Im Januar stand wieder einmal die Urlaubsplanung an. Nach insgesamt fünf Urlauben in Spanien, in denen ich jeweils einen Teil der Zeit dazu genutzt habe mir jeweils für ein paar Tage eine Stadt entlang des Weges anzuschauen, sollte es dieses Jahr mal was Anderes werden.
Angesichts des anvisierten Reisezeitraums Mai bot sich eine Tour durch Osteuropa aus wettertechnischen Gründen eher nicht an. Da war es ein schöner Zufall, dass die Deutsche Bahn just ihre internationale Buchungsplattform für Tickets in Italien freigeschaltet hat. Ich war schon lange nicht mehr dort und im Mai war es damals immer schon recht angenehm.
Gesagt. Getan. An einem ruhigen Abend habe ich flugs die Zielorte und Route festgelegt: Mailand, Bologna, Florenz, Livorno und zum Abschluss Rom.
Buchung der Hotels
Wie die meisten von Euch mittlerweile mitbekommen haben dürften, übernachte ich hauptsächlich in Hotels der Accorhotel-Gruppe. Da ich die Buchungen über die Cashback-Plattform Shoop durchgeführt habe, wird es im Herbst auch noch ein wenig Taschengeld zurückgeben.
Buchung über die internationale Buchungsplattform der DB
Nach grenzüberschreitenden Tickets zu beliebten Destinationen in unseren Nachbarländern lassen sich inzwischen auch Inlandstickets (inkl. lokaler Sparangebote) einiger ausgewählter Bahngesellschaften über bahn.de buchen. Hierzu sucht man sich erst einmal die passende Verbindung auf bahn.de heraus und klickt auf den Button „Preis ermitteln“. Direkt danach wird man auf eine andere Webseite (international-bahn.de) weitergeleitet und muss jeweils Geburtsdatum und eine evtl. vorhandene Rabattkarte eintragen. Sofort danach werden die verfügbaren Angebote angezeigt und lassen sich direkt buchen.
Hier ist dann wiederum die manuelle Eingabe entsprechender Kreditkartendaten oder PayPal-Zugangsdaten erforderlich, da die Abwicklung über die internationale Reiseplattform Amadeus abgewickelt wird und die DB die bei ihr hinterlegten Kartendaten nicht weitergeben kann/darf/will.
Nach erfolgter Zahlung erhält man eine E-Mail Bestätigung der DB sowie das Online-Ticket von Trenitalia mit einer weiteren E-Mail. Mit der dort angegebenen Auftragsnummer kann man das Ticket auch mit der Trenitalia-App herunterladen und anzeigen. Eine dauerhafte Speicherung auf dem Handy ist nur über den Umweg des Hinzufügen zur Apple Wallet (.pkpass-Format, auch für Android erhältlich) möglich. Nützlich ist auch die Funktion „Zugstatus“ die die aktuell erwartete Abfahrtszeit sowie das Gleis anzeigen.
Für alle weiteren Funktionen der App benötigt man ein Benutzerkonto welches sich nur mit einer italienischen Residenzadresse anlegen lässt.
Etappe 1: Köln-Frankfurt-Mailand (ICE & ECE)
- Ticket: ICE Köln Messe/Deutz-Frankfurt am Main Hbf 64,15€ 1. Klasse mit BahnCard 50 (Flexpreis), Fahrzeit: 89 Minuten
- Ticket: ECE Pendolino Frankfurt am Main-Hbf-Milano Centrale 69,90€ 1. Klasse (Sparpreis Europa), Fahrzeit: 7:34h
Anmerkung: „Eigentlich“ hätte es den Sparpreis für 69,90€ auch ab Köln geben müssen. Aber die waren zu dem Zeitpunkt schon alle vergriffen. Für die Teilstrecke Köln-Frankfurt waren auch nur noch Flexpreise verfügbar. Die günstigste Verbindung in der 1. Klasse zwischen Frankfurt und Mailand gibt es aktuell für 59,90€.
Ab Frankfurt am Main reist man einmal am Tag direkt nach Mailand. Als Fahrzeug kommt ein Alstom ET 610 der Schweizer Bundesbahn zum Einsatz. Im Gegensatz zu seinem kleinen polnischen Bruder ED 250 verfügt der Schweizer Pendolino über Neigetechnik, die gerade auf dem Abschnitt hinter Luzern zum Einsatz kommt.
Neben der Fahrkarte für den Nachtzug von Rom zurück, war dies das einzige Ticket was man wirklich ausgedruckt dabei haben musste. Bei der Fahrkartenkontrolle wurde bereits auf dem deutschen Abschnitt die Reservierungsnummer in eine Smartphone-App eingegeben und danach der Zangenabdruck hinterlassen.
Der Zug selbst verfügt über m.E. recht bequeme Sitze in der 1. Klasse, allerdings habe ich auch schon Beschwerden über diese Sitze gehört. Da hat wohl jeder einen anderen Geschmack. Die Vis-a-Vis-Sitze sind allerdings auch in der 1. Klasse recht dicht gegenüber, so dass man schon aufpassen muss um nicht ständig mit seinem Gegenüber in Körperkontakt zu treten.
Ich hatte meinen Platz in Wagen 3, der als Halbspeisewagen aufgebaut ist. Dadurch hatte ich natürlich eine exzellente Versorgung durch den sehr aufmerksamen Steward von Elvetino. Zum Mittag gab es – wenn schon denn schon – den Nationalklassiker Zürcher Geschnetzeltes. Allerdings wohl der Küche an Bord geschuldet, mit Kartoffelpuffer und Möhren anstelle von Rösti. Dennoch ein Gericht das man sehr gut essen kann. Schwer im Magen liegt bei Elvetino jedoch immer die Rechnung. Am Ende der Fahrt standen etwas über 40 CHF auf dem Deckel.
Bezahlen ließ es sich bequem kontaktlos mit Mastercard. Trotz Verwendung aktueller Terminals werden keine Prepaid-Karten autorisiert, so dass man weder mit Revolut noch mit boon. hier weiterkommt. Es muss schon eine „Credit“ geschlüsselte Karte sein.
Mein Mailänder Hotel (ibis Milano Centro) lag drei Straßenbahnhaltestellen vom Hauptbahnhof entfernt. Mailand verfügt über ein gut ausgebautes ÖPNV-Netz mit Metro, unterirdischer S-Bahn, vielen Straßenbahn und Buslinien. Teilweise gibt es auch O-Busse.
Das Rückgrat des Straßenbahnnetzes bilden rund 90 Jahre alte Vierachser. Diese drehen, von der Barrierefreiheitsverordnung völlig unbeeindruckt, zuverlässig ihre Runden.
Tickets gibt es sowohl an einer Vielzahl von Automaten in den Metrostationen, Kiosken, dem Kundencenter der ATM im Hauptbahnhof oder via App. Mit 4,50€ für eine 24 Stunden-Karte liegt man doch deutlich unter dem Niveau vergleichbarer deutscher Städte.
Die Ticketautomaten sind leider mit gruseligen Terminals ausgestattet. Eine Mastercard wollte das Gerät mit Magstripe&PIN autorisieren und brach dann ab. Da ich schnell mein Gepäck im Hotel abgeben wollte, habe ich mich für den Kauf im Kundencenter entschieden.
Am anderen Tag wollte ich den Automaten jedoch noch eine Chance geben. Im kombinierten S- und U-Bahnhof Republicca standen Automaten der Trenitalia und der ATM friedlich nebeneinander. Der Automat der Trenitalia verkauft zwar Tageskarten für Mailand, diese aber nur gegen Barzahlung. Beim Automaten der ATM hingegen war der Kartenleser defekt. Also musste ich an einer weiteren Station mein Glück probieren. Hier konnte ich dann erfolgreich ein Ticket mit der maestro von Revolut (Chip&PIN) kaufen. Wie ich inzwischen gehört habe, soll die Kreditkartenakzeptanz in Mailand offiziell zum 1. Juni 2018 starten.
Im Endeffekt ging der Kauf im Kundencenter inkl. Wartemarke ziehen schneller, als an den quälend langsamen Automaten.
In den Bahnen der ATM muss bei jedem Einstieg das Ticket validiert werden (Check-In). An den Metrostationen je nach Tageszeit und Auslastung mal nur beim Zugang oder auch zusätzlich beim Verlassen der Metrostation. In den Bussen und Bahnen werden übrigens keine Tickets verkauft!
Wenn man mal die Automaten vergisst (das erledigt sich eh irgendwann von selbst) ist das ÖPNV-Netz von Mailand wirklich hervorragend. Man kommt schnell von A nach B und hat auch immer mit der Tram eine touristisch attraktive Ausweichmöglichkeit.
Etappe 2: Mailand-Bologna
- Ticket: Super Economy Business (1. Klasse) 29,90€, Fahrzeit: 62 Minuten
Von Mailand nach Bologna ging es mit einem ETR 500 „Frecciarossa“ („roter Pfeil“) der staatlichen Bahngesellschaft Trenitalia. In diesem Triebzug gibt es vier verschiedene Klassen (Standard, Premium, Business und Executive) mit unterschiedlicher Ausstattung und Platz für die Reisenden. Ich hatte für meinen sehr kurzen Abschnitt ein günstiges Business-Class-Ticket ergattert. Beeindruckt war ich von den wirklich bequemen Ledersitzen. Da hat man eher das Gefühl, in einem luxuriösen Sportwagen zu sitzen als in einem Zug. Im Ticket inkludiert waren Zeitungen, ein Becher Kaffee (lauwarm), ein paar Nüsse und eine kleine Flasche Wasser. Aufgrund der kurzen Distanz habe ich von einem Test des Bordrestaurants abgesehen.
Im Zug stand ein Wifi-Netz zur Verfügung. Leider lief darüber zwar Internet-Traffic wie ICMP oder mein VPN, nur ließen sich absolut keine Webseiten mit dem Browser aufrufen. Dieses Verhalten kenne ich auch noch von den ehemaligen Telekom-Hotspots in den ICE. Nun ja: Egal, der LTE-Stick tat es auch. Nach Steckdosen habe ich in der „Business“-Class jedoch vergeblich gesucht. Wie ich später in einem anderen Zug festgestellt habe, sind unter den Klapptischen an jedem Platz zwei kleine Löcher. Dort passt ein Euro-Stecker hinein. Andere Länder, andere Steckdosen…
Die Fahrt verlief schnell (auf dem Infodisplay stand kurzzeitig mal 270 km/h) und äußerst ruhig. So ein Hochgeschwindigkeitsnetz, losgelöst von Regionalbahnen und Güterzügen, hat schon seine Vorteile.
In Bologna angekommen, ging es erst einmal ins Hotel. Das gestaltete sich etwas schwieriger als gedacht, da die Beschilderung im unterirdischen Teil des Bahnhofs sagen wir mal sehr speziell ist. Irgendwann habe ich es doch geschafft und erreichte das Hotel mercure Bologna Centro. Es befindet sich nämlich direkt gegenüber dem Bahnhofsplatz und ist allerdings ziemlich in die Jahre gekommen. Da hat man fast das Gefühl zurück nach 1990 zu reisen.
Vom Hotel erhielt ich netterweise eine kostenlose 24h-Karte für den Nahverkehr. Ein weiteres Ticket habe ich im Kundencenter am Bahnhofsvorplatz kaufen können. Automaten gibt es in Bologna nur für den Flughafenbus. Im Kundencenter der TPER konnte ich aber problemlos mit Apple Pay bezahlen. Eine Tageskarte ist mit 5€ unwesentlich teurer als in Mailand.
Der ÖPNV wird in der Hauptstadt der Emilia-Romagna mit Bussen durchgeführt. Es gibt kleine Busse, ganz kleine Busse, große Busse, O-Busse, CNG-betriebene Busse und noch mehr Busse. Diese verkehren in der Innenstadt kreuz und quer. Neben Liniennummern gibt es zusätzliche Buslinien mit Buchstaben, mit Nummern+Buchstaben und farbigen Nummern und farbigen Nummernhintergründen.
Im Endeffekt ist man ohne Google Maps aufgeschmissen und landet garantiert dort, wo man nicht hinwollte.
Obwohl gefühlt fast die ganze Innenstadt mit Fahrdraht für O-Busse versorgt ist, sieht man sie eher selten und wenn dann meistens auf einer Linie die nicht am Hauptbahnhof vorbeiführt.
Mir fehlt die Fantasie um mir vorstellen zu können, wie so ein wirres Netz wirtschaftlich und mit Kundenzufriedenheit zu betreiben ist.
So ist es auch kein Wunder, dass der Autoverkehr in Bologna recht heftig ist und man als Fußgänger dankbar sein muss, wenn man mal die Grünphase einer Ampel erwischt. Diese dauert übrigens nur rund drei Sekunden. Danach zählt ein Count-Down mit gelbem Licht um ja schnell wieder Platz für die Autos zu machen.
Etappe 3: Bologna-Florenz
- Ticket: Super Economy Standard (2. Klasse) 14,90€, Fahrzeit: 35 Minuten
Die Strecke von Bologna bis Florenz verläuft bis zur Stadtgrenze von Florenz nahezu komplett im Tunnel. Es gab lediglich vier kurze Unterbrechungen, wo man für 2-3 Sekunden Tageslist zu sehen bekam bevor der Zug wieder in einen Tunnel verschwand.
Der Frecciarossa 1000 ist auch in der günstigsten Wagenklasse komfortabel. An den Vis-a-Vis Plätzen entsprechen Beinfreiheit und Tischgröße in etwa dem ICE3 in der ersten Wagenklasse. Die gut geformten Ledersessel lassen sich allerdings nicht verstellen. An jedem Sitzplatz befindet sich eine Steckdose. Das WiFi wollte dieses Mal eine kostenpflichtige Anmeldung. Darauf habe ich dann dankend verzichtet.
In Florenz selber gibt es aktuell eine Vielzahl von Buslinien sowie eine Straßenbahnlinie, die von einer inzwischen 100%-Tochter der Pariser RATP betrieben wird. Drei weitere Strecken sind in Bau bzw. Planung. Ein Teil davon hätte im Februar 2018 in Betrieb gehen sollen.
Da mein Hotel, das durchaus empfehlenswerte mercure Firenze Centro, in Fußreichweite des aktuell noch als Hauptbahnhof dienenden Kopfbahnhofs Santa Maria Novella liegt, habe ich erst einmal meine Sachen dort abgegeben. Beim Checkin erhielt ich wiederum ein kostenfreies Tagesticket (normalerweise 5€) vom Hotel.
Da in der historischen und ziemlich verwinkelten Innenstadt nahezu alle Sehenswürdigkeiten zu Fuß erreichen lassen, benötigt man nicht unbedingt ein Tagesticket. Die Busse schlängeln sich durch die engen Gassen die von Massen an Fußgängern blockiert werden, so dass man fast immer zu Fuß schneller ans Ziel gelangt.
Allerdings habe ich es mir jedoch nicht nehmen lassen, einmal mit der Straßenbahn T1 an die Endhaltestelle zu fahren.
Die Fahrzeuge von AnsaldoBreda sind geräumig aber auch nicht übermässig komfortabel ausgestattet. Zur Hauptverkehrszeit geht es darin auch ganz schön hoch her. Selbst ein 3,5-Minutentakt schafft es kaum, alle Fahrgäste vernünftig vom Bahnhof wegzubewegen. Ein Einzelticket kostet am Automaten 1,20€. Leider sind die Automaten in einem völlig desolaten Zustand. Sie nehmen Münzen und Scheine an, viele von ihnen können aber kein Wechselgeld herausgeben und stellen stattdessen eine Quittung aus. Die Slots für Kartenleser sind zum Teil abgeklebt und haben auch kein PIN-Pad. Im Hauptbahnhof steht ein einziger Automat der Busgesellschaft ATAF mit Kartenzahlung und NFC-Leser. Die Fahrkarten werden auch in der Tram anerkannt. Das erhöhte Beförderungsentgelt liegt übrigens bei 250€.
Etappe 4: Florenz-Livorno
- Ticket: Regionalverkehr (2. Klasse) 9,70€, Fahrzeit: 80 Minuten (das einzige Ticket welches ich über die italienische Webseite der Trenitalia buchen musste und im Gegensatz zu den anderen Tickets nicht auf Englisch sondern auf Deutsch ausgeliefert wurde)
In einer lokbespannten Dosto-Einheit ging es von Florenz weiter nach Livorno. Der Zug führte nur eine zweite Wagenklasse. Die Sitze waren bequem, jedoch fehlte die Möglichkeit zum Verstauen von Gepäck vollständig. Die Gepäckregale waren nur knapp größer als im Oberdeck der deutschen Dostos und zwischen den Sitzreihen oder an den beiden Enden des Fahrgastraums leider ebenfalls Fehlanzeige. Da der Zug gut gefüllt war hieß es dann, irgendwie versuchen die Koffer unter den Sitzen zu verstauen, was nur den Wenigsten gelang.
Die Waggons sind 2+2 bestuhlt und es gibt Vis-a-Vis Sitzbereiche allerdings ohne Tische. Für je zwei Plätze hat es im unteren Deck eine Steckdose gegeben.
Nach einer Stunde und zwanzig Minuten hat der RegionalExpress seinen Endbahnhof Livorno Centrale erreicht. In Livorno wird der Stadtverkehr mit Bussen abgewickelt. Eine Einzelfahrt kostet 1,20€ (1,70€ beim Fahrer) und ein Ein-Tages-Ticket 4,20€. Tickets gibt es an Kiosken, so auch wie im Bahnhof. Leider war ein Kauf nur gegen Barzahlung möglich. Nun ja gut.
Da Livorno auf den ersten Blick keine so spannende Stadt zu sein scheint und die großen Tages dieses traditionellen Seebades längst vorbei sind, habe ich mich für einen Tag im Grand Hotel Palazzo (MGallery by Sofitel) eingenistet und genieße anstelle des toskanischen ÖPNV einfach mal einen herrlichen Blick aufs Meer. Das 5* Haus verfügt nämlich über eine Bar auf dem Dach mit herrlichem Meerblick 😉
Etappe 5: Livorno-Rom
- Ticket: Super Economy Standard (2. Klasse) 9,90€, Fahrzeit: 2:40h
Am nächsten Morgen hieß es leider gleich wieder Abschied nehmen vom süßen Leben im Fünf-Sterne Hotel. Da ich in dem ultrakomfortablen Bett ziemlich verschlafen habe, fiel das Frühstück aus und es ging mit dem Taxi zum Bahnhof.
Dort strömten mir erst einmal eine ganze Horde Fahrgäste aus dem saisonal verkehrenden Nightjet Rom-Livorno entgegen.
Der Zug bestand aus insgesamt fünf Personenwagen (1x Schlafwagen, 3x Liegewagen, 1x Sitzwagen) und fünf gut ausgelasteten PKW-Tranportern die zum größten Teil dicht mit Motorrädern beladen waren. Soviel zum Thema: Nachtzüge seien tot.
Leider ging es, da das einzige Café im Bahnhof am Wochenende geschlossen hat, ohne Frühstück nach Rom.
Die „Frecciabianca“ genannte Zuggattung bestand in meinem Fall aus einem Fiat-Triebzug mit Neigetechnik für das italienische Gleichstromnetz und war in der zweiten Klasse ähnlich komfortabel wie ein ICE3. Es gibt aber in der Zuggattung auch IC-Reisezugwagen die Lok bespannt sind. Die Strecke schlängelte sich bis Rom am Mittelmeer lang und war insgesamt landschaftlich sehr reizvoll.
Im Endbahnhof Roma Termini angekommen, machte ich mich erst einmal auf die Suche nach einem Ticketautomaten für die Öffis. In der Metrostation im Keller wurde ich dann fündig. Leider gab es recht lange Schlangen vor den Automaten und an allen getesteten Geräten funktionierten die Kartenterminals nicht. Angesichts von 18€ die für eine 72h-Karte zu berappen waren, ziemlich dämlich. Ich habe die Karte daher in einem Kiosk in der Metrostation kaufen müssen. Dort kostete die Karte dann inkl. der Möglichkeit kontaktlos zu bezahlen 18,50€. Nun gut.
Wie sich später herausstellte, akzeptieren die Römer Verkehrsbetriebe an den Automaten überhaupt keine Karten. Die Terminals sind wahrscheinlich nur drin, weil die einfach standardmäßig verbaut wurden.
Mein Hotel (ibis Styles Art Noba) lag direkt an der einzigen Trolleybus-Linie 90 die am Bahnhof Termini (mit Dieselbetrieb) startet. Da die Busse entlang der Strecke fast ausschließlich eigene Fahrspuren besitzt, hielt sich die Fahrzeit in Grenzen. Allerdings sind die Busse meist sehr voll und sowohl Schlaglöcher als auch die wenig Fahrgast freundliche Fahrweise machen die Fahrt nicht unbedingt zum Vergnügen.
Der ÖPNV in Rom ist allgemein eine ziemliche Katastrophe. So richtig vorangekommen ist man mit dem Bau dringend benötigter U-Bahn Linien nicht wirklich. Und das einst dichte Tramnetz hat man auf inzwischen nur noch sechs Linien zusammengestrichen. Die Hauptlast tragen Solobusse, die häufig technisch in einem jämmerlichen Zustand sind. Schuld daran sind, neben den vielen Schlaglöchern, auch nicht erfolgte Wartung weil der Laden pleite ist. Der Schlachtruf der Leid geplagten Pendler ist passender Weise auch „ATAC Akbar!“
Etappe 6: Rückreise mit dem ÖBB Nightjet von Rom nach München und weiter nach Köln
- Ticket: Nightjet Roma Termini-München Hbf, Sparschiene Single Deluxe Schlafwagen (2. Klasse) 129€, Fahrzeit 13:43h
- Ticket: ICE München Hbf-Köln Hbf, 1. Klasse (BahnCard 50) 22,40€, Fahrzeit 4:52h
Jede Reise hat leider irgendwann ein Ende. Dank der Möglichkeit eines Late-Checkouts konnte ich mein Hotelzimmer bis 17:00 Uhr behalten. Zeit genug, um noch einmal einen ausgedehnten Spaziergang durch die ewige Stadt zu tätigen und anschließend frisch geduscht in den Nightjet zu steigen.
Am Bahnhof Roma Termini angekommen, blieb mir noch genug Zeit um zwei drei Dinge im Supermarkt für die Reise einzukaufen und anschließend oben im Food Court auf der Terrasse in Ruhe einen Burger zu Essen.
Frisch gestärkt ging es dann in freudiger Erwartung runter zu den Gates (ja, so etwas gibt es in Italien).
Es hat noch rund 20 Minuten gedauert bis der Zug (und damit das Abfahrtsgleis) angezeigt wurde. Das Ganze in Verbindung mit einer Verspätung von 40 Minuten, die sich dann aber auf 20 Minuten reduziert hat.
Zur Freude der am Bahnsteig wartenden Fahrgäste hatte ein Scherzkeks vergessen, die richtigen Steckschilder zu setzen, so dass der Wagen 251 der nach München fährt (und mit München-Rom beschildert war) in Mitten der 400er Wagen (nach Wien) auftauchte.
Von derlei Unwägbarkeiten lässt sich der Vielfahrer natürlich nur kurz beirren (in dem er ein lautes „Fuck“ über den Bahnsteig ruft) und macht sich dann zielstrebig auf zum vorderen Teil des Zugs.
Dass der Zug in Rom den ganzen Tag über in der Sonne steht, merkt man an den Temperaturen im Inneren. Daher habe ich einen Vierkantschlüssel bei der Schlafwagenbetreuerin von Newrest ausgeliehen und das kleine Klappfenster entriegelt. Ein wenig Fahrtwind half bis die Klimaanlage der doch inzwischen recht betagten Schlafwagen griff.
Dank der Anfang des Jahres erstandenen Ohrstöpsel und der Wirkung des im Schlafwagen erstandenen Stiegls habe ich wirklich gut schlafen können und bin ziemlich fit um 05:30 von Alleine aufgewacht. Mit rund zehn Minuten Verspätung fuhren wir kurz vor Neun in München Hbf ein. Inzwischen befanden sich am Zug ein Teil aus Mailand sowie drei CityJet-Sitzwagen die zwischen Salzburg und München noch ein wenig für zusätzliche Einnahmen des Nightjets sorgen.
Da ich ein ICE-Ticket mit Zugbindung für 12:50 gebucht habe, werde ich jetzt noch ein wenig Zeit in der Lounge totschlagen und dann mal die L`Osteria im Münchner Hauptbahnhof testen. Pizza und Pasta kann man eigentlich nicht genug bekommen 😉
Fazit zum bargeldlosen Bezahlen in Italien & Trinkgeld
In Italien ist das kontaktlose Bezahlen mit der Bankkarte oder dem Smartphone völlig normal. Mittlerweile sogar so normal, dass viele Ladenbesitzer gar keine Scheme-Logos mehr anbringen. Für uns Deutsche etwas ungewöhnlich. Insbesondere wenn das Gegenüber einen dann ganz entgeistert anschaut weil man fragt, ob denn auch Kartenzahlung möglich sei.
An der Frage, ob man in Italien nun Trinkgeld geben soll oder nicht und ob mit dem „Coperto“ (Gedeck) – zumeist zwischen 3€ und 3,50€ pro Person – sich das Thema erledigt hat, scheiden sich die Geister und Reise-Knigge-Experten.
Zahlt man mit Karte, so wird in fast allen Fällen der Rechnungsbetrag eingegeben und man bekommt das Terminal zum kontaktlosen Bezahlen hingehalten. Daher funktioniert das Tipping meist nur in bar. Eine kleine Ausnahme hatte ich in Florenz in einer Bar. Aber dort, wo ausländische Touristen in Massen zu Gast sind, da nimmt man Trinkgelder gerne in jeglicher Form an. In dem Fall hat die Kellnerin auch den Tipp direkt aus dem Kellnerportemonnaie entnommen.
Es gibt aber durchaus auch in Italien immer wieder Bedarf für Münzen und Scheine abseits vom Trinkgeld. Egal, ob nun der Ticketautomat im ÖPNV nur Münzen will oder im kleinen Bahnhofscafé kein Terminal steht. Es sind zwar wenige Gelegenheiten aber dennoch sollte man niemals blank aus dem Haus gehen. Darüber hinaus gibt es selbst im großen Bahnhof Roma Termini keine NFC-Leser an den Toiletten. Mit Sanifair sind wir in Deutschland da schon echt gut aufgestellt.
Dank u.a. der Taxifahrt, Döner, Öffi-Ticket und ein paar Trinkgeldern hier und da, kam ein Baranteil von rund 8,5% zustande. Dabei habe ich mich nicht explizit bemühen müssen, Bargeld zu vermeiden. Mit etwas mehr Hartnäckigkeit wäre das sicherlich weniger geworden aber dann nicht unbedingt repräsentativ.
Zahlungsmittelmix | |
girocard/Maestro | 0,66% |
Mastercard | 22,09% |
VISA | 0,00% |
ApplePay/boon. (Mastercard) | 68,19% |
Revolut (Maestro) | 0,58% |
Bar | 8,48% |
Fazit zum ÖPNV
Was das Ticketing im ÖPNV angeht, so scheint man sich nicht so sehr um die Funktionsfähigkeit der Automaten zu kümmern. Egal, ob einfach mal an 50% der Automaten kein Wechselgeld ausgegeben wird oder die Kartenleser Probleme machen. Das bleibt dann häufig für länger so. Schließlich kann man seine Tickets ja noch im Kundencenter oder an einem der vielen Kioske erwerben.
Wer mit dem ÖPNV unterwegs ist, sollte auch immer etwas Bargeld dabei haben und sich mit den Regeln der jeweiligen Stadt auseinandersetzen. Ein „Giornalero“ (Tageskarte) gilt je nach Betrieb für 24 Stunden ab Entwertung oder nur für den jeweiligen Kalendertag.
Die erhöhten Beförderungsentgelte sind überall schmerzhaft (Florenz 250€) und es soll – so verschiedene Berichte – keinerlei Kulanz egal wo in Italien geben.
Fazit zum Reisen mit der Bahn nach und in Italien
Von Deutschland aus gibt es eine ganze Reihe von Verbindungen nach Italien. Das Angebot reicht vom klassischen EuroCity über den ECE Pendolino der SBB bis hin zum Schlafwagenzug Nightjet der ÖBB. Für die Strecke nach Rom empfiehlt sich aber auf jeden Fall der Nachtzug ab München.
Wer jetzt nicht gerade in Flensburg oder Kiel wohnt und drei Kinder, einen Hund und zwanzig Gepäckstücke zu transportieren hat, für den ist die Bahn eine gute Alternative. Die Reisezeiten sind moderat und man kommt garantiert entspannter am Ziel an als bei einer Anreise mit dem eigenen Auto.
Für Fahrten innerhalb Italiens ist die Bahn ebenfalls eine hervorragende Alternative zum eigenen Auto oder Mietwagen. Selbst im Hochgeschwindigkeitsverkehr sind die Preise moderat und auch die niedrigste Wagenklasse komfortabel. Reist man hingegeben mit Regionalzügen, so sollte man nicht zu unhandliches Gepäck dabei haben oder zu auslastungsschwachen Zeiten reisen.
Sowohl über die internationale Buchungsmaschine der DB als auch über Trenitalia lassen sich Tickets einfach und auf Deutsch buchen.