28. März 2024
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Deutschland-Ticket gestartet: Von Kiel bis Berchtesgaden für 49€ im Monat

Der heutige 1. Mai 2023 wird wohl in die Geschichte eingehen, denn am heutigen Tag startet die größte Tarifrevolution seit Gründung des ersten Verkehrsverbundes 1967 in und um Hamburg: Das Deutschland-Ticket erlaubt ab sofort grenzenlose Mobilität in allen Nah- und Regionalverkehrsmitteln innerhalb Deutschlands und darüber hinaus häufig auch bis zur ersten wichtigen Station im benachbarten Ausland.

Nachdem im letzten Jahr in einer beispiellosen Hauruck-Aktion ein bundesweit gültiges Ticket für 9€/Monat auf die Beine gestellt werden konnte, waren die Erwartungen an einen Nachfolger riesig. Allen Beteiligten war klar, dass man hinter die Einfachheit des Sommermärchens 2022 nicht zurückfallen durfte. Die bundesweite Akzeptanz zu einem einheitlichen Preis galt als gesetzt. Nach langem, zähen Ringen einigte man sich im Frühjahr auf die Einführung zum 01.05.2023 zu einem monatlichen Preis von 49€, der zumindest für die ersten zwei Jahre konstant bleiben soll. In diesem Zuge wurde auch die BahnCard 100 aufgewertet. Bislang galt diese nur in den rund 120 „+City“-Bereichen als Mobilitätskarte für die lokalen Öffis und kann ab Mai nun überall in Deutschland genutzt werden.

Natürlich gibt es auch hier viele Menschen, die sich darüber beschweren dass der Preis für von Armut betroffene Menschen zu hoch sei, die Pflicht ein Abo abzuschließen Menschen ausschließen könnte, wenn der Ticketherausgeber eine Schufa-Abfrage startet, etc. pp.

Was viele der üblichen Bedenkenträger nicht wissen oder ignorieren: Niemand ist verpflichtet das Deutschland-Ticket beim Verkehrsbetrieb seiner Heimatstadt abzuschließen. Man kann also in Ruhe die verschiedenen Angebote studieren. Manche Anbieter erlauben die Bezahlung mit Debit- oder Kreditkarte statt Lastschrift. Wieder andere bieten eine bequeme Funktion zum Pausieren- und Reaktivieren des Abos bspw. während des Urlaubs an. Andere wiederum erlauben eine Kündigung bis zum letzten Tag des laufenden Monats.

Wer sich nur innerhalb Nordrhein-Westfalens bewegt, für den gibt es noch eine weitere interessante Option: eezy.NRW, der mit Hilfe des Schweizer Unternehmens FairTIQ realisierte Luftlinientarif wird ab dem 1. Mai maximal 49€ pro Monat in Rechnung stellen. Fahrten innerhalb NRW, die darüber hinausgehen, werden nicht mehr berechnet. eezy.NRW lässt sich mit fast allen HandyTicket-Apps in NRW, aber auch mit der „roten“ FairTIQ-App nutzen.

Jedoch sollte man bei der Wahl des Verkehrsbetriebs auch bedenken, dass die Einnahmen aktuell nicht über bspw. den Königsteiner Schlüssel verteilt werden, sondern zunächst beim verkaufenden Betrieb verbleiben und lediglich die Verluste perspektivisch über die Regionalisierungsmittel ausgeglichen werden.  Daher macht es durchaus Sinn, den Betrieb zu unterstützen dessen Angebot man regelmäßig nutzen möchte und nicht etwa als Münchner die Berliner Verkehrsbetriebe für einen coolen Videoclip belohnt.

Deutschlandticket in der KVB-App
Deutschlandticket in der KVB-App

Ich habe mir mein Deutschland-Ticket bei den Kölner Verkehrsbetrieben als HandyTicket gekauft. Damit verzichte ich allerdings auf den sog. „Heimvorteil“:

  • 30 Freiminuten je Fahrt mit dem KVB-Rad
  • 90 Freiminuten je Woche für das KVB-Lastenrad
  • Vorteile beim Carsharing-Anbieter cambio (Wegfall der Anmeldegebühr von 30 Euro, 10% Rabatt auf den Zeitpreis)

Aber das kann ich durchaus verschmerzen. Die Leihräder sind eh nicht so meins, zumal ich knapp außerhalb einer Flexzone wohne und der nächste Rückgabepunkt ähnlich weit entfernt ist, wie „meine“ Bushaltestelle.

Ab Dienstag werde ich dann auch mal probieren, wie sich die aufgrund der Bauarbeiten entlang der S6 verbesserte Schnellbus-Anbindung nach Monheim (SB25+SB33) via Leverkusen so schlägt. Hier werden zwischen 53 und 63 Minuten mit lediglich einem Umstieg aufgerufen. Sobald die Bauarbeiten beendet sind, reduziert sich die Fahrzeit auf ca. 45 Minuten, allerdings mit zwei Umstiegen. Mit dem Auto benötige ich aktuell ca. 35 Minuten.

Darüberhinaus wird das D-Ticket natürlich bei vielen Dienstreisen für notwendige Fahrten vor Ort zum Einsatz kommen. Vielleicht werde ich im Sommer auch die eine oder andere Spaßfahrt mit dem Ticket machen, wobei ich mir nicht vorstellen kann häufiger Wochendtrips mit Regionalzügen nach Berlin oder Hamburg zu unternehmen. Dafür ist mir meine Zeit dann doch zu schade und der Supersparpreis der DB zu günstig.

Eine Zusammenfassung der wichtigsten Fakten, Einsatzmöglichkeiten und Sonderregelungen findet ihr u.a. auf dem Blog von Torsten Maue.

Marc-Oliver Schaake

Lotus / IBM / HCL Notes Professional Mag Reisen mit dem Zug, insbesondere mit Nachtzügen Kartenzahler seit 1987

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