Während es für Endgeräte mit Android-Betriebssystem ja schon eine ganze Reihe von Lösungen zur Kartenakzeptanz auf dem Markt gab, gingen iPhone Besitzer in den meisten Ländern bislang leer aus.
Auch wenn es sich bereits abgezeichnet hat, dass auch hierzulande irgendwann „Tap to iPhone“ starten wird, so kam der Start am letzten Dienstag für mich etwas überraschend.
Was ist an „Tap to iPhone“ besonders?
Im Unterschied zu Android-Geräten, bei denen Applikationen direkten Zugriff auf die NFC-Schnittstelle des Telefons haben und die komplette Terminalemulation selbst mitbringen, wird unter iOS ein im Betriebssystem integriertes Modul verwendet.
Um Zahlungen an einem iPhone entgegenzunehmen, benötigt man eine Payment-App, die sich dieser Schnittstelle bedient:
Germany |
Die jeweils aktuelle Version der Liste findet ihr hier.
Nach Einrichtung der entsprechenden App und Aktivierung der Funktion lassen sich über die jeweilige App kontaktlose Zahlungen entgegennehmen. Bei Verwendung einer physischen Debit- oder Kreditkarte muss bei Erreichen der „No CVM“-Grenze von z.Zt. 50€ die PIN auf dem Smartphone-Bildschirm eingegeben werden. Bei Benutzung einer Smartphone-Wallet mit „CDCVM“-Unterstützung entfällt die PIN-Eingabe.
„Tap to iPhone“ Einrichtung in der SumUp App
Da ich bereits über ein SumUp-Kartenterminal verfüge, lag es natürlich nah, meine ersten Tests mit der SumUp App durchzuführen. Hierzu muss man lediglich die Funktion in seinem Kundenprofil aktivieren. Danach steht sie sofort zur Verfügung:
Wer bereits einen SumUp-Account hat, ist in unterhalb einer Minute startbereit. Keine Angst, wer noch keinen Account hat, kann diesen ebenfalls in wenigen Minuten anlegen. Das Onboarding ist komplett darauf ausgelegt, wenige bis keine potentiellen Kunden zu verlieren. SumUp richtet sich ausschließlich an Geschäftskunden, d.h. Freiberufler und Gewerbetreibende. Auch wenn bei der Ersteinrichtung des Accounts nur wenige Daten abgefragt werden, so können Geschäftsunterlagen jederzeit bspw. nach Erreichen einer gewissen Umsatzschwelle eingefordert werden. Wer hierüber seine mehr oder minder regelmäßigen eBay-Kleinanzeigen-Verkäufe abwickeln möchte, dem sollte bewusst sein, dass bei Nichterfüllung der Voraussetzungen ein Account auch jederzeit gekündigt werden kann.
Kurze Zeit nach der ersten Aktivierung erhält man von Apple noch eine Einladung zur Verknüpfung der verwendeten AppleID mit dem Apple Business Register. Wer es sich einfach machen möchte, hinterlässt einfach dort nur seinen Namen.
Testen mit verschiedenen Karten
Die ersten Testzahlungen habe ich mit einer Visa-Debitkarte via Apple Pay, sowie einer physischen SparkassenCard mit Maestro Co-Badge durchgeführt. Beide Zahlungen gingen erwartungsgemäß durch. Da mit der SparkassenCard ein Betrag von rund 70€ bezahlt wurde, hat die App richtigerweise zur PIN-Eingabe auf dem Display aufgefordert.
SumUp kommunizierte zumindest in der letzten Woche noch, dass Zahlungen mit American Express auf diese Weise noch nicht angenommen werden können. Ein Test meinerseits verlief am Freitag jedoch positiv:
Das Bezahlen mit einer girocard ohne Co-Badge ist natürlich nicht möglich. Hier heißt es aber, dass andere Anbieter wie die Sparkassen in Zusammenarbeit mit payone an einer Implementierung arbeiten.
SumUp verlangt aktuell in Deutschland für alle akzeptierten Karten 1,39% vom Umsatz ohne Grundgebühren. Es gibt darüber hinaus auch andere Preismodelle.
Für wen ist diese Lösung interessant?
Vorweg muss ich noch sagen, dass es auch zuvor schon wirklich sehr einfach war, mit SumUp Kartenzahlungen anzunehmen. Ein entsprechendes Terminal konnte man nicht nur problemlos online bestellen, sondern in vielen Geschäften wie bspw. dem Media Markt ab rund 17€ einfach mitnehmen. Es gab daher bislang keinen validen Grund, in seinem Geschäft keine Kartenzahlungen zu akzeptieren.
Daher glaube ich auch nicht, dass über den Weg „Tap to iPhone“ nennenswert hartnäckige Cash-Only Händler überzeugt werden können. Diese werden ihre „Gründe“ haben.
Vielmehr sehe ich darin eine Möglichkeit, das bargeldlose Bezahlen noch stärker in bestehende Geschäftsabläufe zu integrieren. Im SumUp-Portal lassen sich einfach Accounts für Mitarbeiter erstellen. Diese können im Prinzip sofort mit dem Kassieren loslegen. Ganz ohne fummeliges Pairen eiines Bluetooth-Geräts. In Zusammenarbeit mit einer Händler-App, die direkt eine Zahlung auslösen kann, ergeben sich viele neue Möglichkeiten.
Ein Kundenberater könnte bspw. mit einer internen Anwendung nicht nur den Lagerbestand prüfen, sondern direkt während des Beratungsgesprächs kassieren, indem die eigene App über einen API-Aufruf die SumUp App startet und das emulierte Kartenterminal aktiviert.
Eine Lösung, die ohne zusätzliche Hardware auskommt, ist darüber für jegliche Formen mobiler Dienstleistungen interessant. Taxis, Pannenhilfe, Pizzadienste und viele mehr.
Und für Android?
SumUp bietet „Tap to Phone“ auch für Android Smartphones an. Einrichtung und Zahlungsabwicklung funktionieren gleich. Allerdings können mit einem Android Smartphone noch keine Zahlungen mit American Express-Karten akzeptiert werden.
Update zu Android: Zahlungen über 50€ sind mit physischen Karten ebenfalls nicht möglich und werden vom Terminal abgelehnt.
Die Gründe für die Nichtakzeptanz von Karten bei einigen Händler sind wohl eher von fiskalischer Natur…