19. März 2024

Kurz angetestet: Fremdwährungsgebühren sparen mit DiPocket

Zugegeben: Im Gegensatz zu iPhone-Usern mangelt es Android Fans nicht an Möglichkeiten zum kontaktlosen Bezahlen per NFC. Die Spannweite reicht dabei von ersten Banken (Deutsche Post, Postbank) die ihre Kreditkarten in ihrer Mobile App per HCE einbinden über diverse Prepaid-Lösungen wie bspw. boon. von Wirecard bis hin zu SEQR, die jeden einzelnen Buchungsposten per Lastschrift vom heimischen Konto einziehen. Vodafone bietet seinen Kunden mit Laufzeitvertrag darüber hinaus noch die Option mit einer NFC-fähigen SIM-Karte, so dass das Bezahlen auf Wunsch auch bei ausgeschaltetem Smartphone funktioniert.

Die meisten HCE-Lösungen haben aktuell ein paar systemimmanente Nachteile, so dass viele User sich nach der Bezahllösung des Betriebssystemherstellers Google sehnen. Aktuell funktionierte dies nur mit einem Konto bei einer ausländischen Bank (bspw. KBC Irland oder Alior Bank in Polen). Gerade der zeitraubende und nervige Antragsprozess bei der KBC hat viele Leute aber davon abgehalten, dort ein kostenloses Basiskonto zu eröffnen.

Genau in diese Lücke stößt jetzt DiPocket. Dabei handelt es sich – vergleichbar mit Revolut – um ein smartphone basiertes Konto mit verbundener Mastercard. Das Unternehmen sitzt in UK und Polen. Beides Länder mit Android Pay-Unterstützung.

Anmeldung

Aber der Reihe nach: Zunächst einmal habe ich die App aus dem Google Play-Store geladen und auf meinem BlackBerry KEYOne installiert. Der Registrierungsprozess ist dabei denkbar einfach. Zunächst wird eine SMS an die hinterlegte Handyrufnummer geschickt. Nachdem der erhaltene Code in der App bestätigt wurde, fragte die App die E-Mail Adresse ab. An diese Adresse werden drei Dateien mit den AGBs etc. geschickt. Weiterhin ist dort ein Link zur Aktivierung des Kontos hinterlegt. Bei der Registrierung gibt der Kunde neben seiner Adresse auch seine Hauptwährung an und muss zwei Selfies hinterlegen (mit und ohne Lächeln). Dazu benötigt die App einige Zugriffsrechte (Kamera, Mikrofon, Dateisystem) die einigen Puristen ein Dorn im Auge sind. Zur Entsperrung der App kann entweder eine sechsstellige PIN verwendet werden oder aber bspw. der Fingerabdrucksensor des Endgeräts. (Bei iOS auch FaceID)

Nach Bestätigung des Links in der E-Mail ist die App sofort im Inland einsetzbar. Um die volle Funktionalität nutzen zu können, die u.a. Banküberweisungen und den Einsatz der Mastercard im Ausland beinhalten, habe ich mich für die Registrierung entschieden. Deutsche Staatsbürger müssen hierfür lediglich Vor- und Rückseite ihres Personalausweises abfotografieren. Bürger aus Ländern, wo die Wohnanschrift nicht auf dem Personalausweis vermerkt ist, können als „Proof of Address“ bspw. ein Foto einer Stromrechnung oder ein Bankschreiben hochladen.

Die Prüfung der Dokumente dauerte nur wenige Minuten. Danach war mein Account freigeschaltet und der Test konnte beginnen.

Bestellung physischer Karten und Generieren virtueller Karten

Mit nur wenigen Klicks kann der User eine physische Mastercard nach Hause bestellen und eine weitere, virtuelle Karte, generieren. Sobald die Kartennummer feststeht, kann die Karte zu Android Pay hinzugefügt werden. Dazu wird nicht einmal die Android Pay App benötigt, die bei vielen deutschen Android Usern immer wieder vom Endgerät verschwindet.

Im Unterschied zu Revolut arbeitet DiPocket mit unterschiedlichen physischen Karten für abweichende Währungen. Ich habe mir daher eine Karte in PLN zusätzlich ausstellen lassen (Zwei Karten sind kostenlos) und auch für diese Karte ein virtuelles Äquivalent in Android Pay integriert.

Die Android Pay App benötigt man lediglich zum Wechsel der Hauptkarte. Alternativ lässt sich auch die hinterlegte Karte als „kompromittiert“ entfernen und so ein Wechsel erzwingen.

Mit separaten Karten pro Währung lassen sich die Fälle unerwünschter Währungsumrechnung besser vermeiden, auch wenn es Terminals gibt, die nicht auf Basis der Kartenwährung sondern dem Land der herausgebenden Bank die jeweilige Währung vorschlagen.

Aufladen des Kontos

Die Aufladung des Kontos erfolgt wahlweise per SEPA-Überweisung oder mit einer Kredit- oder Debitkarte von Mastercard oder VISA. Das Aufladen mit einer Mastercard der Sparkasse Bühl war kostenfrei. Gebühren dürften hier lediglich bei Verwendung von nicht regulierten Corporate Cards anfallen.

Die erste Bezahlung

Zum Testen habe ich mir einen Ticketautomaten der KVB ausgesucht. Aufgrund der ungünstigen Platzierung des NFC-Lesers am Automaten sowie des Senders im KEYOne waren hier drei Versuche notwendig. Da ist man vom NFC-Booster des iPhone regelrecht verwöhnt. Ansonsten: Einwandfrei: Smartphone hingehalten, Zahlung erfolgt, Push-Notification erhalten.

Währungen

DiPocket unterstützt bislang CHF, EUR, GBP, USD und PLN und damit wesentlich weniger Währungen als Revolut.  Man kann daran sehr gut ablesen, dass im Ausland lebende und arbeitende Polen wohl die Hauptzielgruppe sind. Der Tausch zwischen PLN und EUR erfolgte nahezu zum gleichen (Wochenend-)kurs wie bei Revolut.

Fazit

Wer auf der Suche nach einem ohne Streß zu beantragenden Konto mit Android Pay-Unterstützung ist, ist mit DiPocket gut bedient. Wie sich die anderen Funktionen (Banküberweisungen ein- und ausgehend) im Alltag schlagen, werde ich beizeiten nachreichen.

Nachtrag

Inzwischen wurde das System in Google Pay umbenannt. Der Begriff Android Pay sollte den meisten aber noch geläufiger sein.

Nachtrag 28.01.2020

Laut Homepage soll DiPocket jetzt auch Apple Pay unterstützen. Leider ist es mir bislang nicht gelungen, die physischen oder virtuellen Mastercards der Apple Wallet hinzuzufügen.

Marc-Oliver Schaake

Lotus / IBM / HCL Notes Professional Mag Reisen mit dem Zug, insbesondere mit Nachtzügen Kartenzahler seit 1987

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