Hinter kontaktlosem Bezahlen steht vor Allem das Versprechen, schnell und einfach kleine Beträge quasi im Vorbeigehen begleichen zu können. So ist es jedenfalls gedacht und so hat man das in vielen Ländern Europas bereits umgesetzt. Aber Deutschland wäre nicht Deutschland, wenn sich die Banken hierzulande nicht ein paar kleine Gemeinheiten ausgedacht hätten, um uns Kunden zu nerven.
Akzeptanz-Flickenteppich
Beim Bezahlen mit Chip & PIN ist die girocard zweifelsohne Marktführer. Durch die auf fast allen Karten vorhandenen Co-Badges Maestro bzw. V-Pay benötigt man sowohl für gelegentliche Aufenthalte im EUR-Raum als auch für die wenigen Terminals in Deutschland ohne girocard-Akzeptanz (iZettle etc.) eigentlich keine weitere Karten.
Betrachtet man die kontaktlose Akzeptanz der girocard, so sieht das schon ganz anders aus. Zwar sind inzwischen rund 50% aller in Deutschland installierten Terminals umgerüstet, aber es finden sich immer noch große Lücken bei den großen Ketten mit hoher Kundenfrequenz (McDonalds, Starbucks etc.) und auch in der regulären Gastronomie ist man mit Mastercard und VISA kontaktlos sicherer unterwegs. In sofern ist der Verzicht der meisten Banken auf die kontaktlose Schnittstelle für Maestro / V-Pay eher hinderlich.
Sparkassen-Lotterie: girogo vs. girocard kontaktlos
Die girocards der meisten Sparkassen werden mit zwei kontaktlosen Verfahren ausgeliefert: girocard kontaktlos und das auf der GeldKarte basierende Prepaid-Verfahren girogo. Während girogo aus dem Handel längst wieder verschwunden ist, trifft man es noch häufig im ÖPNV an, so wie bspw. in Köln und Berlin. Besitzt der Kunde kein Guthaben auf dem Chip und keinen Abo-Ladeauftrag kann es passieren, dass entweder die Zahlung fehlschlägt oder aber der Kunde via POS-Laden 35€ gegen PIN-Eingabe auf seinen Chip lädt.
Targobank
Die girocard der Targobank funktioniert inzwischen auch kontaktlos, verwendet per NFC aber lediglich V-Pay. Das ist zwar für den Einsatz im benachbarten Ausland ganz praktisch, dürfte aber für Verwirrung in den reichlich vorhandenen girocard-only Läden sorgen.
Comdirect
Die Comdirekt stattet ihre girocards sowohl mit girocard kontaktlos als auch mit kontaktloser V-Pay Funktion aus. Wer viel im EUR-Raum – und insbesondere in die Debitkartenländer wie den Niederlanden – unterwegs ist, hat mit dieser Karte sicherlich Freude.
Die Sparkassen wollen 2019 nachziehen. Genossenschaftsbanken sollen teilweise schon entsprechende Karte austeilen.
Anhebung des No-CVM-Limit auf 50€
Gerade haben wir gelernt, dass die Grenze für Bezahlungen ohne PIN-Abfrage bei 25€ liegt und dies auch so ziemlich jeder, renitent eine Unterschrift fordernde, Kassenfachkraft mitgeteilt, da heben die ersten Banken das Limit ihrer VISA-Karten auf 50€ an. Was dann aber am POS gilt hängt allerdings von Bank, Karte und den Einstellungen des Terminals ab. Das dürfte auch wieder zu längst überstanden geglaubten Diskussionen führen.
Fazit
Bargeldlose Bezahlverfahren haben es hierzulande schon schwer genug, da ist es völlig kontraproduktiv dass die deutschen Banken ihren Kunden ein solches Systemchaos zumuten. Wäre es so schwer gewesen, direkt von Anfang an girocard und Co-Badge kontaktlos auf allen Karten zur Verfügung zu stellen? Man hätte in aller Ruhe den girocard-Rollout bei den Terminals durchführen können und wir Kunden müssten nicht bei jeder Zahlung überlegen, welche Karte wir jetzt aus dem Portemonnaie holen müssen, um bei Laden X per NFC bezahlen zu können.