15. Oktober 2024

Will man aktuell wirklich Urlaub machen?

Wie bereits im letzten Blogpost beschrieben, habe ich gerade meine ersten Reisen seit Ende Februar 2020 unternommen. Während die Bahnfahrten im Fernverkehr ganz OK verliefen, ist das ganze Drumherum noch ein wenig gewöhnungsbedürftig.

Hotelfrühstück aus dem Doggybag:

Meine erste Station war Ende Juni das Ibis Styles Hotel in Rastatt. Dieses recht junge Haus zeichnet sich dadurch aus, dass es einige Zimmer mit riesigen Balkonen zu bieten hat. Ideal wäre es, wenn man dort frühstücken könnte. Dies scheiterte früher stets an fehlenden Tablets im Frühstücksraum. Und wer hat morgens schon Zeit und Lust, drei Mal zu laufen.

Im Zuge der Corona-Maßnahmen muss man nunmehr das Frühstück zu einem fixen Zeitpunkt vorbestellen. Es wartet dann vorbereitet entweder zur Mitnahme aufs Zimmer oder zur Einnahme vor Ort, wenn abends zuvor ein Tisch reserviert wurde.

Im gerade frisch eröffneten ibis Styles Magdeburg, welches vom gleichen Accor-Franchisenehmer betrieben wird, ist das Platzangebot größer. Man muss einen Tisch vorbestellen, wird dann aber an einer Theke bedient, was insgesamt ganz OK war.

Das Mercure in Gdynia, wo ich neun Nächte im Rahmen einer sog. „Worcation“ verbringen durfte, hat sein Buffetangebot wieder in Betrieb genommen (nicht selbst getestet), jedoch soll es jetzt kleinere Thekeninseln geben, die man in einer vorgegebenen Reihenfolge abläuft.

Wer das Gewusel und Gedrängel bei Hotelbuffets kennt und auch häufiger in Häusern mit eingeschränktem Platzangebot übernachtet, dürfte sich ein Beibehalten einer gewissen Ordnung  auch in Zukunft durchaus wünschen.

Gastronomie

Bei den aktuellen Temperaturen findet das Meiste natürlich draußen statt. Egal, ob Tische oder Tischinseln auf dem Bürgersteig oder ein Hof hinter dem Restaurant. Solange es nicht in Strömen regnet, kein Problem.

Sobald aber mal das Wetter nicht mitspielen sollte, kann ich mir kaum vorstellen in einer mäßig belüfteten Kneipe mit hundert anderen Gästen entspannt mein Abendessen einzunehmen oder bei ein paar Bier zu versacken. Die Diskussion um die Ansteckungsgefahr über sog. Aerosole schreckt dann doch kräftig ab, zumal zu den Superspreader-Events gerade die Lokale in Ferienorten wie Ischgl zählten.

Bei einer riesigen Hotelbar mit guter Klimaanlage und genügend Abstand zwischen den Tischen sehe ich hingegen eher wenig Hinderungsgründe für einen gemütlichen Absacker.

Im Freien

Wie man sich „im Freien“ so fühlt, hängt natürlich auch stark von Zeitpunkt und Ort ab. Samstag Nachmittag in der Kölner Fussgängerzone kann man schon als Spießrutenlauf bezeichnen, wenn man die empfohlenen Mindestabstände einhalten will. Gleiches gilt für den Leinpfad auf der Buchheimer Seite in Köln.

Am Strandboulevard in Gdynia ging es zumindest am Wochenende hoch her. Da man teilweise 50% der Asphaltfläche für den Rad-/Roller-/Skater-Verkehr abgeteilt hat, ist es zeitweise schon etwas nervig, da sich gerne mal schwitzende und schnaufende Jogger ohne Maske zwischen den Spaziergängern durchdrängeln. Muss man auch nicht wirklich haben.

Das mit den Masken

Mit fortschreitender Zeit haben sich in der Woche in Gdynia gefühlt immer weniger Leute an die MNS-Pflicht gehalten. Sei es in der Shopping-Mall, im Supermarkt oder der Gastronomie. Die Mitarbeitenden in den Geschäften haben in den letzten Tagen eigentlich auch keinen MNS mehr getragen. Einzig in den Bussen war es OK. Genauso im Zug der PKP InterCity.

Fazit

Ja, Urlaub geht. Irgendwie. Aber so richtig entspannend ist das wohl nur, wenn man entweder sein Unterbewusstsein in einen dauerhaften Hibernation-Modus schickt oder aber ein Ferienhaus mietet und sich im Falle unpassender Witterungsverhältnisse selbst versorgen mag.

Wenn man eigentlich immer noch darauf bedacht ist, dass Ansteckungsrisiko für sich selbst oder seine Mitmenschen zu minimieren, befindet man sich konstant in einem Alarmzustand der nun wahrlich nichts mit Erholung zu Tun hat.

Daher bin ich ganz froh, dass ich einen kleinen Garten habe und ich ohne Probleme auch mal zwei bis drei Wochen einfach nur zuhause verbringen könnte, ohne dass mir die Decke auf den Kopf fallen würde. Das mit dem Homeoffice hat ja auch ganz gut geklappt.

Städtetouren, die jetzt eh nicht unbedingt unter dem Gesichtspunkt der Erholung getätigt werden, muss ich aus rein touristischen Gesichtspunkten auch nicht unbedingt haben, da ich größeren Menschenmengen aktuell sehr gerne aus dem Weg gehe. Anders sieht das schon aus, wenn es darum geht sich nach vielen Monaten endlich mal wieder mit Freunden und Bekannten auf ein Bier zu treffen.

Marc-Oliver Schaake

Lotus / IBM / HCL Notes Professional Mag Reisen mit dem Zug, insbesondere mit Nachtzügen Kartenzahler seit 1987

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