28. März 2024

Bargeldlos in den Tag heißt bargeldlos durch den Tag: Terminal statt Klimpergeld beim Bäcker

Im Grunde sind sich seit Jahren fast alle Experten einig, dass eine weitere Verbreitung des bargeldlosen Bezahlen nicht über die zehnte Supermarktkette führen wird, bei der man mit seiner goldenen Amex den Wocheneinkauf erledigt oder über das Restaurant, in dem man zu Zweit auch mal 500€ an einem Abend lassen kann.

Die Transformation zu einer bargeldlosen – oder sagen wir mal bargeldarmen – Gesellschaft ist erst dann auf einem guten Weg, wenn man die vielen kleinen Alltagsausgaben auch mit seiner Karte begleichen kann.

Jeden Tag grüßt das Murmeltier

Für viele Arbeitnehmerinnen und Arbeitnehmer beginnt der Arbeitstag mit einem Zwischenstop beim Bäcker. Zwei belegte Brötchen und ein Coffee-To-Go gehören für Viele zum täglichen, und auf Dauer nicht günstigen, Standard. Bis vor Kurzem hieß das dann, 5,37€ in bar bereit zu halten. Fünf Tage in der Woche.

Wem die Gerichte in der Kantine nicht zusagen, versorgt sich beim Imbiss um die Ecke oder greift bei den auch in Deutschland inzwischen sehr beliebten Food-Trucks zu. Und schon wieder werden irgendwelche krummen Beträge zwischen fünf und zehn Euro fällig. Da man es eilig hat, hält man einen Schein hin und verstaut eilig das Klimpergeld.

Nach der Arbeit noch auf einen Absacker mit den Kollegen in die nächste Kneipe? Macht 3,30€ in bar.

Ausbrechen aus der Endlosschleife

Am Ende eines ganz normalen Arbeitstages hat man als „durchschnittlicher“ Arbeitnehmer nun die Hosentaschen voller Münzen und einen bis zwei Scheine weniger im Portemonnaie. Die Münzen landen abends in einer Sammelflasche und das Spiel wird am nächsten Morgen wieder von Vorne losgehen. Allerdings gilt es, noch einen kleinen Umweg zum nächsten Geldautomaten einzuplanen.

Bargeld war und ist daher für viele Bürgerinnen und Bürger immer noch eine ganz selbstverständliche Sache. Man hat es dabei, weil man es dabei haben musste und versorgt sich entsprechend damit. Dann ist es aber auch nicht schlimm, wenn man abends in der Pizzeria bar bezahlen muss, weil „zufällig gerade das Terminal kaputt ist“.

Möchte man aus dieser Endlosschleife ausbrechen, fängt man am Besten mit dem ersten POS des Tages an: Den Bäckereien.

Nun gibt es seit Jahren einige Bäckereien, die sich mal hauptsächlich für den Café-Betrieb ein Terminal angeschafft haben. Dieses lag irgendwo in der Schublade. Akzeptanzhinweise an Türe und Kasse waren Fehlanzeige und zwecks Verhinderung der Nutzung hatte man einen Mindestumsatz von 10€ ausgerufen. So wird das natürlich nichts.

Spezialisten für Kleinstbeträge sind gefordert!

Es ist ja kein großes Geheimnis, dass die Konditionen für die Kartenakzeptanz im Handel lange ein großes Hemmnis darstellten. Neben Gebühren die pro Transaktion anfielen, war hauptsächlich die mangelnde Transparenz ein KO-Kriterium. Welcher Bäckermeister oder Dönergrill-Inhaber möchte sich schon freiwillig mit einer Materie beschäftigen, die er nicht mal im Ansatz durchblickt?

Glücklicherweise gibt es inzwischen Unternehmen, die sich auf genau solche Branchen spezialisiert haben. Am Bekanntesten dürften die Anbieter von mPOS-Terminals iZettle und SumUp sein. Speziell auf das Bäckerhandwerk fokussieren sich die Münchner PAYMENTEXPERTS und setzen dabei auf eine breite Akzeptanz aller Kartenarten mit klassischen Terminals und schneller Kassenanbindung um den Kassiervorgang zu beschleunigen.

Über die Fortschritte bei der Kartenakzeptanz in Bäckereien informiert darüber hinaus der Twitter-Account @baeckermitkarte.

Der Druck wächst!

 

In Zeiten von Corona haben viele Bäckereiketten kontaktlose Kartenakzeptanz eingeführt. Diese wird trotz vielfach guter Kommunikation am POS noch recht zurückhaltend genutzt, da im deutschen Unterbewusstsein immer noch „Karte = teuer“ und „kleine Beträge bezahlt man bar“ tief verankert ist. Das wird sich auch nur schrittweise ändern.

Kartenzahlung in einer Bahnhofskneipe? Wie soll das funktionieren? (@real_mos, London 2019)

Wer aber einmal damit angefangen hat kontaktlos zu bezahlen, wird schnell die Vorteile schätzen lernen. Wenn nach dem Bäcker dann auch noch die Kneipe, in der man sich regelmäßig trifft, ein Terminal beschafft, dann wird über kurz oder lang auch der Druck auf den Dönergrill steigen!

Denn: Wenn man den Großteil seiner täglichen Ausgaben bereits bargeldlos bestreiten kann und bestreitet, wird man seltener zum Geldautomaten gehen müssen. Irgendwann wird sich dann sicherlich jeder fragen, wieso man eigentlich nur noch für den Imbissbetreiber zur Bank muss!

Kipppunkte überschritten?

Haben wir bereits diese Kipppunkte erreicht oder gar überschritten? Verfolgt man die Diskussion in den (sozialen) Medien, so wird alles was mit bargeldlosem Bezahlen zu Tun hat, mit den üblichen „Nur Bares ist Wahres!“ oder „Ich will nicht überwacht werden!“ kommentiert. Es ist kein großes Geheimnis, dass diese Minderheiten, die sich gegen jegliche Veränderung wehren, lauter als die vielen Anderen sind, die einfach nur dankbar jeden Fortschritt begrüßen.

Aber noch ist es leider so, dass eine fehlende Kartenakzeptanz von vielen Menschen nicht als Negativmerkmal gesehen wird. Nur die wenigsten lassen ihren Einkauf stehen oder verlassen das Restaurant.

Solche Veränderungen benötigen Zeit. Viel Zeit. Oder auch: Sehr viel Zeit!

Aber: Jedes Terminal was unübersehbar vor einem steht, jeder Aufkleber „Wir bevorzugen Kartenzahlung“ an der Kasse und jeder andere Kunde, der seine 3,50€ mit dem Smartphone bezahlt, befördern diese Entwicklung.

In sofern finde ich es auch gut, dass die Sparkassen nunmehr bald ihre girocard für Apple Pay anbieten werden!

Marc-Oliver Schaake

Lotus / IBM / HCL Notes Professional Mag Reisen mit dem Zug, insbesondere mit Nachtzügen Kartenzahler seit 1987

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