Es ist wohl eines der größten Aufregerthemen, wenn es um Kartenzahlung im Ausland geht: Abzocke bei der Währungsumrechnung. Während in den vorangegangenen Jahren die Aufschläge beim Wechselkurs immer höher stiegen und gleichzeitig die Software der Kartenterminals in Ländern wie Polen immer besser darin wurden, Kundinnen und Kunden hinter die Fichte zu führen, scheint es jetzt ein Mittel dagegen zu geben: Die Nutzung von Revolut Debitkarten.
Aktuelle Situation am Beispiel Polen
Bezahlt mit einer ausländischen Kredit- oder Debitkarte an polnischen Terminals, so erscheint selbst nach Zahlungsfreigabe die natürlich in lokaler Währung PLN erfolgt, ein Dialog mit einem Angebot zur direkten Umrechnung in EUR. Hierbei wird der Aufschlag (inzwischen liegt dieser meist knapp unter 8%) gemäß gesetzlicher Regeln direkt angezeigt.
Je nach Terminal ist deutlich erkennbar (Anzeige der EU-Flagge vs. polnischer Flagge), dass man eine der beiden Funktionstasten unterhalb des Bildschirms klicken muss. Es gibt aber auch Terminals, bei denen in winziger Schrift angezeigt wird, welche Taste für die Ablehnung der Umrechnung zu drücken ist. Mit jeder anderen Taste außer Abbruch bestätigt der Kunde, dass er sich freiwillig über den Tisch ziehen lassen möchte.
Ein großes Problem, und auch das hat Methode, ist der Zeitpunkt der Währungsabfrage. Der Kunde bestätigt mit seiner Karte, ggf. dem Smartphone oder PIN-Eingabe, dass er den in lokaler Währung genannten Betrag autorisiert. In der Gastronomie kommt dann ein „Bitte warten“-Hinweis, der stets auffällig lange dauert. Nämlich genau so lange, wie eine geübte Bedienung benötigt, um das Terminal an sich zu nehmen und damit zu verschwinden. Natürlich nicht, ohne vorher die Umrechnung in EUR gewählt zu haben.
Mastercard hat DCC unterhalb der „NoCVM“-Grenze untersagt
Gerade an hochfrequentierten Standorten und bei kleinen Beträgen achten Karteninhaberinnen und Karteninhaber erfahrungsgemäß seltener auf die Währungsumrechnung. Auch aus diesem Grund hat Mastercard seinen angeschlossenen Händlern untersagt, die Währungsabfrage unterhalb der Kontaktlos-Grenze von 100 PLN, bzw. 50€ zu starten. Polnische Acquirer empfehlen ihren Händlern, dies auch für Visa zu implementieren.
Dennoch kommt bei Nutzung einer deutschen Visa-Karte in fast jedem Fall die Abfrage hoch. An einem Terminal habe ich das sogar verbotenerweise mit einer Mastercard erlebt.
Beschränkungen für „Multi-currency travel cards“
Schon eine Weile geisterten Berichte herum, dass man für typischen Reisekarten, zu denen auch Revolut zählt, diesem Spuk ein Ende bereiten möchte. Hier kann es nämlich passieren, dass der Kunde am Ende mehrmals Gebühren für die Währungsumrechnung bezahlt, insbesondere dann, wenn die Reisekarte in einer anderen Währung herausgegeben wurde, als der Wohnsitz des Kunden vermuten lässt. So würde bei einer auf GBP lautenden Prepaid-Karte für die einen deutschen Kunden u.U. eine kleine Gebühr anfallen, um das Konto in GBP aufzuladen. Wird dann an einer britischen Kasse in EUR abgerechnet, so rechnet der Händler zum Wucherkurs in EUR um, wohingegen der Anbieter der Reisekarte die EUR-Belastung wieder in GBP umrechnet…
Wer nun aber darauf gewartet hatte, dass dies mit einer großen Ankündigung geschieht, der täuscht sich. Bis auf die polnische Commerzbank-Tochter mBank habe ich noch keinen (bekannten) Issuer ausfindig machen können, der dieses Feature bewirbt.
Recherchiert man ein wenig im Netz, so finden sich allerdings sowohl bei Mastercard ab Seite 10 als auch bei Visa ab Seite 452 Hinweise auf Travelcards und DCC.
Revolut
Ich bin ja seit 2017 Nutzer und auch Fan von Revolut. Besonders, seitdem man die anfänglichen Probleme in den Griff bekommen hat. Erstmals im Frühjahr fiel mir auf, dass an Terminals an denen ich mit anderen Karten die Währung wählen musste, dies mit Revolut nicht mehr der Fall war. Egal, ob es sich um einen Kleinbetrag unter 100 PLN handelte oder um eine Hotelrechnung.
In der Zwischenzeit habe ich mehrere Dutzend Zahlungen in Schweizer Franken, polnischen Zloty und tschechischen Kronen getätigt. Kein einziges Mal musste ich die Währung wählen. Aber Achtung: Das gilt nicht für Geldautomaten. Hier wird man weiterhin vor die Wahl gestellt, entweder einen inzwischen häufig über 11% liegenden Aufschlag zu akzeptieren oder eine Pauschalgebühr für die Abhebung zu akzeptieren.
Aber wer braucht heute schon noch Bargeld 😉
Zur letzten Frage: Bargeld brauche ich nur noch fürs Trinkgeld.
Die im Post genannten Aufschläge finde ich ziemlich schockierend. Das war mir gar nicht so bewusst. Teilweise in Saudi Arabien lebend habe ich wegen des ausgewiesenen Währungsaufschlages von 1,95% bei meiner M&M Mastercard eine lokale Karte, die ich dort nutze. Außerdem sehe ich auch immer erst deutlich später, wenn eine Transaktion in der App erscheint, zu welchem Wechselkurs abgerechnet wurde. Das sind dann u.U. nochmal ein paar Prozent zusätzlich zu den 1,95% Fremdwährungsgebühren.
Wenn ich weder in Saudi Rial noch im Euroraum zahle, nutze ich die Klarna Visacard. Nicht, weil ich später bezahlen will – Gott bewahre. Bei der Klarna gibt es keinen Währungsaufschlag und so wie ich es bisher wahr genommen habe, sind auch die Wechselkurse ziemlich dicht an den aktuellen Markt-Kursen. Man bekommt auch unmittelbar nach jeder Transaktion eine Mail mit dem abgerechneten Kurs.
Klarna macht dies offensichtlich so günstig, weil deren Geschäftsmodell eher auf „Kaufe jetzt, zahle später“ ausgerichtet ist und sie damit ihr Geld verdienen. Mal sehen wie lange noch? Das sind ja auch keine barmherzigen Samariter.
Oder habe ich bei Klarna irgendetwas übersehen, dass es doch nicht so günstig ist, wie ich denke?
Klarna schlägt schon einen minimalen Aufschlag drauf, aber das ist m.E. im Rahmen. Allerdings ist die Klarna-Karte in Richtung Händler eine „Credit“, schützt also nicht vor DCC.