Europa sucht immer noch eine Antwort auf die Dominanz der US-Amerikanischen Zahlungsanbieter. Der Weg dorthin verläuft nicht nur, aber auch in Deutschland allerdings alles Andere als gradlinig. Vor nicht all zu langer Zeit hat man noch Beteiligungen in dem Bereich abgestossen, nun baut man sie an vielen Orten mühsam wieder auf.
Auch national betrachtet, versucht man seit Jahren Paypal, Mastercard und Visa etwas entgegenzusetzen. Da die in Deutschland mehrheitlich ausgegebenen girocard-Debitkarten lange Zeit nur stationär einsetzbar waren, sowohl weil die girocard selbst nicht online-fähig war und die eingesetzten Co-Badges Maestro und V Pay ebenfalls beschnitten waren, gab man PayPal genügend Gelegenheit diesen Markt zu besetzen.
Inzwischen ist PayPal nicht nur eine der am weitest verbreitetsten Online-Bezahlungsmethoden, sondern auch im Bereich der P2P-Zahlungen zwischen Privatpersonen dürfte PayPal direkt nach Bargeld gelistet werden.
Das mit hohen Erwartungen im Bereich der Online-Zahlungen gestartete Paydirekt (heute, oder zumindest bis zum 31.12.24, unter der Brand giropay firmierend) aber auch P2P-Dienste wie Kwitt rangieren weit abgeschlagen hinter Paypal.
Also auf ein Neues: Dieses Mal heißt der mögliche Gamechanger EPI (European Payments Initiative). Doch der Start verlief alles Andere als reibungslos. Nicht nur, dass die ersten Banken sich bereits recht früh zurückgezogen haben, auch die Idee einer europäischen Debitkarte als Alternative zu Mastercard und Visa wurde bereits beerdigt. Es sollen nunmehr zunächst P2P-Zahlungen und dann Zahlungen in Online-Shops realisiert werden.
Inzwischen ist Wero in Deutschland bei Sparkassen und Genossenschaftsbanken gestartet. Auch in Belgien und Frankreich sind erste Institute up and running. Zeit also, um das Wero P2P-Payment einmal zu testen.
Registrierung in der eigenen Banking-App
Um Wero nutzen zu können, sind zwei verschiedene Wege vorgesehen. Welchen ihr nutzen könnt, hängt auch von eurer Bank ab. Aktuell erfolgt die Registrierung und Nutzung in der Banking-App. Wenn im Oktober die Postbank mit Wero startet, dann wird auch zum ersten Mal in Deutschland die Wero eigene App in den App-Stores downloadbar sein. Die Postbank möchte Wero nämlich nur über diesen Weg zur Verfügung stellen.
Für Sparkassen-Kundinnen und Kunden gibt es hier eine Anleitung. Wer sein Konto bei einer Volks- oder Raiffeisenbank hat, sollte hier einmal schauen.
Die erste Zahlung
Was als Erstes einmal positiv auffällt: Im Gegensatz zu Kwitt muss der Zahlungsempfänger nicht im eigenen Adressbuch eingetragen sein. Das erleichtert den Geldversand an Dritte bspw. auf einem Flohmarkt erheblich. Mobilfunkrufnummer oder eine beim Empfänger hinterlegte Adresse reichen aus, um die Zahlung auszulösen. Auf Wunsch lässt sich auch der Nachname verbergen.
Wie nicht anders zu erwarten erreichte der gesendete Betrag den Empfänger binnen weniger Sekunden.
Zwischen Sparkassen und Genossenschaftsbanken gibt es in der Anwendung noch einen Unterschied: Während bei den Sparkassen Wero und das bisherige System Kwitt als getrennte Angebote in der App nutzbar sind, haben die Volks- und Raiffeisenbanken die Funktion für die Nutzer zusammengeführt. Solange es beide Systeme noch parallel gibt, macht das m.E. wirklich Sinn. Der gewöhnliche Bankkunde interessiert sich nämlich nicht für derartige Details.
Eine erste kommerzielle Anwendung: Ein Kühlschrank entlang einer Wanderroute
Da sich mit Wero auch QR-Codes für Zahlungsaufforderungen generieren lassen, eignet sich das System natürlich auch sehr gut an Orten, an denen man zumindest in Deutschland nicht mit Kartenterminals rechnet.
Ein solches Beispiel hat die Sparkasse Bühl auf Instagram gepostet. Im Ortsteil Kappelwindeck steht entlang eines Wanderwegs eine kleine Holzhütte mit einem Kühlschrank. Wer mag, darf den fälligen Obolus für die Erfrischung per Wero auf das Konto überweisen. Als Alternative zu Wero gibt es noch einen GiroCode, den der eine oder andere vielleicht von papierhaften Rechnungen kennt. Dieser lässt sich ebenfalls mit vielen Banking-Apps scannen und sorgt für eine vorausgefüllte Überweisung.
Ähnliche Anwendungen kennt man bspw. aus den skandinavischen Ländern. Das schwedische Handy-to-Handy Bezahlsystem Swish sei hier genannt. Wie man sieht, bedarf es nicht zwangsweise umfangreicher Technik, um bargeldloses Bezahlen anzubieten. Flohmärkte, Straßenfeste oder der Direktverkauf vom Bauernhof funktionieren auch prima auf diese Weise.
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Zahlen per QR-Code
Das oben beschriebene Beispiel nutzt einen QR-Code, den der Zahlungsempfänger erstellt hat und vom Absender zu scannen ist. Hierfür gibt es zwei Möglichkeiten: Entweder scannt man den QR-Code mit der Kamera-App oder der eigenen Banking-App resp. der Wero-App.
Und hier haben wir dann das erste Mal ein negatives UX-Erlebnis. Der QR-Code führt auf eine Seite, auf der man aus einer Liste von Banken seine Bank auswählen muss. Wählt man als Anbieter Sparkasse oder Volks- und Raiffeisenbanken aus, so erscheint direkt die nächste endlose Liste. Glücklicherweise kann man hier die Abkürzung über eine Suchfunktion nehmen oder aber ganz einfach irgendeine Sparkasse oder Volksbank auswählen, da die Links einfach die installierte Banking-App aufrufen.
Komfortabler funktioniert das natürlich über das Scannen innerhalb der eigenen Banking-App.
Braucht es Wero?
Während in anderen Ländern derartige bankübergreifende Systeme bereits seit Langem etabliert sind, nimmt bei uns PayPal diese Rolle ein.
Abgesehen davon, dass es durchaus eine nicht zu geringe Anzahl Menschen in Deutschland gibt, die PayPal aus diversen Gründen ablehnen, landen Zahlungseingänge erst einmal in der PayPal-Wallet und müssen manuell auf das eigene Girokonto überwiesen werden. Wer nicht 1% Gebühren bezahlen möchte, muss auf den Zahlungseingang i.d.R. bis zum nächsten Bankarbeitstag warten. Das ist auch nicht in allen Fällen gewünscht.
Vorteil von PayPal jedoch: Man kann auch das Guthaben, bzw. den Kreditrahmen von Debit- und Kreditkarten für das Versenden von Geld zwischen Privatpersonen nutzen. Hiermit sollte man es aber nicht übertreiben, da insbesondere American Express diese Art der Nutzung nicht gerne sieht. Auch die SparkassenCards mit Mastercard oder Visa Co-Badge blocken derartige Zahlungen. Aber hier lässt sich natürlich die gewöhnliche Lastschrift vom Girokonto als Alternative nutzen.
Neben PayPal gibt es natürlich auch noch andere Anbieter, die ähnliche Dienste bereitstellen. Diese beschränken sich entweder auf Kundinnen und Kunden der gleichen Bank (bspw. Revolut oder N26 MoneyBeam) oder sind kostenpflichtig für den Empfänger, indem dem Absender bspw. ein Formular zur Eingabe von Debit- / Kreditkartendaten bereitgestellt wird.
An Swish oder auch dem polnischen BLIK kann man sehr gut erkennen, dass eine einheitliche nationale Lösung auch adaptiert wird. Inzwischen gibt es erste Meldungen, dass sogar die Challenger-Bank Revolut BLIK implementiert.
Das Gleiche könnte für Wero gelten, wenn sich die europäischen Banken dazu durchringen können, ihre jeweiligen Befindlichkeiten im Sinne der Kundinnen und Kunden zurückzustellen.
Nicht nur die Geburtswehen der hinter Wero stehenden epi company sondern auch die in vielen Ländern existierenden und durchaus erfolgreichen Systemen lassen mich ein wenig zweifeln, ob das wirklich etwas wird oder ob Wero irgendwann den gleichen Weg geht, wie so viele andere Produkte.
Wero-Gewinnspiel bei den Sparkassen
Sparkassen-Kunden, die sich noch bis zum 30.11.2024 für Wero registrieren, können an einem Gewinnspiel teilnehmen. Den Link auf das Gewinnspiel findet ihr hier. Eine Anleitung und die Liste der möglichen Gewinne gibt es hier. Teilnehmen dürfen auch Sparkassen-Kunden, die sich bereits vor Start des Gewinnspiels für Wero angemeldet haben.