haben im Raum Hannover einen Feldtest mit der kontaktlosen GeldKarte durchgeführt. Die Resonanz war wohl trotz einiger Verbesserungen im Handling (Abo-Laden, POS-Laden) eher ernüchternd.
Während „die Roten“ unbeirrt an girogo festgehalten haben und in Folge nahezu alle Sparkassen flächendeckend girogo auf ihre Karten aufgebracht haben, hat der BVR sofort im Anschluss den Stecker für girogo und die GeldKarte gezogen. Fortan forcierte man die Entwicklung von girocard kontaktlos, was Zweifelsohne die richtige Entscheidung war.
Apple Pay auch bei den an Fiducia GAD angeschlossenen Banken
Auch andere Institute, die die Dienste der Fiducia GAD nutzen, bieten nunmehr ihren Kundinnen und Kunden Apple Pay an, so unter Anderem:
- GLS Bank
- BB Bank
- Sparda Bank Berlin
- Sparda Südwest
- Triodos Bank Deutschland
- Apobank