In den nächsten Tagen schalten Vodafone und Deutsche Telekom ihre UMTS-Netze in Deutschland endgültig ab. O2 wird bis zum Jahresende schrittweise folgen. Damit endet dann eine Epoche, die mit einem strahlenden Bundesfinanzminister Hans Eichel und Rekorderlösen aus der Versteigerung der Frequenzblöcke i.H.v. 50,8 Milliarden EUR begann.
Von der Abschaltung sind allerdings nicht nur Nutzer*innen älterer Mobiltelefone ohne LTE oder 5G-Unterstützung betroffen, sondern auch eine ganze Reihe von Geräten, in denen in der Vergangenheit UMTS-Module verbaut wurden: Notebooks, Verkaufsautomaten, Alarmanlagen, aber auch Kartenterminals!
Während aktuelle Modelle wie das MOVE/3500 von Ingenico längst LTE (4G) unterstützen und ältere, aber durchaus noch anzutreffende Modelle wie das iWL 250 eh nur das langsame GPRS (2G) integriert hatten, gibt es aber auch eine Reihe von Terminals, deren Funkchip nunmehr von UMTS zurück zu GPRS oder ggf. EDGE zurückfällt. Dazu gehört u.a. auch das VX680 von CCV welches inzwischen auch gerne im Rahmen von Gebrauchtgeräte-Aktionen im Einstiegssegment vermarktet wird. Ebenfalls betroffen ist das SumUp 3G, welches sich aber über Bluetooth mit einem Tablet oder Smartphone verbinden lässt und dort von einer schnelleren Anbindung profitieren kann.
Was sind die Folgen?
Auch wenn die Datenmenge, die während einer Kartentransaktion zwischen Terminal und Zahlungsdienstleister übertragen wird, sehr überschaubar ist, so sollte man auf jeden Fall berücksichtigen, dass GRPS (und EDGE) heute schon als verstopft gelten und hohe Latenzen aufweisen. Je mehr Geräte (egal welcher Art) nun von 3G auf das GPRS-Netz zurückschalten, desto schlechter wird die Performance dort.
Früher fiel die schlechte Netzperformance nicht so sehr ins Gewicht, da hauptsächlich Zahlungen via Chip & PIN mit der girocard verarbeitet wurden. Viele Banken(gruppen) haben ihre girocards so eingestellt, dass eine Chip&PIN-Transaktion bis zu einem kumuliertem Wochenlimit von 500€ komplett offline abgewickelt wurden. Solche Karten werden aber (auch Dank Mobile Payment) weniger. Dazu hat sich auch das Bezahlverhalten in den letzten Jahren hin zu internationalen Karten u.a. von Mastercard und VISA hin verändert. Diese Karten werden in Deutschland i.a.R. online autorisiert.
Benötigt die Abwicklung einer Zahlungsautorisierung also heute eine halbe Sekunde und in Zukunft vielleicht fünf oder auch zehn Sekunden, so ist das auf die einzelne Transaktion gesehen, trotz Faktor Zehn bis 20, verschmerzbar. Befindet sich das Terminal allerdings an einem hoch frequentierten Standort mit vielen Kartenzahler*innen, wie bspw. einer Hotelrezeption oder einer Betriebskantine, so ist die Katastrophe absehbar. Nicht umsonst versuchen Retailer wie ALDI Süd alles, um den Kartenzahlungsprozess zu optimieren.
Was kann man tun?
Zunächst sollte man überprüfen, welche Übertragungswege das eigene Terminal unterstützt. Neben dem Zugang via Mobilfunk unterstützen viele Geräte auch die Kommunikation via WLAN oder Bluetooth mit einer Basisstation, die dann wiederum per LAN ans Internet angebunden werden kann. Hilfestellung bietet natürlich der Dienstleister, von dem man sein Terminal bezogen hat. Neben einer geänderten Konfiguration zur Nutzung eines (hoffentlich) vorhandenen WLAN, besteht häufig auch die Möglichkeit auf ein modernes und leistungsfähigeres Gerät zu wechseln.
Fazit
Es ist zwar nicht davon auszugehen, dass die UMTS-Abschaltung massiv die Kartenzahlung stören wird, aber es wird sicherlich zu Engpässen bei der Verarbeitung mit mobilen Terminals kommen. So oder so ist das ein sehr guter Anlass, sich um das Thema Kartenakzeptanz Gedanken zu machen. Mehr Kartenzahler*innen bedeuten auch, dass Themen wie Kosten und Geschwindigkeit der Abwicklung mehr Gewicht bekommen. Nicht zuletzt müssen sich Unternehmer*innen auch fragen, ob die bislang akzeptierten Kartentypen ausreichen. Mit anderen Worten: Eine alleinige Akzeptanz der girocard reicht heute längst nicht mehr aus. Ein neuer oder geänderter Akzeptanzvertrag sollte zusätzlich mindestens VISA, V Pay, Mastercard und Maestro umfassen.