Die Sommerferien sind in vielen Bundesländern in vollem Gange. Viele Deutsche dürften sich aktuell mit ihren Familien in Urlaub befinden und stehen dort natürlich auch vor der Frage: Wie möglichst sicher und kostengünstig bezahlen?
Beim Bezahlen außerhalb der Eurozone fallen bei den meisten Debit- und Kreditkarten zusätzliche Gebühren an. Dazu muss man nicht einmal besonders weit verreisen. Mit Dänemark, Polen, Tschechischer Republik und der Schweiz haben gleich vier unserer direkten Nachbarn und durchaus beliebte Reiseziele eine eigene Währung.
Natürlich kann man sich die Reisewährung vorab bei der eigenen Bank bestellen, am Ankunftsort in eine meist überteuerte Wechselstube gehen oder mit einer seiner Karten den nächst besten Geldautomaten besuchen. Die ersten beiden Vorgehensweise sind auf jeden Fall teuer. Bei der letzten kommt es auf Karte und Betreiber des Geldautomaten an.
Neben möglichen Gebühren der eigenen Bank, können Automatenbetreiber direkte Kundenentgelte erheben oder den Kunden dazu verleiten, sein Konto zu einem fürchterlichen Wechselkurs in EUR zu belasten. Dieses System nennt sich DCC.
Aber darum geht es heute nicht. Ich möchte vielmehr einen Blick darauf werfen, was eine einzelne Zahlung in fremder Währung für unterschiedliche Kosten verursachen kann.
Mit der girocard
Für Zahlungen mit der girocard kommt im Ausland in der Regel das auf der Karte aufgebrachte Co-Badge (Maestro oder V-Pay) zum Einsatz. Viele Banken erheben, wie auch bei den Kreditkarten, eine prozentuale Gebühr, die auf den Wechselkurs der Kartengesellschaft aufgeschlagen wird. Dieser Aufschlag liegt meist zwischen 1% und 1,8%. Ausreisser nach oben oder unten sind möglich. Meist sind Belastungen über Mastercard/Maestro ein ganz klein wenig günstiger als VISA/V-Pay.
Darüber hinaus erheben viele Banken eine Mindestgebühr pro Zahlung in Fremdwährung. Bei vielen Sparkassen liegt diese bei 0,77€. Es gibt aber auch Banken, die pro Transaktion 1,50€ sehen möchten bis hin zu 5€(!) bei der Echterdinger Bank (siehe Preisaushang). Man stelle sich also einmal vor, dass eine Straßenbahnfahrkarte die in Polen ca. 80 Cent kostet dann am Ende mit ca. 5,80€ zu Buche schlagen würde.
Neben den Mindestgebühren gibt es gerade im Sparkassenlager aber auch Höchstgebühren für den Fremdwährungseinsatz. Bei der Sparkasse Bühl liegt dieser bei 3,83€. Demnach ist also der Einsatz der girocard ab einer Rechnungssumme von 383€ günstiger, als der Einsatz der Kreditkarte für die betragsunabhängig 1% Fremdwährungsentgelt anfallen.
Ganz schön kompliziert, oder? Es gibt natürlich auch Banken, die auf ein Fremdwährungsentgelt bei Einsatz der Debitkarte verzichten oder wo dieses deutlich unter 1% liegt.
Kreditkarten der großen Bankengruppen
In der Regel werden auch hier entsprechende Gebühren berechnet. Die Sparkasse Bühl liegt wie oben bereits erwähnt mit 1% im unteren Bereich der Sparkassen. Sätze von 1,8% sind aber auch keine Seltenheit. Es gibt durchaus auch Sparkassen, die die oben beschriebene Mindestgebühr auch für Zahlungen mit der Kreditkarte erheben. Damit sind die letztgenannten Produkte natürlich völlig ungeeignet für Reisen außerhalb des Euroraums.
Bei den meisten Privatbanken sehen die Gebührentabellen ähnlich aus.
Direktbanken und Fintechs
Neben einigen Exoten im Sparkassenlager wie bspw. der Nassauischen Sparkasse findet man Karten ohne Fremdwährungsaufschlag hauptsächlich bei Direktbanken oder Fintechs. Hier eine kleine Auswahl von Anbietern, die ich bis auf N26 selbst getestet habe:
- DKB – Deutsche Kreditbank AG (als Aktivkunde)
- Klarna Smooth VISA
- bunq
- N26
- Revolut
- Kurz angetestet: Curve Proxy-Mastercard
Im Internet finden sich genügend Vergleichsportale, die weitere Anbieter auflisten und teilweise tiefergehend die Konditionen der jeweiligen Produkte miteinander vergleichen
Ist das Fremdwährungsentgelt wirklich kriegsentscheidend?
Nimmt man die hierüber auf Twitter und Facebook geführten Diskussionen zum Maßstab, sollte ein intelligenter Mensch niemals eine Karte benutzen, die ein Fremdwährungsentgelt verlangt.
Setzt man bspw. 2500€ Kosten für einen selbst gebuchten Urlaub (Hotel+Flug+Ausgaben vor Ort) an, so reden wir schon über mindestens 25€ unnötig aufzuwendenden Euros. Bei einer Amex mit 2% Aufschlag dementsprechend 50€. Mit Mindestentgelten pro Transaktion erhöhen sich die Beträge u.U. noch drastisch.
Selbst wer nur drei Wochen im Jahr die Eurozone verlässt sollte dringend darüber nachdenken bspw. ein Konto bei Revolut oder N26 zu eröffnen. Wer sicher mehr als 700€ im Monat auf dieses Zweitkonto einzahlen kann, für den ist auch die DKB interessant, da deren VISA eine echte Kreditkarte ist.
War das wirklich alles?
Die meisten Deutschen beschäftigen sich nicht gerne mit Geldthemen, so dass bereits die recht transparenten Entgelte von Oben völlig außerhalb des Blickfeldes vieler Reisenden liegen. Macht einfach mal den Test in Eurem Freundeskreis und fragt mal, wer sich schon einmal damit auseinandergesetzt hat.
Neben den Aufschlägen auf den Wechselkurs ist natürlich auch die Frage, welcher Kurs überhaupt für die Umrechnung angesetzt wird. Und hier wird es noch spannender, da man hier schon relativ genau nachforschen muss. Neben dem Herausgeber des Kurses sollte man überprüfen, zu welchem Zeitpunkt die Umrechnung stattfindet.
Ein paar Beispiele:
- Verwendung des Mastercard oder VISA Kurses am Tag der endgültigen Buchung
- Verwendung eines eigenen festgelegten Kurses Montags-Freitags
- Verwendung des eigenen Kurses vom Freitag + 0,5% Sicherheitsaufschlag bei Zahlungen am Wochenende
- […]
Bei relativ stabilen Wechselkursen sollten die Unterschiede doch kaum spürbar sein, oder?
Ich habe einen recht einfachen Test durchgeführt, in dem ich an einem Montag Abend kurz hintereinander von folgenden Quellen jeweils 10 GBP auf mein Revolut-Konto eingezahlt habe:
- Belastung der DKB VISA via direkter Eingabe der Kartendaten
- Belastung der Klarna Smooth VISA via Apple Pay
- Belastung der Debit Mastercard Wielewalutowe der Alor Bank SA Polen
- Direkter Umtausch via Revolut App
Für den Erwerb von 10 GBP vielen folgende Kosten an:
- DKB: 10,98€ (Vormerkung: 11,19€)
- Klarna: 10,98€ (Vormerkung: 11,19€)
- Revolut: 10,97€ (Kurs 1,0962€)
- Alior Bank: 10,96€ (Vormerkung: 11,16€)
Wie man sieht, bewegen wir uns in einem Bereich von 1-2 Cent Differenz , was ca. 0,18% Preisunterschied ausmacht. Also nicht so wahnsinnig viel. Interessant nur, dass die Alior Bank hier günstiger als Revolut war, obwohl die Transaktion nicht an einem Wochenende stattfand.
Anders sieht es natürlich aus, wenn es sich um eine sehr volatile Währung wie bspw. die Türkische Lira handelt. Oder die nächste Staffel der Brexit-Soap neue Kapriolen bringen wird und das Pfund in die Tiefe reißt.
Fazit
Kurz und knapp gesagt: Wer außerhalb der Eurozone verreist, sollte sich auf jeden Fall mit dem Thema auseinandersetzen. Ein Konto bei Revolut macht immer dann Sinn, wenn man vor dem Wochenende genügend Geld in die Zielwährung umtauscht, um für alle Fälle gewappnet zu sein. Wer so gar nicht willens oder in der Lage ist, sich über solche Themen Gedanken zu machen, und damit auch kein Prepaid-Konto regelmäßig im Blick haben möchte, sollte ein Konto bei der DKB eröffnen oder sich die Klarna Smooth VISA besorgen.
Wer wirklich häufig ein Land bereist, dort vielleicht eine Immobilie besitzt, sollte darüber nachdenken ein Konto in ebendieser Währung zu führen und die Wechselkurse genau im Blick zu halten, so dass ein Nachkauf zu günstigen Kursen möglich ist. Hierfür eignet sich Revolut übrigens sehr gut.